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Fahrbericht Isdera Imperator 108i (Nr. 14)


Karl

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Brutkasten mit Flügeltüren

Erstellt unter Zuhilfenahme der rhetorisch-stilistischen Hilfsmittel der Übertreibung und Zuspitzung.

Es muss eine jener Bierlaunen gewesen sein, im Verlaufe derer man Dinge ausspricht oder zusagt, die man zwar später meistens bereut, an deren Konsequenzen es aber kein Vorbeikommen mehr gibt.

Als Christian mir vor eins, zwei Wochen auf der ciu’ Alsterinsel eröffnete, dass er und damit auch der Isdera Imperator 108i aufgrund einer zu feiernden Hochzeit nicht auf dem 3. Nordheide Sportwagenmeeting erscheinen können würden, fragte ich berechnend dummdreist, ob ich nicht einfach den Wagen fahren könnte 8) . Während ich aufgrund des völlig unerwarteten „Warum nicht? Stößchen!“ noch spitzbübisch in mich hineingrinste ahnte ich jedoch nicht, auf was ich mich eingelassen hatte.

Und so trafen wir uns am vergangenen Freitag Abend in der Tiefgarage, in der der Isdera zwischen biederen Mittelklasse-Limousinen kauerte und nur darauf wartete losgelassen zu werden. Es folgte eine einstündige Einweisung von Christian in die Geheimnisse seines Imperator 108i, welche ich mir in Schriftform auch noch mal auf zwei DIN A4 – Seiten zu Gemüte führen konnte. Der Mann hatte an alles gedacht, sympathisch das als mit erster Punkt die ab 260 km/h zu fahrenden Reifendrücke aufgelistet waren. In Verbindung mit dem gleich darauf folgenden Hinweis „Achtung: Kein ABS, kein ESP etc.“ überkam mich eine Ahnung von dem, was mich am Sonntag erwartete. Ach ja: Mit geöffneten Flügeltüren „maximal 50 km/h fahren“, darüber hebt der Isdera vermutlich ab.

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Gegen 6:30 Uhr am gestrigen Sonntag morgen warfen User HOLZ und ich erstmals den Motor an, das martialische Brüllen des mit neuen Zylinderköpfen versehenen 5.6L-V8 war gefühlt noch an der Alster zu vernehmen. Vorsichtig bugsierte ich das Biest aus der dunkeln Tiefgarage hinaus ans Tageslicht. Die Straßen waren zu dieser Zeit natürlich leergefegt was mir genug Zeit ließ mich auf den ersten Metern mit den Gegebenheiten im Innenraum vertraut zu machen. Die fest installierte Sitzschale und die damit zurückzulegenden Pedalwege waren idealerweise exakt auf Christians in der Länge nicht unerheblichen Ausmaße abgestimmt. Somit erreichte ich – eh schon liegend – also erst mit komplett durchgedrücktem linken Bein den Druckpunkt der mit gefühlt einem halben Meter Pedalweg gesegneten Kupplung, der auf den letzten aber wichtigen Zentimetern benötigte Kraftaufwand spottet jeder Beschreibung X-) . Um die im vorderen Teil der Schaltkulisse liegenden Gänge einzulegen, musste ich mich trotz gestrecktem Arm aus dem Sitz lösen – ganz zu schweigen von dem Nachdruck, mit dem dies zu Geschehen hatte. Ich perfektionierte das Gang einlegen in die oben liegenden Gänge später, indem ich sie einfach mit dem rechten Bein in die entsprechenden Gassen geradezu trat :wink: .

Die Pedalerie sitzt wie bei vielen Mittelmotor-Sportwagen jener Tage zur Mitte versetzt, zumal in den vorderen Radkästen unfassbare 285er Breitreifen Platz finden müssen. Mit keinem Sportwagen gemein hat der Isdera den auf dem Dach sitzenden Rückspiegel, an dem man sich aber nach ein paar Kilometern gewöhnt hat. Die Sicht nach vorne ist aufgrund der sich tief nach unten ziehenden Frontscheibe ein Traum, die Sicht nach hinten eingeschränkt aber ausreichend.

