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die ersten 10.000 Ferrari-Kilometer...


Mikes996

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Meine ersten 10.000 Ferrarikilometer….

Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich jegliche Art von Informationen im Zuge meiner Kaufabsicht zum Thema Ferrari 348 in mich nur so hineingesogen habe.Jedes Mittel war mir als damaliger Neunelferfahrer recht an alle Informationen dieses Auto betreffend heranzukommen.

Viele Fahr- und Erfahrungsberichte im Internet, bei Ferrari ausgeliehende 348er,diverse Probefahrten potenzieller Fahrzeuge, alte AMS via Ebay ersteigert mit diversen Testberichten und und und…

Ich habe es lange abgewägt, ein doch recht modernes Auto wie mein damaliges 996 Cabrio aus 2003 gegen einen Youngtimer built in the eighties einzutauschen.Keine Servolenkung, keine Airbags, bretthart auf der Strasse liegend, bei Nässe kaum fahrbar, der Kofferraum wurde auch nicht gerade größer, das „blöde“ Dach hinter die Sitze stellen (?) und dann noch dieses Image des schludrig zusammengepressten Italieners und: Hier im Osten mit `nem womöglich auch noch roten Ferrari soziale Befindlichkeiten wecken?

Naja, es kam dann doch wie es kommen musste.Umso länger und intensiver ich darüber nach dachte um so klarer wurde mir, dieses Auto oder keines.Der Porsche war recht schnell verkauft, der Verlust verschmerzbar…sein für mich nicht mehr vorhanden sein erst einmal nicht…

Dann ging es los, Autoscout, mobile.de, classicdriver.de, sogar Ebay und die einschlägige Motorpresse mit ihren Angeboten durchforstet, wie gesagt, einiges gesehen und gefahren, kaum Ahnung von Ferrari und dann Ende November 2010 südlich von München zugeschlagen.

Ohhh Gott,da stand er plötzlich vor mir,mein zukünftiger erster Ferrari 348 TS,Baujahr 1993,natürlich dann doch in rosso corsa,stets scheckheft gepflegt bei Ferrari,reichlich 52.000 nachvollziehbare Kilometer auf der Uhr,wie aus dem Ei gepellt,innen wie außen und… da draußen fing es an plötzlich zu schneien.Den Mietwagen haben wir nach unserer Fahrt von Dresden nach Südbayern bereits abgegeben.Ich war von Anfang an felsenfest der Meinung an jenem Novembertag meine ersten Ferrarikilometer auf der Autobahn in Richtung Dresden abzuspulen.

Schon der kurze Versuch das Auto von dem warnenden Händlers Hofe zu fahren, scheiterte an einer kleinen aber feinen Drehung in Richtung weit weg von der Ausfahrt…“aber ich wollte doch heute Ferrari fahren, ich habe nächtelang nicht geschlafen..und jetzt dieses Mistwetter??“ Ich will auf die Autobahn…

Nein, heute fährst du nicht Ferrari kam die ich nicht wahrhabende Stimme aus dem Off..und morgen und übermorgen auch nicht, denn von diesem Tage an schneite es bis zum Frühling durch, wir erinnern uns ja noch….also gings dann doch im wieder gemieteten Mietwagen (wie schön..) wieder zurück nach Hause.

Der Händler organisierte-auf seine Kosten- den Transport mit dem Transporter nach Dresden.Das Auto kam schon eine Woche nach meiner Rückfahrt aus Südbayern bei mir daheim an.Abends stand der Transporter vor meinem Hause, der zugeschneite Ferrari hinten drauf, es schneite noch immer wie verrückt.Jetzt schnell und ganz vorsichtig das gute Stück abladen und dann nichts wie in die trockene warme Garage damit…

…Einige Tage später, an fahren war bisher wegen der Witterungsverhältnisse nach wie vor nicht zu denken.Alles mal im Rahmen meiner Möglichkeiten befindliche durchkontrolliert.Plötzlich gingen u.a. die Fensterheber nicht mehr hoch…und es offenbarten sich in der folgenden Zeit weitere diverse elektrische Problemchen.“Aber ich hatte doch ein gutes Auto gekauft, keine heruntergerittene Möhre mit elendigem Wartungsstau, einen an dem alles funktionieren würde…“ Nein…habe ich nicht.Die Elektrikprobleme waren hausgemacht.Mein Ferrari wurde in den letzten 10 Jahren ganze 12 TKM bewegt.Zu wenig! Standschäden? Einige kleine.

