mit 60 "better than ever" - Triumph TR4

11. Dezember 2022

Ich schrieb vor zehn Jahren (ach du liebes bißchen, so lange geistere ich hier schon herum?) schon etwas zum "runden Geburtstag" unseres TR4.

Nun ergibt es sich, daß er tatsächlich das (französische) Rentenalter von 60 erreichte. Immer noch bei uns, nunmehr seit Mai 2002 schon über 20 Jahre.

Ich gieße kein Wasser in den Rhein und wiederhole, was ich schon damals schrieb. Es stimmt immer noch.

Spannend ist doch vielmehr die Frage, wie sich ein Auto (das wiederhole ich jetzt doch), dessen Wartungsheft bei 50.000 miles planmäßig endet, über ein Mehrfaches seiner geplanten Lebensdauer so verhält.

Nun gut - die Nutzung ist bei weitem nicht mehr so intensiv wie früher. Aus mehr als 15.000 km/Jahr wurden in der Regel um die 3.000. Während Corona noch weniger und letztes Jahr wegen der sengenden Hitze hier im Ausläufer des Oberrheins auch nicht mehr. Also kamen geschätzt 25.000 km dazu.

Er erfreut sich bester Gesundheit - Kompression aus Anlaß des Geburtstages gemessen und mit 10,5 - 10 - 10,5 - 11 perfekt. Ölverbrauch nach wie vor nur durch Tropfverlust. "Wenn ein TR kein Öl verliert, ist keins mehr drin." Strenges Wartungsregime trotz niedriger Fahrleistung mag beitragen. Ölwechsel jährlich mit gutem 20W50 mineralisch (Meguin, echt jetzt ... nix "fancy old brand with tin boxes", sondern in der Werkstatt aus'm 60 L-Faß. Für weniger als 10 €/L inkl. "Machen". Zum TÜV kommt erbarmungslos alles Flüssige neu, Brems- und Kupplungsflüssigkeit, Kühlmittel, Motoröl, Getriebe- und DIfferentialöl sowie Öl des Overdrive. Im ersten Moment völlig daneben, aber die unerschütterliche Funktion aller geschmierten Teile und das problemlose und pannenfreie Fahren über die letzten 10 Jahre spricht für diesen Overkill. Wer gut schmiert, der gut fährt.

Natürlich "war was dran". Zehn Jahre auf einem jetzt nahezu uralten Auto vergehen nicht spurlos. Zumal er wenn, dann artgerecht bewegt wird. Flott und auch flotter, gerne über Land, ungerne auf der Autobahn. Er ist halt sauklein, wird vielleicht in schwarz übersehen und einziges saftey feature ist der gesunde Menschenverstand des Fahrers. Nicht untertourig, nicht ausgedreht. Am liebsten zwischen 2500 und 3500/min, dann aber auch gerne wenn nötig Vollgas. Immer ARAL ultimate, nie über 11 L/100 km.

Zylinderkopf bei der Ventilspielkontrolle picobellos sauber, leichter gelblicher Ölfilm auf allen Teilen. Keinerlei Ablagerungen, nichts. Zylinder endoskopiert - metallisch blanke Kolben, Ventile ohne Ablagerungen, Zylinderlaufwände ebenmäßig, Honschliff erkennbar (!). Na gut, sind halt Mahle-Kolben bei seiner Überholung 1998 beim Verkäufer verbaut worden.

Schaltet, lenkt, bremst wie neu.

Kein Wunder, da kam auch einiges neu.

Bremstrommeln hinten nach 55 Jahren verschlissen. Große Augen, als das Auto mit angezogener Handbremse langsam einen Abstieg hinabrollte. Beläge fassen nicht mehr, weil die Trommeln zu ausgebremst sind. Kühlwasser verloren. "Mist, das Engländerleiden mit "irgendwo verschwindet's", das wird teuer werden", war der erste Gedanke. Teilweise falsch. Die 58 Jahre alte Wasserpumpe war hin. Mehr nicht. Neu ist Gutes teuer, sogar richtig sehr teuer.

Letztes Jahr fuhr er nicht mehr recht gerne über unebenere Wege, die Hinterachse führte zunehmend ein Eigenleben. Unangenehm, das. Abhilfe einfach: die Dämpfer hinten (Hebelstoßdämpfer!) sind schon wieder undicht und wirkungsgeschwächt. Jetzt reicht's, die müssen gescheit neu. Lange Suche, wenig Erfolg. TTS Mausbach in Köln hat welche für prohibitive Preise. My dear swan - wie der Engländer sagen würde. Bis jetzt läuft's wieder, auch geradeaus. Vorne sind "Koni gelb" seit 1998 in tadelloser Funktion verbaut.

Kupplung - nix dran zu machen. Alle Zylinder dicht, Funktion und Pedalweg völlig ok. Getriebe - perfekt nach wie vor, Overdrive schaltet sauber und zuverlässig. Ich vermeide allerdings dessen Schalten "unter Last", sondern trete entweder die Kupplung (was eigentlich nicht nötig wäre), oder helfe bei Ausschalten mit einem Gasstoß. Wir haben uns halt aneinander gewöhnt.

