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5400 km und 10.000 Kurven - Wiesmann-Urlaub extrem


806

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Geschrieben

Nehmt Euch Zeit, das wird dauern, wenn die zwölf Zylinder und 686 PS wieder zusammen unterwegs sind:

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Auch 2012 sollte es wieder eine „große Reise“ geben, die zwei Sportwagen in unbekanntes Terrain führt. Nachdem sich letztes Jahr Schottland für Roadstertouren als stellenweise zu naß und zu kalt erwies, fiel die diesjährige Wahl auf „einmal Pyrenäen komplett“ in der Hoffnung auf besseres Wetter und mindestens gleichwertige Landschafts- und Fahreindrücke. Vom 7.6. bis 23.6. sind also wieder in vertrautem Gespann unterwegs Scholle (Scholzinio)und Michi (Micos) im BMW Z4M und Markus (806) und Eva im Wiesmann MF3.

Schon die Tourplanung mit Michelin-Karten und Google-Streetview versprach einen unvergeßlichen Ablauf, der vorherige Planung mit Buchung der Hotels erforderte. Im Nachhinein stellte sich zwar heraus, daß zumindest das Buchen der Unterkünfte überflüssig war, da allerorten genügend freie Hotelzimmer zu haben waren, aber nervenaufreibende Suchaktionen wollten wir von vorneherein vermeiden.

Grobe Richtlinie der Tourplanung: Über Burgund und Carcassonne auf französischer Seite die Pyrenäen vom Mittelmeer zum Atlantik hochfahren und auf spanischer Seite wieder zurück. So lassen sich „Doubletten“ durch mehrfaches Befahren ein und derselben Straße am besten vermeiden und gleichzeitig wird der Eindruck der Reise dadurch am komplettesten.

7.6.2012 - Donnerstag

Eigentlich sollte dieser erste Tag vor allen Dingen die elend lange Anfahrt von mehr als 1.300 km bis in die „Pyrenées Atlantiques“ verkürzen, aber wenn man schon mal in Burgund ist, kann man sich da ja auch mal umsehen. Also: Morgens gemütlich zu christlicher Zeit mit den pickepacke voll beladenen Roadstern zunächst über die kostenlose französische A35 das Elsaß geschwind durchmessen (da kennen wir uns nun wirklich zur Genüge aus, für Ortsfremde wäre schon das mehr als einen Zwischenstop wert) und auf den Weg zur ersten Station in Tournus gemacht. Wetter ist durchwachsen, zum Fahren aber angenehm. Das verlockt, möglichst früh die Autobahn zu verlassen und stattdessen eine etwas unbekanntere Gegend des nördlichen französischen Jura zu erkunden.

Die A36 verlassen wir schon bei Montbéliard und nehmen das Tal der Doubs unter die Räder. Bis Pontarlier führt die D471 in munteren Kurvenfolgen durch eine abwechslungsreiche hügelige Landschaft. Die gute Straßenqualität macht das Vorankommen leicht, „auf’m Land“ ist auch die Verkehrsdichte nicht so hoch. Noch (das soll mal geändert werden) kündigen Schilder stationäre Radarfallen an, in den neuen Michelin-Atlanten sind sie auch eingezeichnet. Also … können nur noch am Wegesrand lauernde Laserkanonen schrecken. Auf Nebenstraßen lohnt das aber offensichtlich kaum …

Mittags sollte es etwas Leckeres und Regionaltypisches geben, aber es ist wie immer: Wenn man was braucht, ist es nicht da – die Suche nach einer urigen Brasserie oder einem netten kleinen Restaurant verläuft erst einmal enttäuschend. Also weg von Hauptstraße und einfach mal eine Nebenstrecke ausprobieren. Kaum zu glauben, aber auf einem windumtosten Berggipfel hat tatsächlich eine Raststation geöffnet. So hautnah an der Schweizer Grenze ist natürlich Käse eine Spezialität – und das Mittagessen mundet vorzüglich. Beim draußen genossenen Kaffee findet der Raucher abbrandbeschleunigende Unterstützung in heftigem Wind – zwei Züge, und die Gitane haucht ihr Leben aus. War nicht ganz billig der Spaß – nicht nur der relativ deftigen Rechnung wegen, sondern auch, weil Eva ihren schwarzen Lieblingspullover einbüßt.

Das fällt aber erst auf, als wir uns über Lons-le-Saunier bei sich heftig verdunkelndem Himmel Tournus erreichen. Die Saône überqueren wir gerade noch mit offenem Verdeck, dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Gottseidank hat unser Hotel „Le Kolibri“ eine überdachte Einfahrt, denn es gießt aus Kübeln. Sauberes Standardhotel zu gutem Preis in verkehrsgünstiger Lage – weitere Ansprüche hatten wir nicht.

Das hartnäckig sehr nasse Wetter behindert eigentlich die abendliche Erkundung des Städtchens, erweist sich aber als Fügung, denn wir haben als Alternative statt Essen gehen nur noch Essen gehen. Zu Fuß ins Zentrum und völlig durchweicht entscheiden wir uns für „Le Bourgogne“ als Heimstatt. Perfekt! Ehrliche, sehr preiswerte und wunderbar schmackhafte burgundische Landküche ohne Firlefanz – eine unbedingte Empfehlung.

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8.6.2012 - Freitag

Das gestrige Mistwetter ist immer noch nicht abgezogen beim Frühstück, dabei sollte doch heute das Weinland Burgund erkundet werden! Ruhig Blut und etwas Geduld nach dem Frühstück – es lichtet sich und zunächst geschlossen kann’s dann losgehen. Eine nette Landpartie nach Beaune durch lauter Orte des Maconnais und der südlichen Côte d’Or, die viele nur von Flaschenetiketten kennen; die Dörfer putzen sich mächtig heraus inzwischen und machen schon diese Kurzetappe sehenswert. Probierenswert sind sie alle: Rully, Buxy, Chassagne-Montrachet, Meursault, Volnay, Pommard.

