Binnen und See - Oh weh, oh weh… Mein kurzer, aber schmerzhafter Weg zum Sportbootführerschein

[Gast]

Vor einiger Zeit entwickelte ich ein Interesse für Boote. Motorboote. Große Motorboote. Auch Yachten genannt.

 

Nachdem ich mich ein wenig eingelesen hatte, wurde mir erst bewusst, dass man im Bereich 12-15m, welchen ich eigentlich als einsteigerfreundlich empfunden hatte, ja schon ein kleines Haus herumfährt. Auf einer flüssigen Straße. Mit locker 700-800PS. 

 

Da bekam ich dann doch etwas Respekt, allerdings wuchs auch mein Interesse. Dank der Threads hier im Club kam ich schnell zu dem Schluss, dass ich einen Motorbootschein benötige. Eigentlich zwei, diese nennen sich Sportbootführerschein Binnen und See.

 

Hochmotiviert erzählte ich meiner Frau davon, dass wir gemeinsam diese beiden Scheine machen werden. Die Antwort „Wir können uns kein Boot leisten und selbst wenn wir uns ein Boot leisten könnten, finde ich Boote ******* und werde deshalb keinen Schein machen“ war nicht gerade die erhoffte, aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Nachdem ich versucht hatte, sie mit einigen Yachtvideos bei Youtube zu begeistern (Antwort: „Ja toll, interessiert mich nicht“), wusste ich, ich musste subtiler vorgehen.

 

Nahezu zeitgleich schickte mir @Bernhard33 die Empfehlung einer Bootsschule am Gardasee. Nach einem kurzen Telefonat mit selbiger und dem Reisebüro meines Vertrauens, hatte ich ein wunderbares Resort in einem Naturschutzgebiet in der Nähe von Peschiera aufgetan und alle Infos von der Schule bekommen. Das „Ja kann man machen, ich würde das aber auf keinen Fall empfehlen, das ist fast unmöglich“ des Inhabers überhörte ich und konfrontierte meine Frau erneut mit meinem tollen Plan:

 

„Wir machen eine Woche Urlaub am Gardasee in einem tollen Resort und nebenbei machen wir den Bootsschein. Ich habe schon mit einer Bootsschule telefoniert, die mir über Carpassion empfohlen wurde, der meint das geht. Shoppen in Italien, nebenbei Bootsschein und dazu italienische Küche, wie klingt das?“

 

Irgendwie war meiner Frau wohl klar, dass ich nicht locker lassen würde und so stimmte sie augenrollend zu.

 

Als wir am Sonntag vor unserem ersten Theorieunterricht nach acht Stunden Touristau in Peschiera ankamen, war die Stimmung super. Traumhaftes Hotel, traumhaftes Wetter, erstmal in den Pool. Nach einem tollen Abendessen ins Bett und den Wecker auf halb acht. Am nächsten Morgen um zehn gings los.

 

Der erste Tag Unterricht war super interessant, Binnenschein schien easy zu sein, die kleine Mappe mit den Lernunterlagen und die paar Knoten: easy. Da sind wir ja in einem Tag durch…

 

…dann kam der Dienstag. Wir waren nur zu zweit im Theorieunterricht See und nach kurzer Zeit beschlich uns schon das Gefühl, dass der Seeschein etwas umfangreicher sein könnte…

 

 

Im Laufe des Tages bekamen wir dann Zirkel, Winkelmesser, ein dickes Übungsbuch und je eine Mappe mit Übungsbögen… Die Mimik meiner Frau verhieß nichts Gutes…

 

Zurück im Hotel gab es auf den Schock erstmal ein Gläschen Chianti…

 

 

Am nächsten Morgen legten wir motiviert los

 