Die erste Fahrt führte uns nach Hamburg-Rahlstedt zum Autohaus TAMSEN, wo ich den silber glänzenden Lack vom Staub befreite und die klassischen Kreuzspeichenfelgen in neuem Glanz erstrahlen ließ. Das hierzu benötigte Wasser fand sich nach dem Waschen zu großen Teilen im Innenraum wieder, die Dichtungen der Flügeltüren waren zwei Jahrzehnte nach Auslieferung dieses Imperator 108i an seinen ersten Kunden wohl spröde und durchlässig geworden. Doch ich sollte im weiteren Verlauf der Fahrt feststellen, dass gar nicht genug Wasser vom Dachhimmel auf meine Beine tropfen konnte.

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Von Hamburg-Rahlstedt aus begaben wir uns auf den längsten Teil der Fahrt, nämlich über die A1 und A250 nach Embsen. Endlich auf die Autobahn, neben der Landstraße der natürliche Lebensraum eines Isdera. Die Sonne stand inzwischen schon hoch am Himmel und heizte durch die riesige, horizontale Frontscheibe den gesamten Innenraum auf. Da stellt man gerne noch mal fest, dass der Isdera ja keine versenkbaren Seitenscheiben hat X-) . Und somit ein Denkmal dem Erfinder der Klimaanlage. Jene im Isdera – adaptiert aus einem Porsche 928 - bemühte sich zumindest, ihren Job zu erledigen. Doch die Temperaturen stiegen und stiegen, der Schweiß floss schneller als das Wasser vom Dachhimmel tropfte :D . Hinzu kam, dass der Wagen aufgrund der breiten Reifen auf der ausgefahrenen rechten Spur den Spurrillen nachlief wie ein Bluthund. Doch kein Anlass mehr zum Fluchen, denn auf der A250 ist kein Tempolimit, ich zog rüber auf die linke Spur und ich gab dem Imperator die Sporen. Schön sauber zog der Wagen auf der traumhaft freien Autobahn über die Drehzahl hoch bis 210, 220, der Geradeauslauf hier aufgrund der breiten Reifen und der vergleichsweise kommoden Federung perfekt, das Fahrwerk allgemein vermittelte ein sehr sicheres, verlässliches Gefühl. Die Lenkung des Isdera ist unfassbar direkt und findet bei mir bekannten Sportwagen so keine Entsprechnung. Bei derartig hohen Tempi wie wir sie fuhren musste man aufpassen nicht in der Leitplanke zu landen.

Christian hatte noch am Freitag die „ideale Reisegeschwindigkeit“ mit 250 km/h angegeben, was ich zum Anlass nahm das im Rückspiegel festsitzende BMW 3er Cabrio (E36) aus eben jenem zu entfernen. Hinderlich hierbei, dass der Innenraum mit steigenden Temperaturen immer heißer wurde…, unfassbar heiß. Gefühlte 70°C im Fußraum..., und durch die Frontscheibe knallte die Sonne auf unsere Arme und Bäuche sowie das schwarze Armaturenbrett, auf welchem ich ein Spiegelei hätte braten können… Die Geräuschkulisse bei Tempo 250 wird von den unfassbaren :-o Windgeräuschen dominiert, es zischt, saugt und zieht an allen Ecken und Enden, HOLZ und ich schrieen uns geradezu an. Hierbei wird wie auch beim Waschen klar, dass sich der Isdera eben noch mitten in der Aufbauphase befindet und Christian den Dichtungen und Spaltmaßen verständlicherweise noch keine allzu große Beachtung geschenkt haben musste. Der Isdera machte Tempo und Technik erlebbar, Geschwindigkeit wurde nicht nur visuell sichtbar sondern gehört, gespürt, geschmeckt, gefühlt – Wahnsinn :-))! !