Beaune ist als Herz der Côte d’Or eine natürlich dem Tourismus und Weinbau verschriebene Stadt, die allerdings mit ihrer Stadtmauer und pittoresker Innenstadt zum Spaziergang einlädt. Selbst Scholle läßt sich von der Schönheit und Pracht des Hôtel de Dieu beeindrucken und bewundert mit uns das dort ausgestellte Triptychon.

Das Wetter macht sich, die sonnigen Aussichten führen uns nachmittags in gehobener Stimmung (Eva hat Ersatz für das verloren gegangene Lieblingsstück gefunden) zunächst über die stark frequentierte N74 Richtung Nuits-St. Georges. Vorher geht’s spontan „ab in die Wingert“ und links weg über die D35 in einem sehr flott zu fahrenden Bogen nach Gevry-Chambertin und von dort über Clos de Vougeot (älteste Weinpresse Burgunds in komplett ummauerter Weinlage)über Vosne-Romanée (Johnson dazu: „Hier gibt es keinen schlechten Wein!“) und schließlich über die Autobahn wieder nach Tournus. Tja, die Ortsnamen sind mit Hinterlist alle aufgeführt, das ist quasi ein „Who-is-Who“ önologischer Leckereien; allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

Ein nun trockener Abendspaziergang wieder ins Zentrum von Tournus. Beim Abendessen keine Experimente, sondern wieder ins „Le Bourgogne“. Ich hatte gestern Tête de Veau (wunderbarer Kalbskopf), heute stehen Kutteln auf Burgundische Art auf meiner Liste (perfekt zubereitet!), den anderen fehlt es dafür etwas an Mut. Wir schaffen es auch, die Weinkarte komplett zu verproben – eine unübliche Dankesgeste der Wirtsleute ist „eine Runde Schnaps aufs Haus“!

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9.6.2012 - Samstag

Eigentlich sollte dieser Tag ein dröger Fahrtag sein, der uns einfach nur über mehr als 570 km zu unserem nächsten Ziel Carcassonne bringen sollte. „Erwarte nichts, dann kannst Du nur überrascht werden!“ Gottseidank hatten wir uns entschieden, die langweilige reine Autobahnversion „A6-A7-A9“ nicht zu wählen. Wir fahren zunächst Autobahn südwärts bis Lyon und biegen dann westwärts auf die N7 ab. Schon die weitere Südroute über die N89 macht Spaß – weite, gut einsehbare Kurven und eine angenehm hügelige Landschaft erlauben flottes Vorankommen. St.-Etienne umfahren wir auf der Autobahn und dann kommt eine Überraschung für uns, die wir so nicht „auf dem Schirm hatten“: Die N88 durchquert die Auvergne und die Cevennen Richtung Mende.

Eine wunderschöne und teilweise skurrile Landschaft „wie die Eifel nur in groß und schöner“, für deren nähere Betrachtung wir leider keine Zeit haben. Perfekte Straßenführung dazu – „Herz, was willst Du mehr?“ Das Herz sollte noch kriegen … Schroffer und verwunschener die Cevennen – diese Landesteile stehen auf meiner Liste für eine Kurzreise, zumal wir dort allenthalben sehr einladende Landgasthäuser am Wegesrand passieren, die für vernünftige Preise Kost und Logis versprechen.

Auch heute wieder „abseits der Hauptstraße“ nach einer Mittagsrast gesucht und einen perfekten Punkt dafür aufgetan – mitten im Nirgendwo und direkt an der dort rauschend steil fließenden Loire in deren Quellgebiet.

Hat alles etwas länger gedauert, also jetzt mal los und das letzte Stück auf Autobahnen nach Carcassonne. Recht gut beworben in vielen Sendungen im Fernsehen und in Reiseempfehlungen der Tageszeitungen – hmmmmnunja. Unsere Unterkunft am Fuße der Festungsstadt in einem alten Herrschaftshaus (direkt gegenüber dem örtlichen Großknast) ist schon die erste Hürde: Wir können zwar im Hof parken, müßten da aber erstmal reinkommen! Über eine Führungsschiene des Tores zwiebeln wir mit waghalsigen Rangiermanövern die Boliden abwärts in den Park. Sehr komfortable Zimmer, leckeres Frühstück – nicht ganz billig, aber gepflegt und mit modernsten Bädern perfekt als Zwischenstop – wenn man denn in den Hof kommt.

Die berühmte Altstadt erweist sich als reine Tourifalle – nix ist mehr authentisch, es sei denn, der Zweck der Stadt erschöpfte sich im Verköstigen von Touristen seit Beginn an. Ganz nett anzusehen, aber voll und schlichtweg eine Art Konzentrat von Heidelberg. Sogar Japaner sind da! Am besten beläßt man es bei einem nächtlichen Blick von unten auf die dann wundervoll durch Licht in Szene gesetzte Wehrstadt.

Kartenbild ist leider zu groß und paßt nicht ...

10.6.2012 - Sonntag

Morgens großes Rätselraten: Wieso kommen wir nicht mehr aus dem Hof, in den wir doch gestern noch reinfahren konnten?? Scholle experimentiert ein paar Minuten an alternativen Lenkeinschlagsstrategien, ich wähle die freudlosere Variante: „Wo man vorwärts reinfährt, sollte man rückwärts wieder raus“.