Nach ca. zehn Stunden intensiven Lernens fragte mich meine Frau dann, ob ich völlig verrückt wäre und dass wir, wenn wir nur einen Tag Lernpause machen würden, insgesamt nur drei Tage Zeit hätten (Sonntag war Praxistag), den ganzen Stoff für zwei Prüfungen zu lernen. Etwas kleinlaut musste ich zugeben, dass ich die Hinweise des Lehrers, dass das wirklich hart werden würde, vielleicht doch ernster hätte nehmen sollen…

 

Da aber alles schon bezahlt war und ich wenig Lust hatte, meine begrenzte Freizeit für Prüfungswiederholungen draufgehen zu lassen, einigten wir uns darauf, dass wir den Donnerstag Pause machen und ab Freitag mit verschiedenen Apps und Eselsbrücken mit System den restlichen Stoff lernen würden.

 

So ging es am Donnerstag von Saló, über Desenzano nach Sirmione. Essen, Shoppen, Sightseeing, erholen. Das tat gut und nach dem schönen und erholsamen Tag ging es ab Freitag richtig los. Wir fanden eine App, die einen kostenlosen 48-Stunden-Pro-Modus hatte, der bei den Aufgaben half, Eselsbrücken zu finden. Wir analysierten, welche Themen man sich sparen konnte (Schleusenzeichen und Leuchtfeuer) und lernten am Freitag See…

 

Am Samstag lernten wir so vormittags Binnen und machten uns am Nachmittag an die 15 nautischen Aufgaben…

 

Am Sonntag gingen wir mit rauchenden Köpfen zum Praxisunterricht. Meine bessere Hälfte hat richtig Talent und kam super mit dem Übungsboot klar, ich war nur immer etwas zu schnell unterwegs, sonst hat auch alles gut geklappt. Wir hatten großen Spaß und ab diesem Moment war die Stimmung top und die Motivation, am nächsten Tag abzuliefern, groß.

 

Am Nachmittag gingen wir alles nochmal durch und wurden schon langsam etwas aufgeregt. Die Nacht war kurz, das Frühstück schweigsam und die Prüfung war auch schon da.

 

Wir hatten einen sehr sympathischen Prüfer, der uns den Ablauf erklärte, jedem seine Bögen gab und dann ging es schon los. Anscheinend hatten wir richtig gelernt, denn wir bestanden beide. Die darauffolgende praktische Prüfung war dann auch kein Hindernis mehr und so traten wir am Montag Mittag als frisch gebackene Skipper schon wieder die Heimreise an.

 

Meine Frau spricht wieder mit mir und ist nun auch gar nicht mehr so genervt von den vielen Videos der zig verschiedenen Boote, mit denen ich sie nerve

 

Fortsetzung folgt…

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Hallo Gast,

 

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Respekt, klasse Leistung, die ihr da gebracht habt. Gerade dadurch, dass See und Binnen teilweise konträr ist. Jedenfalls habt ihr den Grundstein für viele schöne Stunden und den finanziellen Ruin damit gelegt.😂

Glückwunsch!!!🥂🥂🥂

auf die Fortsetzung gespannte Grüße

[acur-six]

Hallo

GRAULATION zu den bestandenen Prüfungen. Dies in einem Rutsch im Schnelldurchgang so zu schaffen ist schon eine Leistung!

Dann kanns ja jetz auf Bootssuche gehen.

 

.... ich hoffe Dir ist bekannt , dass die 2 tollsten Tage im Leben eines Bootseigners,  a) der Tage des Bootskaufs und b) der Tag des Bootsverkaufs sind. 😷

Aber keine Angst, auch dazwischen gibt es schöne Zeiten auf dem Wasser !

 

[Gast]

Danke, danke!

 

Wir werden jetzt erstmal das Fahren mit richtigen Booten üben, dann verschiedene Größen und Bootstypen chartern, um ein Gefühl dafür zu bekommen und festzustellen, wie uns was gefällt.

[quax]

Wow, das ist ne krasse Leistung.
Ich habe für Binnen-Theorie allein ca 14 Tage im Selbststudium gelernt inkl. Knoten.