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Wie funktioniert das Sport Shift Getriebe?


Aston Spezi

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Hallo zusammen!

Ich möchte die Gelegenheit nutzen um bestehende Irritationen bezüglich des Aston Martin Sport Shift Getriebes nach Möglichkeit auszuräumen.

Oftmals wird das Sport Shift Getriebe mit einer Automatik verglichen, oder als eine solche bezeichnet. Dies ist schlichtweg falsch! Beim Sport Shift sowie beim Schaltgetriebe desV8 Vantage handelt es sich bis Modelljahr 2012,25 um exakt das gleiche Getriebe.

 

Beim Schaltwagen werden die Gänge mittels Schalthebel über Züge eingelegt und beim Sport Shift übernimmt dies eine elektronisch gesteuerte Hydraulik.

 

Ab Modelljahr 2012,25 handelt es sich immer noch um ein mechanisches Getriebe, jedoch verfügt das Sport Shift Getriebe nun über 7 Gänge im Gegensatz zum Manuel mit nach wie vor 6 Gängen.

 

Um eines klar vorweg zu nehmen, man muss akzeptieren das Autofahren in einigen Bereichen neu zu lernen, ansonsten wird man mit dem Sport Shift Getriebe nicht glücklich.

 

Wichtigster Punkt ist zu verstehen, dass die Verbindung zwischen Motor und Getriebe durch eine mechanische Kupplung hergestellt wird (wie bei einem herkömmlichen Schalter). Obwohl kein Kupplungspedal vorhanden ist, hat der Fahrer erheblichen Einfluss auf den Kupplungsverschleiß. Da die Elektronik nur innerhalb vorgegebener Parameter arbeiten kann muss man wissen, dass die Kupplung erst ab einer Geschwindigkeit von 9,5 km/h beim 6-Gang Getriebe und 10.5 km/h beim 7-Gang Getriebe, vollkommen geschlossen ist, d.h. je schneller ich diese Geschwindigkeit erreiche, je geringer der Verschleiß. Ein Festhalten des Fahrzeugs auf leicht ansteigender Strecke, z.B. vor einer Ampel, mittels Gaspedal, was bei einer Automatik problemlos möglich ist, erhöht den Verschleiß der Kupplung außerordentlich. Das Gleiche gilt für permanentes Fahren im Geschwindigkeitsbereich zwischen 0 und 9 bzw. 10,5 km/h, dem Aufrücken in einem Stau. Somit ist klar anzumerken, dass der Fahrer, obwohl er kein Kupplungspedal hat, sehr wohl großen Einfluss auf den Verschleiß der Kupplung nehmen kann.

 

Auch die Einstellung der Kupplung ist wichtig und hat Einfluss auf den Verschleiß. Dies geschieht natürlich nicht wie früher mechanisch in der Werkstatt, sondern auf elektronischem Wege. Diese Einstellung ist Teil der Wartung kann aber auch jederzeit vom Eigner/Fahrer selbst vorgenommen werden. Normaler Weise geschieht es automatisch nach dem Kaltstart wenn bis zum Losfahren 10 Sekunden vergehen, d.h. Fuß auf die Bremse, starten und 10 Sekunden warten bis zum Gangeinlegen, dann losfahren. In der Praxis, einsteigen, starten, anschnallen, losfahren.

 

Reagiert die Kupplung nur verzögert auf leichtes Gasgeben, bzw. setzt der „Crowl Mode“, Beschreibung folgt, verzögert auf ebener Strecke ein, so kann dies auf eine schlecht eingestellte Kupplung zurückzuführen sein. In diesem Falle reicht eine einmalige Kupplungseinstellung wie beschrieben nicht aus. In diesem Falle sollte der oben beschriebene Vorgang 5-7 Mal wiederholt werden. Sollte dies nicht helfen, so sollte man den Händler bitten gemäß Service Bulletin -08-0315V2 das Getriebesteuergerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen und die notwendige Kalibrierungsfahrt vorzunehmen.

Um ein Rangieren zu erleichtern gibt es den so genannten „Crowl Mode“. Dies bedeutet, dass das Fahrzeug nach dem Lösen der Hand- oder Betriebsbremse, ohne Betätigung des Gaspedals, auf ebener Strecke, das Fahrzeug langsam auf eine Geschwindigkeit von 9,5 bzw. 10,5 km/h beschleunigt. Daraus resultiert, dass ich das Fahrzeug nur mit dem Bremspedal rangieren kann. Nachteil ist, dass bei kaltem Motor und damit erhöhter Leerlaufdrehzahl, das Fahrzeug schneller beschleunigt und schwerer zu kontrollieren ist.