Schluß jetzt mit dem Vorgeplänkel – wir sind da. Die Fußzone der Pyrenäen ist in greifbarer Nähe, dieser Tag soll einer ersten Ausflugsrunde in die Pyrenées Maritimes gewidmet sein. Autobahn ist tabu, die Straßen müssen kleiner, kurviger und leerer werden, als sie bisher schon waren. Erst mal empfängt uns die D 620 vom Limoux nach Chalabre für einen ersten Vorgeschmack. Kurz nach Puivert südwärts und jetzt geht’s ans Eingemachte: Statt die direkte D117 zu fahren, hängen wir eine Runde „Nebensträßchen“ dran. Die sind im Michelin-Atlas nurmehr fade weiße Strichelchen, es wird eng, teilweise steil und damit anspruchsvoll. Schluchtdurchfahrten mit 30 km/h werden uns nicht zum letzten Mal einbremsen. Bis nach Foix pendeln wir über oder unter der Hauptstraße auf teilweise keine zwei Meter breiten Fahrbahnen durch leider immer regnerischere Landschaften mit voralpinem Charakter.

Ab Foix westwärts öffnet sich der Parc Naturel Régional des Pyrenées Ariégeoises. Mitten hinein in die ersten Strecken mit teilweise kilometerlang fehlenden Geradeausstücken. In engen Kurvenkombinationen folgt die Route den Bergketten, auf einen Kilometer Strecke kommen sicher zwei Dutzend Kurven entlang der „Route Verte“, Massat und entlang der Gorges de Rabaouto. Wir haben nicht so viel davon, denn langsam aber sicher setzt unterschiedlich intensiver Dauerregen ein. Kombiniert man das mit schlechter Sicht auf die Straße, teilweise stundenlang recht derber Streckenqualität und der Enge eines Wiesmann ohne Klimaanlage, verliert das an sich doch so schöne Stück Fahrt deutlich an Reiz. Und wir haben noch Strecke vor uns – wir stecken noch bei St. Girons fest, dabei müssen wir über St. Gaudens noch ein gutes Stück weiter und unsere Unterkunft „irgendwo im nirgendwo“ finden.

Die ungeschickte Wetterlage verleidet einem den Spaß, außerdem ist das dann wirklich sehr anstrengend, konzentriert und fehlerfrei zu fahren. Addiert man dazu eine Tagesetappe von mehr als 300 km, wird ein Schlußkommentar „noch mal fahr‘ ich so was awwa ned, do geschd jo kabudd debei“ nachvollziehbar.

In einer vollkommen abgeschiedenen Lage findet sich unsere Bettstatt für die nächsten drei Tage: Halbpension in der Auberge des Coteaux de Gascogne. Ein älteres Wirtspaar hat sich 2009 einen Traum erfüllt und einen verfallenen Bauernhof restauriert und als B&B mit Abendessen zu neuem Leben erweckt.

Das wäre zu schön gewesen, auf der romantisch gelegenen Terrasse den Aperitif zu schlürfen, dann zu tafeln, noch ein Fläschchen zu köpfen und schließlich ins Bett zu fallen. „Wäre“ ist Konjunktiv, es „war“ also anders: Landsief, Dauerregen, sackekalt. Gegessen wird drinnen. Immerhin: Gegessen wird gut, der Patron ist Autodidakt, aber was er auftischt, ist durchwegs lecker. Auch seine Weinkarte werden wir bis zur Abreise einmal „durch“ haben …

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11.6.2012 - Montag

Heute wird’s etwas kürzer in der Fahrzeit, dafür aber bei aufklarendem Wetter wenigstens tagsüber auch angenehmer zu fahren. Erste große Runde auch in die Hochlagen der französischen Pyrenäen mit dem Thema „auf den Spuren der Tour de France“. Dieses Motto hat eine denkbar unangenehme und von uns so nicht bedachte Konsequenz: Zur Vorbereitung der Renntauglichkeit der Straßen werden die Winterschäden abgedeckt durch Einbringen von Heißasphaltflicken oder gar die Erneuerung ganzer Fahrbahnabschnitte. Das an sich ginge ja noch. Aber in Frankreich wird dann alles großzügig mit Splitt abgestreut, der entweder in die Decke eingedrückt wird durch die Autos oder halt lose herumliegt. Klasse! Permanentes Geprassel aus den Radkästen und Zerrbilder von Kraterlandschaften im Lack verlangsamen die Fuhre teilweise erheblich. Lehre: Bei solchen Touren immer die Radsportkalender im Auge haben und im Zweifel NACH einem Rennen erst kommen!

Sei’s drum – die Strecke ist wunderschön und führt uns erst nach Bagnères de Louchon. Dort ist der Einstieg in ein Autofahrerparadies: „Route des Cols“ steht da. Col de Peyresoude, Col d’Aspin und als Finale Col du Tourmalet mit Pic Du Midi. Tja, auch das Paradies hat seine Schattenseiten – und die sind in unserem Fall statt Obst darreichender Kriechtiere (vulgo: die Schlange mit dem Apfel) mit Muskelkraft die Berge erklimmende Sportradfahrer. Man muß höllisch aufpassen, denn um wirklich jede Kurve kann einer von ihnen auftauchen und auf engen Straßen ist dann Überholen schwer. Die ganzen Pyrenäen scheinen auch in entlegensten Gegenden hunderte Radfahrer anzuziehen. Schon mehr als beachtlich, was die teilweise auch deutlich älteren Damen und Herren da bergauf an Tempo vorlegen! Scholle fährt ja sowieso Rad wie andere nicht Auto und auch ich habe da eine gewisse „Umschichtung“ der Fahrstrecken vorgenommen, also sitzt das Verständnis für die Sorgen der Radler noch tiefer. Überholt wird nur, wenn am besten eine Gegenfahrbahn zur Verfügung steht oder mindestens 2 m Abstand möglich sind. So sehr wir manchmal von hinten lautstark angedonnert kamen – langsam und mit Respekt an den Kollegen vorbei und als einzigen Kommentar gibt es während der ganzen Reise nur „Daumen hoch“.