In Embsen bewegte ich den Isdera nicht mehr - aber er die Teilnehmer und Zuschauer. Wie immer vermuteten einige einen Mercedes-Benz C111 gesichtet zu haben, Bekannte Christians erkundigten sich nach dem Preis, den ich ihm denn gezahlt hätte (ich gab immer mindestens sechsstellige Summen an, gelle Christian 8) )…

Gegen späten Nachmittag machten HOLZ und ich uns wieder auf die Reise nach Hamburg zurück, wieder A250, wieder 70°C, wieder Schweiss, wieder brüllen, wieder „Reisetempo“. Der Verkehr hatte entsprechend der Tageszeit inzwischen deutlich zugenommen, was allerdings unserem Tempo auf der linken Spur keinen Abbruch tat. Der Isdera Imperator 108i nämlich verfügt aufgrund seiner wirklich aggressiven Fronansicht über ein unfassbares Überholprestige 8) , wir pflügten geradezu über die Autobahn. Selbst in weiter Ferne – und ohne Xenon-Laserstrahlen – wurden Überholmanöver abgebrochen und die linke Spur geräumt – alles ein Verdienst der martialischen Optik, sehr geil!

In Hamburg rund um die Alster ungläubige Gesichter allenthalben, es wurde jedoch mehr gerätselt mit was man es denn mit dem Isdera zu tun hatte als wie bei sofort zu erkennenden Ferrari oder Lamborghini die Fotohandy’s gezückt wurden. In die Höhe gereckte Daumen zeigten jedoch, dass zumindest in Hamburg das Interesse am Unbekannten und die Freude am Exklusiven jeglichen Anflug von Sozialneid entgegentraten :-))! .

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Wie sehr der Isdera selbst nach so kurzer Zeit prägt zeigten die ersten Meter in meinem eigenen Auto. Der Blick zum Außenspiegel endete am Glasdach, die Kupplung trat ich bis zum Motor :D und HOLZ brüllte ich an er solle doch – endlich – mal die Seitenscheiben herunterlassen.

Ein geiles Auto, ein geiler Tag :-))! . Wir hatten viel Spaß. Man darf auf das Endergebnis Christians Schaffenskraft gespannt sein, schon jetzt fasziniert der Wagen ohne Ende.

Danke auch noch mal an Dich, Christian :-))! !

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Wie immer nett geschrieben. Leider ist die Klima aufgrund eines Elektrikproblemes nicht aktiviert. Daher war es euch so heiß :wink::-))!

Die ersten Meter mit Blick auf die Straße ist die größte Stärke des Wagens!!

Sehr geiler Bericht:-))!

Entweder hab ich dich noch nie bewertet oder zwischendurch genug andereO:-)

Die Punkte waren hoch verdient, besten Dank dafür und auch an Christian, der dies ermöglicht hat:-))!

Karl, Danke für den Bericht und die Eindrücke.

Ebenso danke, dass Du das Fahrzeug mit nach Embsen genommen hast (Fotos?)

und einigermaßen heile mit nach HH zurückgeführt hast. Bis auf den gerissenen Zug

vom Kofferraumdeckel habe ich meinen Schatz wohlbehalten zurückerhalten.

Bei Zeiten würde ich mich über den Trick Deiner Mechaniker freuen, wie man denn

diesen nun wieder aufbekommt.

Zur Erklärung einiger besonderer Umstände:

Klima: die geht und kühlt auch. Am Abend habe ich noch einige Runden gedreht

und die mittlerweile milderen Temperaturen außen haben den Wagen nicht mehr

so aufgeheizt und die Klimaleistung reichte. Außerdem muß man beachten,

dass die Spritzwand zur Front, in welcher der Wasserkühler arbeitet, durchlöchert ist.

Dadurch gelangt die heiße Luft der Kühler direkt in den Fußraum, zusätzlich

verschlimmert die noch nicht bündig sitzende Fronthaube diesen Umstand.

Viel wichtiger war es mir, dass der Motortemperaurhaushalt nun i.O. ist und das auch bei 30°+ außen

Sobald der Wagen bei Isdera innen fertiggestellt wird, wird diese Heizluftdusche abgestelllt sein.

Dann verschwinden auch die lauten Innengeräusche, da zZ sämtliches Dämmaterial fehlt und

so der blanke Innenraum wie ein Schallkörper wirkt. Die Reifenabrollgeräusche werden aber wohl bleiben.

Außerdem sind die Scheiben noch nicht verfugt, was ebenfalls zu Windgeräuschen führt.

Kupplung / Schaltung

mit etwas Übung lassen sich die Gänge einwandfrei schalten. Der lange Kupplungsweg wird auch

beim 2 Teil der Isderarestaurierung korrigiert. Reine Einstellungssache, aber zeitintensiv.