 

Die Schaltgeschwindigkeit und der Schaltkomfort richten sich nach Last, Drehzahl, Geschwindigkeit und dem Zustand der Kupplung (siehe oben). Grundsätzlich bedeutet dies, das je langsamer das Fahrzeug und je geringer die Last (Gaspedalstellung), desto langsamer (komfortabler) schaltet das Getriebe. Im Umkehrschluss bedeutet dies je höher die Geschwindigkeit, Last und Drehzahl, je schneller ist der Schaltvorgang abgeschlossen. Der schnellst mögliche Schaltvorgang (Hypershift) wird erreicht bei durchgetretenem Gaspedal und mehr als 5.500 U/min. Ein Lupfen des Gaspedals während des Schaltens ist grundsätzlich nicht nötig und führt beim Hypershift nicht zum gewünschten Ergebnis.

 

Schlussendlich ist noch das so genannte Schieberuckeln, welches kurz vor dem Stillstand des Fahrzeugs auftreten kann, erwähnenswert. Dies tritt meist auf wenn das Fahrzeug kurz vor dem Stillstand über eine Bodenwelle fährt oder nicht durchgängig, bis zum Stillstand abgebremst wird. Die einfachste Methode dies zu vermeiden ist, beim Zurollen auf eine rote Ampel, beide Paddel zu betätigen um den Leerlauf zu wählen. Schon in der Fahrschule heißt es „auskuppeln, den Leerlauf einlegen und das Fahrzeug bis zum Stillstand abbremsen". Sollte die Ampel vor dem Stillstand des Fahrzeugs auf grün umschalten, so genügt es das rechte Paddel zu betätigen und das Steuergerät wählt den, zur momentan gefahrenen Geschwindigkeit, passenden Gang.

Abschließend ist zu sagen, dass das Sport Shift Getriebe ein sportlich ausgelegtes Schaltgetriebe ist und geschaltet den größten Effekt erzielt. Der „Automatik Modus“ entbindet den Fahrer lediglich davon die Gänge selbst zu wählen, verwandelt aber kein Schaltgetriebe in eine Automatik!

Ein Doppelkupplungsgetriebe mag augenscheinlich die bessere Lösung sein, bringt aber nicht nur Vorteile. Es ist wesentlich schwerer und benötigt mehr Raum. Mehr Gewicht an der falschen Stelle kann aber die Fahreigenschaften eines Fahrzeugs sehr negativ beeinflussen und dies wäre im Falle des Vantage V8 mehr als schade.

 

Mit besten Grüssen

Aston Spezi

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Was man noch ergänzen kann ist daß das Thema "Kupplungsverschleiß" natürlich in ähnlicher Weise auch für alle DKGs gilt. Die genauen Bedingungen wann die Kupplung voll offen oder voll geschlossen ist variieren natürlich, aber letztlich muss jedes Getriebe die Kupplung schleifen lassen wenn man im Kriechmodus ist. Und zwei Kupplungen zu haben ändert am Prinzip auch nichts, es kann nur weiter die Schaltzeiten reduzieren bei mehr Schaltkomfort.

Persönliche Meinung: die Gewichtsklasse der Aston Martins sollte ein Schaltgetriebe, ein DKG, oder eine Wandlerautomatik haben. Das Gewichtsargument bzgl. DKG finde ich in der Gewichtsklasse der Aston Martins überhaupt nicht schlüssig. Wirklich überzeugend finde ich das erst bei so etwas wie einem Huayra der durch extremes Drehmoment eine sehr üppig dimensionierte Kupplung braucht, was dann in Kombination mit einem sehr niedrigen sonstigen Fahrzeuggewicht richtig wehtut wenn man von diesen Dingern gleich zwei braucht. Da kann ich Einzelkupplung verstehen.

@Aston Spezi: Danke für den informativen Bericht. :-))!

@amc: "Kupplungsverschleiß" könnte auch bei den aktuellen AMG Modellen ein Thema werden. Denn seit einiger Zeit (ab SL63 Mopf) verbaut man dort keinen Drehmomentwandler mehr. An gleiche Stelle kam eine nasse Anfahrkupplung. Gefahren bin ich die Lösung leider noch nicht.

Schaubild: http://blog.mercedes-benz-passion.com/wp-content/gallery/amg_2015_v8_motor/762677_1390901_3507_2480_10a200.jpg

Grüße,

Felix

  • 8 Jahre später...

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