Ab der Talstation zum Pic Du Midi wandelt sich das Wetter und der uns schon so vertraute Landsief kommt wieder auf. Der Cirque Du Gavarnie ist trotzdem eine Auffahrt wert, wir kommen nochmals auf gut befahrbaren Pässen auf mehr als 2.400 m. Leider bei 6° und Regen/Graupelschauern. Die uns umgebende Kette von sechs Dreitausendern sehen wir nicht – Nebel versperrt die Sicht.

Die Rückfahrt leider wieder in komplettem Regen, fast wären wir zur Aufheiterung noch in Lourdes in den Ortskern gefahren. Das Spektakel einer sich um Wallfahrtorte etablierenden „Industrie“ hatte ich schon als Student genossen, den anderen steht der Sinn auch nicht danach.

Dem geneigten Leser ist vielleicht etwas aufgefallen: Von Mittagsrasten ist keine Rede mehr gewesen. Haben wir gefastet? Die Waage daheim spricht anderes! Nein, die Idee war von vorneherein, daß wir unsere Landpartien stilecht mittags mit einem Picknick versehen. Alles Zeugs dafür einschließlich Gläser („Ich trink‘ kann Woi aus Blaschdichbechern!“) muß im Wiesel unterkommen. Heckablage sei dank paßt das auch alles. Versorgung unterwegs im Supermarkt, in Frankreich der Versuch, den billigsten trinkbaren Côte du Rhone zu finden bei 1,69 € pro Flasche abgeschlossen. 2011er – sehr gut trinkbar!

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Wieder eine verregnete Abendstimmung, also muß erneut „Indoor-UNO“ helfen. Eigentlich ein Kinderspiel, aber ernsthaft betrieben durchaus geeignet, die Erforschung der Weinkarte zu fördern.

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12. 6.2012 – Dienstag

Heute schließen wir eine Lücke, die in dieser Gegend noch klafft und erkunden den Westrand des Nationalparks und die sogenannte „Haute Garonne“ über Salies-du-Salat bis Saint Girons. Von dort geht’s wieder auf einer Nebenebenstaße (der D6 18) entlang der Fußzone der Pyrenäen – Vorgebirgslandschaften mit Höhen um 1600 m, darin verwunschen verschwindend die Landstraße. Verkehr gibt es hier so gut wie nicht, die Bevölkerungsdichte und viele verlassene Gehöfte deuten an, daß diese Gegend noch zu entdecken und wiederzubeleben ist. Hier wohnen kaum noch junge Familien, die Bewohner sind verbliebene Bauern und ältere Menschen. Immer noch gemischtes Wetter mit Tendenz zur Besserung.

Da diese Tour recht kurz ist, hängen wir am Spätnachmittag nich einen Abstecher nach Aurignac an. Auf einem markierten Rundweg können wir noch bewohnte Reste der auf das 14. Jahrhundert zurückgehenden Bebauung erkennen. Die Rückfahrt über menschenleere Sträßchen ermöglicht erneut Erprobungen von Straßenlage und Lenkeigenschaften der Boliden. Unzureichende Beschilderung läßt mich in einer Gabelung kurzentschlossen den untauglichen Weg in ein Gehöft antreten – eine Vollbremsung verhindert, daß wir in den Hühnerstall rauschen. „Was schaffschd dann Du do widda?“ ist die mildere Kommentarvariante.

Wir haben uns langsam hier satt gesehen, es wird nun Zeit, zu neuen Gegenden aufzubrechen!

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13.6.2012 - Mittwoch

Immer noch will sich Frankreich nicht mit dauerhaft strahlendem Sommerwetter beliebt machen. Also vorsichtshalber Verdeck drauf und über die A64 an Pau vorbei auf Richtung Spanien. Französische Autobahnen können mit ihrer Straßenqualität als Musterbeispiel für Deutschland gelten – wieder einmal ist die Strecke bestens ausgebaut, der Belag dermaßen sauber ausgeführt flickstellenfrei, daß es eine wahre Freude ist. Manchmal kann man einer (nicht billigen, aber preiswerten) Maut auch große Vorteile abgewinnen! Ist aber mit dem Tempolimit eine recht langweilige Sache. Habe deshalb mal die „Freispech“ im Wiesel ausprobiert – nach fast drei Jahren! Sogar mir ist es gelungen, mein Handy mit dem Radio zu verknüpfen – ich bin begeistert. Blöd nur, daß jetzt die „Providerwechselbegrüßungs-SMS“ über die Bordlautsprecher angekündigt werden. Wie man das leiser stellt, werde ich im nächsten Urlaub ermitteln.

Das Wetter bessert sich, also Zeit, eine fahrtechnisch attraktivere Route festzulegen. St-Jean-Pied-de-Port über die schön geführte und sehr gut fahrbare D 933 ist ein lohnendes Ziel in der Umgebung. Schnell noch am Geldautomaten die angegriffenen Bargeldestände aufgefrischt – wer weiß, ob in Spanien auf deutsche EC-Karten noch Auszahlungen erfolgen bei der derzeitigen wirtschaftpolitischen Stimmung??

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Von dem romantischen Städtchen geht eine wunderschöne und erneut mehr als kurvenreiche Paßstraße ab nach Spanien. Den Grenzübertritt bemerkt man gar nicht wirklich, Kontrollen gibt es keine mehr. In den vielen Werbetafeln geht das Hinweisschild fast unter. Erst die stark gesunkenen Spritpreise lassen stutzig werden: SuperPlus kostet nur noch um die 1,50 €/L. Scheint’s ist hier der € noch mehr wert als bei uns?