Im Winter habe ich dann guten Kontakt zu einem sehr ambitionierten Autoschrauber beim Bosch Dienst um die Ecke geknüpft.Der hat mir echt geholfen und wie ich meine zu einem guten Kurs.Kabel aus den Türen heraus und erneuert, Stecker und Pins in den A-Säulen komplett erneuert, neue Zündverteiler, neue Zündkabel, neue Zündkerzen, alle Lampen und Funktionen wieder zum Leben erweckt, sukzessive einige Meter neuen „Draht“ verlegt, sogar der Tankdeckel ging per Knopfdruck wieder von alleine auf und die Klappe am Handschuhfach bleibt oben…und…bis heute und 10.000 Kilometer später ohne ein einziges Problem!!

„Also habe ich doch ein gutes Auto gekauft?“.Ich habe extra auch darauf geachtet das Zahnriemen und Spannrolle neu gemacht wurden bei Übernahme.Die Elektrikprobleme haben sie alle irgendwie…man muss halt hinterher sein um sie in den Griff zu bekommen und/oder erst einmal grundlegend Ordnung schaffen.Dann klappts auch mit dem Fahrspaß.Und der ist in Worten einfach nicht auszudrücken.Das Auto ist sicher nicht gedacht für Perfektionisten und keinesfalls vergleichbar mit einem neueren Ferrari,weder im positiven noch im negativen Sinne.Man muss einen Faible für diese Art Autos grundlegend mitbringen,sonst wird man nicht glücklich damit.Stelle deinen 348er in Monaco in eine Reihe von mehreren 458 Italia,einem 599 Fiorano und zwei 430igern und rate mal welcher dieser wunderschönen Autos die meiste Beachtung findet….Testarossa! Testarossa! ..sind sich die meisten der Betrachter sowieso vollkommen sicher, bis sie am Schriftzug am Heck eines Besseren belehrt werden.Enttäuscht sind sie darüber aber nicht.

Der 348 ist ein wahrer Exot.Keine 10.000 Stück wurden jemals davon gebaut in allen Variationen.Man sieht ihn so gut wie niemals im Strassenbild.Aber da sieht man ja eh kaum Ferraris..Möglicherweise nur in der einen oder anderen gut beheizten und trockenen Garage.Meiner hat Beides,die Garage und die unvergesslichen gefahrenen Kilometer.Einer nach dem anderen ist der echte pure Hochgenuss.Noch nie hatte ich mit einem Auto soviel Spaß wie in diesem Ferrari.Noch mehr dann übrigens mit den nachinstallierten Fuchs Endrohren.Die fehlende Servolenkung stört allenfalls im Stand beim umständlichen rangieren,ansonsten ist es wirklich gut das er keine Servo hat,Du fühlst die Strasse als ob Du mit der flachen Hand über den Asphalt streichst.

Ich habe meinen Ferrari vor zwei Wochen sein Geburtshaus in Maranello gezeigt und in Monaco konnte er sich in der Hotelgarage mit „Gleichgesinnten“ austauschen – was ich übrigens in der darüber befindlichen Lobby ebenfalls tat.Am Grab von Enzo in Modena Tage vorher konnte ich dem Commendatore dann einige Minuten ganz nah sein,unvergesslich für mich.Auf seinem Grab in der Gruft steht ein kleiner roter Plasteferrari in 1 : 38…..

3.350 absolut störungsfreie italienische Ferrarikilometer…durch die Berge der Emilia Romagna und der Toskana, entlang der ligurischen Küste und durch deren Hinterland, bis an die Còte Azur nach Monte Carlo und wieder zurück.Stets strahlende italienische Sonne…

Ich fand es nicht einmal unbequem, zumindest solange das Dach oben drauf war.Ich bin 180 groß und war beim „offen“ fahren dann doch froh nicht größer zu sein.

Meine Freundin musste die klaren und unmissverständlichen Packanweisungen dann doch hinnehmen, es blieb ihr einfach überhaupt nichts anderes übrig als ihr Schuhsortiment auf ein Minimum zu kürzen.Mehr Platz ist halt nicht! Punkt.Wir können ja auch mit unserem Ford Mondeo fahren, drohte ich ihr….

Nun, nach den ersten 10.000 Kilometern mit meinem 348 steht aus heutiger Sicht fest, dieses Auto gebe ich nicht mehr her.Auch wenns anfangs diverse Elektronikprobleme gab.Jetzt kenne ich das Auto und seine Eigenheiten, stecke ziemlich tief drinnen,auch und vor allem emotional.