P.S. sobald das Getriebeöl warm ist, flutschen die Gänge.

Die unfreiwillige Wasserdusche im Innenraum ist einfach erklärt. Der Wagen ist schon dicht, aber

ein Wasserablaufkanal im Dach ist zu, bzw. wurde von uns in HH vergessen und wahrscheinlich zugespachtelt.

So steht das Wasser im mittleren Dachholm und schwappt dann irgendwann über den "Tellerrand" in den Wagen.

Die Dichtungen sind alle neu.

Wie man sieht, lauter kleine nervige Details, die nun aber in Angriff genommen werden können, da wir die Technik

nun ja scheinbar im Griff haben.

Anzeige eBay
Geschrieben
Geschrieben

Hallo Karl,

 

schau doch mal hier zum Thema Isdera (Anzeige)? Eventuell gibt es dort etwas Passendes.

 

Der V16 Motor zum Selberbauen (Anzeige) ist auch genial.

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Fotos?

Kommen!

Ich hab einige Bilder von dem kleinen gemacht, speziell nachher bei der Abfahrt (ja, ich war der, der an der Ausfahrt hockte und Bilder machte :D)

Wird als Link in den Thread über das gesamte Meeting gesetzt.

Wenn du die Bilder von deinem Auto gerne vorher per Mail haben möchtest, meld dich per PN.

mir würden die Bilder im Thread reichen,-ich ziehe sie mir dann runter.

@ Karl, warum habt Ihr nicht den Kühlergrill montiert?

@ Karl, warum habt Ihr nicht den Kühlergrill montiert?
Dazu blieb leider keine Zeit, war alles recht kurzfristig und hetzig am Sonntag.

Du bekommst eine DVD mit Bildern und Videos 8) von uns.

Eine Sache will ich noch nachschieben: Die Rundumsicht des Isdera. Nach vorne wie beschrieben perfekt, nach hinten und rechts geht sie in Ordung. Nach links hinten jedoch sieht man rein gar nichts, ein Flugzeugträger könnte unbemerkt seine Bahnen ziehen. Abhilfe schafft der versierte Fahrer indem er im scharfen Winkel von rechts den Außenspiegel im Dach anvisiert und so zumindest erahnen kann, ob sich hinten links neben dem Isdera ein weiteres Fahrzeug befindet :wink: . Ansonsten eben per Gaspedal nach vorne preschen und erst dann nach links ziehen - alles reine Übungssache.

Nachdem nun Karl schon so überwältigend von dem Erlebnis mit dem Isdera geschrieben hat, brauch ich ja eigentlich keinen Kommentar mehr zu geben.

Ein paar Impressionen möchte ich aber doch noch loswerden.

Abends haben wir uns auf den kommenden Tag mit Scenen des CW311 aus dem Film Carnapping eingestimmt. Früh aufgestanden konnte es dann nun endlich losgehen.

Platz genommen, beeindruckt die riesige weit nach unten gezogene Panoramafrontscheibe die einen Blick zulässt als könnte man die Faahrbahnmarkierung mit seinen Augen direkt von der Straße abkratzen.

Beim Anfahren im Stadtverkehr dominieren die mechanischen Geräusche und der Wagen schüttelt sich als ob einem sagen wolle, tret mich doch ordentlich. Wenn man dann ein wenig in Bewegung ist stellt sich einem die Frage ob den der Tacho überhaupt richtig funktioniert. Man hat permanent das Gefühl man fährt reguläres Ortstempo, doch die Tachonadel zeigt einem Autobahntempo an, doch das Gefühl täuscht und der Tacho geht richtig.

Ansonsten wie schon von Karl beschrieben hatte man den Eindruck von Wärmestrahlern umgeben zu sein, selbst die Stange vor dem Beifahrersitz konnte man kaum noch anfassen.

Die Gefahr der Dehydrierung ist trotz Klima immens, wo ist nur der intergrierte Flaschenhalter, hat man denn früher nicht geschwitzt?

Aber das macht nichts, ich würde gern wieder auf diese Art und Weise ins schwitzen kommen.

Vielen Dank, dass ich mitfahren durfte.

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