Noch bemerkenswerter und für Tourinteressierte nützliche Erkenntnis: In Spanien sind die Straßen von ausnehmend guter Qualität in dieser Gegend. Das in Frankreich noch störende Gerumpel über nicht immer wellenfrei ausgeführte Asphaltarbeiten auf Nebenstrecken ist Vergangenheit. Zumindest das haben die Basken mit ihrem Streben nach Unabhängigkeit erreicht: Zur Beruhigung erhalten sie wunderbar gebaute Straßen in tadellosem Wartungszustand. Auch kleinere Nebenstraßen sind herrlich zu befahren. Anfangs gab eine merkwürdige Beschilderung Rätsel auf: Bei kurvenreicher Strecke kommt ein großes Hinweisschild, das irgendwas zu „Signalisazion de Curvas“ erklärt. Im Vorbeifahren und mangels routinierter Sprachkenntnisse kann der Sinn nicht leicht ermittelt werden. Dann kommt des Rätsels Lösung: Kurven werden ggf. in ihrer Drehrichtung durch schraffierte Warntafeln angekündigt. Sanfte Kurven haben keine, werden die Radien enger, wird das durch eine oder mehrere übereinander angebrachte Tafeln angekündigt. Recht verläßlicher Indikator, diese Dinger! Einfache Regel: Keine Tafel = 5. Gang. Eine = 4., zwei Tafeln = 3. Gang. Drei Tafeln kamen auch mal vor, da schlägt man dann im zweiten Gang regelrechte Haken.

Unverständliche Empfehlungen zu empfohlenen Geschwindigkeiten – wo 40 steht, gehen auch 80.

Weitere Erkenntnis: In der Michelin-Karte fehlen nicht etwa die Hinweise auf stationäre Radarfallen, sondern es fehlen Blitzerautomaten. Die Verkehrsdichte ist so gering, daß sich offensichtlich das Aufstellen nicht lohnt …

Die Pyrenäen sind in der Tat eine europäische Wetterscheide, denn nun ist es so, wie wir das erhofften: Sonnig, warm, Roadsterwetter. Na gut, ab 30° verliert auch das seine Freuden und man kann schön dachlos braten, aber das wird noch eine andere Geschichte werden.

Unser Hotel Usatiageta liegt in einem Ortsteil der Verbandsgemeinde Oiartzun, das muß man erst mal rauskriegen und dann überlegen, wie man der Navi beibringt, was man denn nun will. Wir schaffen es und finden auch den Ortsteil Gurutze, schließlich auch die ausgeschilderte Zufahrt zum Hotel. Irgendwie ist das immer wieder eine Herausforderung, die wir uns da suchen: Über eine riesenhafte Entwässerungsrinne müssen wir in Schräganfahrt das Aufsetzen unserer Autos verhindern und rumpeln dann eine Betonplattenstraße Richtung Hotel. „Ob das hier richtig ist?“ Ist es, nach mehr als einem Kilometer liegt unsere Unterkunft einsam im Feld. Dafür sehr komfortabel, nette Zimmer, eine freundlicher Empfang und die Nachricht, daß man natürlich draußen im Schatten Getränke serviere. Sehr leckeres lokales Bier (Keller – tatsächlich von einem deutschen Braumeister im Baskenland anfangs des 19. Jahrhunderts gegründete Brauerei) und Gin Tonic in unmäßigen Einheiten, also erst mal erfrischen!

Zum Abendessen bleiben wir im Haus – warum das Restaurant so leer ist, erweist sich alsbald: Burschikos-lustlos werden wir bedient und essen das allenfalls durchschnittliche Tagesmenü. Da kommen alle nur einmal und dann nie wieder! Immerhin: Auch nachts versiegt die Quelle leckeren Bieres und riesiger Gin Tonics nicht. Sorgen um „Was das wohl kosten wird in einem Hotel“ sind unberechtigt, in Spanien sind die Preise sehr moderat.

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14.6.2012 - Donnerstag

Die Vortage hatten uns von morgens bis abends auf Trab gehalten, knappe zehn Stunden am Tag „im Sattel“ – da ist ein ruhigerer Tag auch mal ganz nett. Auf dem Programm steht ein Tagesausflug über Hondarriba und Jaizkibel entlang einer schönen Küstenstraße mit der Hoffnung auf leckere Fischspezialitäten „am Meer“.

Teilweise trat das Erwartete ein, teilweise hatten wir in der abstrakten Planung etwas übersehen. Die Küstenstraße von Jaizkibel nach Pasaia ist wirklich schön, teilweise engwinklig-kurvig, teilweise mit phantastischem Ausblick auf den Atlantik. Ein Ozean ist doch etwas anderes als ein Meer, irgendwie ist zu merken, daß da gaaanz lange gar nichts kommt und das Wasser wilder ist als z.B. am nahezu tidenhublosen Mittelmeer.

Übersehen hatten wir, daß die ganze Küstenregion ansonsten vollkommen zersiedelt ist, San Sebastian mit seinem Umland durch eine Vielzahl von Schnellstraßen erschlossen wird und die Beschilderung gelinde gesagt eine Herausforderung ist. Ausflüge mit dem Auto lohnen sich nicht wirklich, der Verkehr ist dicht und durch enge Abfolge von Aus- und Auffahrten ist der Fluß auch nicht sehr gleichmäßig. Selbst kleine Stauungen sind heute inklusive. Außerdem fallen wir darauf herein, daß ein ganz kurzes Stück Autobahn doch Geld kostet, obwohl eigentlich gar kein anderer Weg beschildert ist und dieser Weg auch noch ein Umweg ist … unserer Ortsunkenntnis zuzuschreiben und verschmerzbar.