Die ganz großen Touren wie in diesem Jahr werde ich ihm künftig ersparen.Dafür muss wieder ein 11er her, der definitiv das alltagstauglichere Auto ist.Mit dem kann man auch mal zum Supermarkt fahren.Den Ferrari kannst Du danach neu lackieren lassen oder zumindest gründlich waschen…ok, ich übertreibe ein wenig..

Warum schreibe ich das alles? Zum einen fand ich den Anlass die ersten 10 TKM gefahren zu sein schon Grund genug um dies hier kund zu tun und alle die sich damit befassen, sich ebenfalls solch ein Auto zulegen zu wollen werden in und zwischen den Zeilen sicher die eine oder andere erhoffte Information finden.Nicht zu detailiert und technisch spezifiziert, aber dennoch informativ hoffe ich.Insofern kann es eine lockere Hilfe für Eure Entscheidungsfindung sein..

Kauft das Auto nicht vom letzten Geld auf dem Konto, sonst werdet ihr sein Sklave sein!

Denkt an die Nebenkosten! Das Auto kostet sicher in der Anschaffung „nur“ soviel wie ein guter Audi A 6 Jahreswagen aber die Unterhaltskosten sind um einiges höher!

Nicht einen der Ersten ,sondern ab ca. Baujahr 1992 kaufen,überarbeitetes Fahrwerk,neuere Mototronic,etc.Zahnriemen und Spannrolle sollten nicht zu alt sein,nicht älter als ca. 10.000 Kilometer und nicht älter als 3-4 Jahre.Sonst nochmal ca. 3 k hinzurechnen innerhalb der kommenden 10.000 Kilometer oder 2 Jahre für deren Wechsel.Unfallfreiheit ist doch eh ganz klar.Er sollte ein lückenloses Scheckheft haben - das Cavallino Rampante im Stempel ist dabei aus meiner Sicht kein „muss“ aber schön und natürlich soll er äußerst gepflegt daher kommen…das alles ist minimum zu beachten,wenn man ca. 35 – 40 k für ein gutes,aber ca. 18 Jahre altes Auto ausgeben möchte…

Der Fahrspaß mit diesem Auto ist sowieso unbezahlbar…

Für Techniker gibt’s hier im Forum übrigens bessere AP als mich.

Lg Mike

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Am Grab von Enzo in Modena Tage vorher konnte ich dem Commendatore dann einige Minuten ganz nah sein,unvergesslich für mich.

Ich fass es nicht ... du hast tatsächlich den Alten am Grab besucht !? :sensation

Hallo Mike.Schon als ich die Überschrift gelesen habe,wusste ich dass der Thread nur von dir kommen kann:wink:.Ich kann mich noch erinnern als du dein Schätzchen bekommen und hier vorgestellt hast.Schon damals hat man in jedem deiner Worte die Emotionen bemerkt,die du bei deinem Auto hast.Und scheinbar hat sich dabei nichts geändert.

Der Trip den du durch Italien gemacht hast,ist einer meiner größten Träume.Vielleicht schaffe ich es auch irgendwann mal mit meinem eigenen Ferri.

Ich wünsche dir für die nächsten 10000 und noch viel mehr Kilometer alles Gute und noch ne Menge Fahrspass und hoffe noch weitere so tolle Berichte von dir zu lesen....

Gruß in die alte Heimat,Nick

Sachlich und doch mit der nötigen Portion Emotion geschrieben. Eine schöne Morgenlektüre - man will eigentlich nur noch so schnell wie möglich in die Garage und los.

Das Ferrarifahren bereitet in meinen Augen aber immer noch die größte Freude direkt im Geburtsland - aber das lese ich bei Dir auch irgendwie zwischen den Zeilen raus. :wink:

Viel Spass bei den nächtens 10.000 km.:-))!

...durch Bella Italia zu kurven macht für mich natürlich als Italienfan so seinen ganz besonderen Reiz aus,vom stets schönen Wetter was wir hatten mal ganz abgesehen...war es mir eh ein Bedürfnis IHM seine wunderschöne Heimat zu zeigen...:lol:

freu mich über die positive Resonanz,Danke

Ich kann Dir nur nachfühlen. Toller Bericht. Ferrari fahren zu dürfen ist wirklich was wunderbares! Die Emotionen sind einfach unbeschreiblich und die Autos müssen heim nach Hause sicherlich ein mal pro Jahr:-) bei mir und meinen Kumpels steht dies nächste Woche an:D:D:D, freue mich schon wie ein kleines Kind. Cheers Spider 68

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