Zuletzt machte permanentes Vibrieren die Fahrt unersprießlich. Auswuchten hilft nicht, die Chinesen aus Nankang haben offensichtlich ausgedient. Billig waren sie, naß griffen sie, aber sonst sind sie nix. Riesenseufzer, 165 R 15 ist keine enorm populäre Größe, die Auswahl beschränkt. Zum 60. sollte es aber auch kein moderner Hankook werden, die Profile stehen ihm nicht recht. "You cannot unsee it once realised!". Tiefer Griff ins Portemonnaie und für 680 € vier Dunlops in historischem Profil und mit bester Bewertung aus AutoBild Klassik mußten es werden. Lohnt sich, echt. Perfekter Rundlauf mit wenig Gewichten, sehr leise, angenehme Lenkungsführung, sehr schick.

Die Tachowelle verabschiedete sich nach 59 Jahren. Ziemliche Biesterei, das Ding zu ersetzen, denn zur Bewahrung war schon damals die Bowdenhülle mit Fett gefüllt worden. So ist das jetzt auch wieder. Leider hat sich dabei der Tacho verstellt, jetzt geht er verläßlich 20 vor. Schönes Gefühl, mit Tacho 160 über die Autobahn zu donnern ... wobei er die echten 140 als Reisetempo bei 3500/min stundenlang auch bei 30° erträgt ohne Mucken und Murren.

Schließlicht überkam mich der Wunsch nach mehr oldschool-Look statt mit den Alufelgen. Stahlräder wollten gefunden werden, große Radkappen mit Weltkugel drauf habe ich noch. Privatanbieter glauben wohl, die Steelies seien in Wahrheit aus Gold, die Rundlaufprüfung wollten sie alle nicht vor Verkauf erledigen. Auf einen Händler in Paderborn vertrauend dorthin gebraust, vier Felgen für kleines Geld erworben, 16 Radmuttern dazu. Youtube-Tutorialgestählt munter mit frischem Werkzeug die Dinger saniert. Hochglanzschwarz mit großer Chromkappe hätte affenscharf ausgesehen. Ihr ahnt es - "hätte". Ich hätte auch die zuerst auf Rundlauf prüfen sollen. Höhenschlag war das einzige, was sie nicht hatten. 400 gr Auswuchtgewichte und ein schauerlicher Anblick auf der Maschine mit dem Kommentar "jetzt laufense awwa mit kääm Gromm Uuuwucht" führten nur noch zum Schrottcontainer. Stattdessen beim großen Fluß glanzschwarze Radnabendeckel für kleines Geld erworben. Die halten endlich, weil sie einen Sprengring haben. Und sind mit dem schwarz ein nettes Gimmick zum Auto.

Apropos und zum Schluß: was war den an der Karosse zu tun? Putzen, wachsen, ölen und schmieren. Sonst nix.

Der Lack wurde wohl 1998 vom Verkäufer erneuert. Er ist um die 150 my dick und glänzt wie eine Speckschwarte. Poliert wird nur bei Notwendigkeit und mild mit einem Exzenter, in den letzten zehn Jahren zweimal. Kein Klarlack, also eigentlich Höchststrafe. Einfacher Trick: Nach dem Waschen wird er alle Quartal mit Konservierungsöl eingerieben, das für 24 Stunden drauf bleibt. (20 € für 5 Liter beim großen Fluß). Dann die Rückstände sanft auspolieren und danach mit Wachs drüber. Einmal im Jahr reicht das, danach Wachsschutz mit Detailer bzw. Spraywachs aufgefrischt. Gut ist das, perlt und glänzt wie verrückt.

Verdeck dürfte auch jetzt 24 Jahre alt sein. Nie mit irgendwas außer Shampoo gepflegt bzw. gereinigt. Dafür bei jeder Wäsche gründlich erst gesaugt, dann geschäumt, dann gebürstet und abgespült. Kein Farbauffrischer, kein Wunderwas-Konservierer mit UV-Schutz. Nix. Sitzt, alle Nähte perfekt, keine Verfärbungen, nix ausgeblichen, keine Flecken. Die Plexischeiben werden alle Jahre mit sanfter Autopolitur bearbeitet und sonst mit Spraywachs. Klarer Durchblick wie beim Kauf.

Leder: Nach jeder Fahrt kurz feucht abgewischt, bei jeder Wäsche gründlich gereinigt. Nie konserviert, kein "Pflegemittel" oder sonstwas drauf. Sauberkeit, sonst nix. Keine Risse, keine Löcher, keine Farbfehler. Nix. Gar nix, elastisch wie beim Kauf (2005 kamen diese Sitze rein, die sind eigentlich für einem TR6). Lenkrad 2003 neu, da sieht man auch nix.

Kunststoff innen ebenso immer nur gesäubert und gelegentlich mit Interior Detailer behandelt. Gummis schön schwarz, alles dicht, alles gut.

Das ganze Gedöns der Aufbereiter ist nach diesen mehr als 20 Jahren erfahrung unnötig und unnötig teuer. Vernünftige Materialien und gute Pflege sind alles, was es braucht, nicht tausend Lotionen, Cremes und Tübchen.

Jetzt friert er am Ladegerät dem Früjhar entgegen - seinem 61. Die beste Ehefrau von allen hat ihn neben der 806 in den Status der Unverkäuflichkeit erhoben.