In Pasaia finden wir uns dank einer unsäglichen Anhäufung morderner Bausünden rund um ein nettes kleines Fischerdorf schier nicht zurecht auf der Suche nach einem Eßlokal. Wenn ein Banker mal sinnlos errichtete häßliche Immobilien, Bauruinen und Leerstandswohnungen sehen will, damit er weiß, wo sein Geld vergraben ist: Ein Besuch in Spanien lohnt sich! Die endgültigen Perversionen werden wir im Verlauf unserer Reise noch finden: Neubauviertel rund um verlassene Bergdörfer, in denen keiner wohnt, Ferienwohnungen in Skigebieten, in denen es seit Jahren nicht mehr geschneit hat – alles „se logar“ oder „se vende“ zu billigstem Kurs, aber in der Summe allen Schwachsinns nicht preiswert!

Das war aber unser leckeres Mittagessen im dann doch endlich gefundenen Restaurant – nicht im Freien, aber direkt am Wasser. Draußen wird’s jetzt langsam auch unerträglich heiß, tagsüber in der Sonne sind 34° kein Problem. Da macht das Offenfahren keinen Spaß mehr. Erst recht dann nicht, wenn man daheim die Anhaftungen von 50er Sonnencreme in stundenlanger mühseliger Arbeit aus dem Leder wieder rausporkeln muß!

Ein kurzer Abstecher nach San Sebastian läßt sich dann dank Navi relativ leicht innerhalb der Stadt abwickeln, Auto ins Parkhaus (bloß aus der Sonne raus) und kurz zu Fuß einen Sprung in die Stadt. Die Damen löckt es, die Geschäfte zu erkunden in der Altstadt, die ein bißchen an Wien erinnert. Zu Gründerzeiten hatte man hier offensichtlich reichlich Geld und errichtete sehr repräsentative Gebäude in attraktiver Anordnung. Scholle und mir ist das zu heiß, es macht außerdem durstig. Also ein geräumiges Plauschpäuschen in einem Straßencafé für uns und „Shoppen“ für die Ladies. Unsere Wahl war besser dank gekühlter Getränke und frisch gezapftem Weizenbier. Warenangebot wie bei uns zu Preisen wie bei uns – da kann man ja gleich bei uns und in bekanntem Terrain herumstöbern.

Eine angenehme Etappe war die gründliche Reinigung der Autos an einer Selbstwaschstation, wenn auch nach mehr als einstündigem Intermezzo in schwüler Nachmittagshitze die Damen langsam gelangweilt sind und wir schier auslaufen vor Schweiß. Dafür funktioniert die Hochdruckwäsche gut und der Grind der letzten 2.500 km kann entfernt werden.

Nach gemütlichem Abendessen außerhalb vom Hotel trudeln wir nachts (die Betonplattenstraße wird im faden Licht zum Abenteuer) wieder im Hotel ein – es wird irgendwie eine entspannt-lange Nacht mit ausreichend Bierchen und Gin Tonics.

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15.6.2012 - Freitag

Ohne Hektik trotz der bevorstehenden langen Etappe geht’s heute wieder „ins Gebirg“. Zunächst Richtung Pamplona aus dem Küstengewusel raus und den Blick auf eine unwirklich aussehende Gebirgslandschaft in krassem Gegensatz zu Frankreich: Hier sah das ganze auf Google Maps irgendwie steinig-felsig und bemoost aus. So kann man sich täuschen! Die hänge sind dermaßen dicht bewaldet, daß das von oben so aussehen kann. Ein undurchdringlicher Teppich dich an dicht stehender Laubbäume bedeckt die Hügel und Berghänge.

Heute lernen wir auch die „Hauptstraße der Pyrenäen“ kennen, die N 260.

Eine rund 550 km lange Bundesstraße mit durchgängig perfekter Fahrbahnoberfläche, die in teils atemberaubenden Kurvenkombinationen das Mittelmeer und den Atlantik verbindet. In Europa eine DER Traumstraßen für Autofahrer, weil in weitesten Teilen nahezu menschenleer und alle landschaftlichen Aspekte der Bergkette berührend. Keine Scheu vor engsten Durchfahrten von klammartigen Schluchten, gewundene Höhenstraßen mit rasanten Passagen und am Ende – das sei vorweggenommen – dem mir bekannt längsten Stück komplett „ungerader“ Straße.

Abstecher in Sackgassen führen jeweils in Nationalparks, die auch zum Wandern einladen. Wir belassen es beim Picknicken, das ist schließlich eine Ausfahrt und kein Schulausflug.

Leider sind die spanischen Bergdörfer fast alle verlassen, noch verlassener als auf französischer Seite. Von der Straße aus erkennt man aufgelassene Ortschaften mit verfallenden Gebäuden, aus denen alle brauchbaren Innereien entfernt wurden. Selbst die Kirchenglocken sind weg. Dieser häufige Eindruck legt sich ein bißchen belastend aufs Gemüt, wo doch die Gegend an sich so reizvoll und die Bergspitzen in dauernder

Folge nicht enden wollen.

Es ist wieder sehr warm und unsere Picknicklogistik kommt an ihre Grenzen. Wo keiner wohnt, gibt es auch keinen Supermarkt. Langsam drängt ein leicht knurrender Magen, der Lebensmittelbeschaffung etwas höhere Priorität einzuräumen. Erst mal die Autos wieder Betanken, bevor wir spritlos in eine ländliche Mittagspause fallen. Immer wieder löst unser kleiner Verbund Begeisterung aus, vor allem Scholles Z4 mit seinen frisch aufgezogenen BBS-Challenge-Felgen wird bewundert. Für so was Schrulliges wie einen Wiesmann haben die Jungs und Mädels entweder volle Begeisterung oder so was wie bedauernde Ignoranz übrig. An einer Landtankstelle erlebe ich etwas ganz besonderes: Die Zapfpistole paßt nicht! Die Tankwartin übernimmt wortreich auf mich einredend die Regie: Feste aufdrücken, nicht wackeln und den Sprit munter laufen lassen. Klappt sogar, vielleicht auch, weil ich ihr das Schlauchgewicht unterstützend abnehme.

Ach – habe ich schon erwähnt, daß die iberische Halbinsel von Sauberkeitsfanatikern bewohnt wird? Kaum irgendwo sonst in Südeuropa ist alles dermaßen geputzt wie hier und nach unserer Erfahrung auch in Portugal. Egal wie klein das Nest ist und wie winzig die Kaschemme – die Toiletten sind picobello gepflegt. Ausnahmslos.

Zurück zum Eßproblem. Schwierige Sache. In schwierigen lagen hilft, was man in der Vergangenheit lernte. Latein. Wir sind nicht damit am Ende. Sondern ich identifiziere das Wort „Carnixeria“ als womöglich etwas mit Fleisch zu tun habend. In einem etwas größer wirkenden halb verlassenen Dorf folgen wir auf mein Drängen diesem Schild. Sieht nicht wirklich nach Metzgerei aus bei Annäherung, ist aber eine. Und was für eine! Drinnen klimatisiert, eine wunderschöne Auslage mit Fleisch, Würsten, Aufschnitt, Schinken, Käse und allem anderen, was das Herz begehrt. Selbst Wein, Brot und Sardellen sind in perfekter Qualität zu haben. Zum Schluß ist richtig Stimmung in der Bude, als vier ausgehungerte Touristen mit merkwürdigen und hier deplaciert wirkenden Gefährten sich verproviantieren. Zwei gute Flaschen Rijoha (2008er, zusammen keine 9 €) kommen im Wiesmann-Kofferraum unter.

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Wie schon gesagt – die N260 ist ein munteres Sträßchen und so versorgt wird die Fahrt beschwingt. Entlang des Weges finden sich oft sehr gut ausgebaute Picknickplätze mit Aussicht und nach einer beherzt die Schönheit der Straße nutzenden Fahrt ist Rast angesagt. Kofferraum auf – PANIK! Nur noch eine Flasche und der abgebrochene Hals der Schwester blicken mich an. Geladen waren sie getrennt links und rechts im knallvollen Gepäckabteil, irgendetwas führte sie unsäglicherweise zusammen. Na ja, langsam verschwindet der Geruch wieder und der Teppich ist gottseidank schwarz, die Gepäckstücke sind dicht und damit ist am beklagenswertesten der Verlust des guten Tropfens.

Unser heutiges Ziel ist Ainsa. Eigentlich aus der Not „wo gibt’s ‚n da was Gescheites zum Übernachten“ geborener Zwischenstop. Erweist sich aber schon bei Ankunft als ein kleines Städtchen, das entlang der Hauptstraße wenig Beeindruckendes bietet. Ein kleiner Abzweig führt steil bergan zu einer Festungsstadt, die irgendwie an Carcassonne erinnert – nur kleiner, netter, gemütlicher. Unser Hotel liegt mitten am Hauptplatz: Los Siete Reyes. Ist eigentlich kein Hotel, sondern mehr ein B&B mit komfortabelsten Zimmern entweder zum Dorfplatz oder mit fantastischem Blick auf die Berglandschaft. Rundum perfekte Gastronomie zu vernünftigen Preisen. Zimmer mit Klimaanlage lassen die Tageshitze vergessen. Unten sind dienstbare Geister freundlich bemüht, lokales Bier in großen Gläsern (aus dem Gefrierschrank!) und Gin Tonic in beliebigen Mengen heranzuschaffen. Essen kann man auch noch gut – ein herrlicher Ort, um dort eine Tagestour ausklingen zu lassen.

Ein weiteres Thema, das der Erörterung bedarf: Grobe Faustformel ist, daß man in Frankreich besser ißt und in Spanien besser schläft. Fulminant ist die spanische Hochküche um Herrn Adrian und seine Gefolgsleute. Die einfache Küche ist auch eher einfach im Sinne von „gute Zutaten, möglichst grillen“ – eine echte Tiefe der Rezepturen oder die Verwendung von Kräutern und Gewürzen bei einem länger dauernden Garprozeß sind nicht so sehr verbreitet. Nichts gegen eine leckere Gazpacho, gegrillte Meeresfrüchte oder gut gegrillte Fleisch- und Fischgerichte; dennoch fehlt der hiesigen Küche gegenüber der französischen Raffinesse ein gewisser Kick. Dafür – und das muß unumwunden eingeräumt werden – sind selbst Tagesmenüs teilweise besorgniserregend billig. Selbst hier kommen wir zu viert nur mühsam auf eine Rechnung von zusammen mehr als 120 € für reichliche Mahlzeiten und reichliche sonstige Konsumationen.

Zeit, ins Bett zu gehen und Hoffnung, daß der aufkommende Sonnenbrand noch rechtzeitig abgefangen werden kann.

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16.6.2012 - Samstag

Ainsa ist unser geplanter Ausgangspunkt für diese Tagesetappe: Hauptziel der Parque Nacional de Ordes in den Hochpyrenäen. Ich dachte, daß man da vielleicht ein Ründchen zu Fuß unternehmen kann – was sich als illusorisch erweist: Unsere Rundstraße führt auf grobem Geläuf im Schneckentempo (teilweise keine 20 km/h) durch eine enge Schlucht mit mindestens senkrecht aufragenden Felsen. Mindestens stimmt, denn manchmal drückt sich der Weg unter einem Felsüberhang hindurch. Diese ganze Gebirgskette zwischen Frankreich und Spanien ist wohl aus dem Urmeer herrührendes Sedimentgestein, das von abströmendem Wasser in Jahrmillionen stellenweise ausgewaschen wurde. Sozusagen ein riesiger Versuch, am Strand ein Wasserbauwerk zu errichten, da bleiben letztlich ähnliche Formationen aus unerfindlichen Gründen stehen.

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Die Hinfahrt folgt (ganz lassen sich Wiederholungen nicht vermeiden) der N 260 „zurück“, die Rückfahrt dafür auf (bis auf immerwährende Radfahrer) menschenleerer Strecke mitten durch die Vorgebirge der Hochpyrenäen. Es ist unglaublich, daß hinter jeder Kurve sich ein neuer Gipfel erhebt, mal mehr und mal weniger entfernt. Ohne Karte kann man wirklich den Überblick verlieren. Der Topografie geschuldet sind insbesondere die kleineren Nebenstraßen unglaublich kurvig angelegt, in teilweise hochalpin anmutenden Schwüngen und engen Radien wird das Geländeprofil abgebildet. Zwischendurch haben wir mehr als Spaß dabei und ich bin froh darum, die Mov’It-Bremse installiert zu haben. Keiner kennt die Strecke und es ist schon eine Herausforderung, aus einer leicht aussehenden Linkskurve bergab in eine Haarnadel zu stechen!

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Des abends wieder „keine Experimente“ (Wahlkampfslogan Konrad Adenauers), sondern wieder zum Lokal des Vorabends. Nach der Mahlzeit ein Streifgang durch die kleine Stadt und keine hundert Meter vom Hotel entfernt etwas abseits eine gut frequentierte Bar mit lauschiger Terrasse. Irgendwie erscheinen mir die Weizenbiergläser unnatürlich groß, meine Hoffnung auf „Pint zum Halbliterpreis“ fotografiere ich auch noch, um dann auf dem Bild den Eichstrich bei „0,5 L“ zu entdecken. Manche Abende haben Enttäuschungen bereit!

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17.6.2012 - Sonntag

Auf geht’s – weiter gen Mittelmeer. Es hätte noch viele Stichstraßen in Nationalparks gegeben, noch viele Gelegenheiten zur „Tour abseits der Hauptroute“, aber die intensive Erkundung stand nicht auf dem Programm, sondern der Überblick mit ausgesuchten Details. Also heißt es, die Autos erneut zu beladen – das morgendliche Packvergnügen amüsiert Passanten, wenn eine riesige Gepäckmenge auf einmal in zwei eher bescheidenen Kofferräumen verschwindet.

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Heute zieht es uns in die Gegend südlich von Andorra. Auf der Landkarte ein Katzensprung von Luftlinie vielleicht 150 km. Die Wirklichkeit sieht wieder entlang der N 260 (wir haben noch ein nettes Stück Abweichung dazwischen geschoben) vor allem kurvenreiche Folge der Landschaftskontur vor.

Aus dieser eher dürren Schilderung darf nicht entnommen werden, daß die Strecke fade gewesen sei – nur hieße es, Eulen nach Athen zu trage, wenn ich hier wortreich wiederholte, was vorher schon festgehalten ist. Kurzfassung: Perfekte Straßen, immer wieder andere Ausblicke, verlassene Bergdörfer, sinnlose und leerstehende Neubauten en masse, Sonne.

Dank äußerst geringer Verkehrsdichte kommen wir zeitig in unserem nächsten Hotel an – und in der nächsten Minderheitenregion Spaniens: Katalonien. Nur im Mittelteil liegt Aragonien, was wirklich echtes Spanien ist. Vorher war’s baskisch (ein zwar merkwürdig schreibendes, aber sehr nettes Volk von allzeit präsentem und stolz dokumentiertem Streben nach Unabhängigkeit), jetzt ist’s zurückhaltender katalanisch. Macht die Verständigung viel einfacher, denn Italienisch ohne Endungen klingt schon fast gut. Die Sprachen seien wie Cousins zueinander, meint die sehr herzliche und humorvolle Wirtin. Bei Gästen wie uns kann eine gewisse Portion Humor ja auch nicht schaden – wir verstehen uns blendend im Hotel Mas d’en Roqueta.

Ach –vergaß ich zu erwähnen, daß Fußball-EM ist? Dumm, daß ausgerechnet zu Spielzeiten in Spanien Essenszeit ist, wir sind auf Informationen über das Internet angewiesen, was aber bis zu unserer Rückkunft nicht wirklich stört.

Heute rächt sich der Mut, immer „was Lokales“ aus der Küche auszuprobieren. Scholle und ich versuchen uns an katalanischen Schweinefüßen. Kommen als zarte Portion von drei Stück (was machen die eigentlich mit dem vierten Fuß jeweils?). Wir sind verwundert, daß ein doch recht schweres Tier auf so viel Fett und Knorpel sicher stehen kann; Muskeln sind an der Statik jedenfalls nicht beteiligt! Ausnahmsweise also eine Warnung vor diesem lokalen Gericht ….

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18.6.2012 -Montag

Geplant unser letzter Tag auf spanischer Seite. In immer heftiger werdender Tageshitze geht es heute der N 260 nach in den Naturpark Cadi-Moixéro. Die Kreisstraße C 16 führt uns quer durch den Naturpark, den wir südlich auf kleinster Nebenstrecke umrunden. Ich will nicht wiederholen, was inzwischen oft genug geschrieben ist: Teilweise geht es kilometerlang nicht geradeaus, die Wegführung springt über Bergrücken und durch Täler. Das Durchqueren solcher Landschaften für lange Zeit „am Stück“ läßt einen fast die Orientierung verlieren, denn selbst größere Siedlungen sind hier nicht vorhanden.

Konsequenz ist auch, daß wir gut vorankommen, um es einmal so zu sagen.

Also ist nachmittags noch Zeit und damit die Frage zu klären, was wir denn noch tun könnten. Andorra steht eigentlich für morgen als Durchfahrtstation auf dem Programm, aber „wo wir schon mal da sind“ und es vom Hotel aus nicht besonders weit ist – auf geht’s. Alle vorher lesbaren Voraussagen treffen zu: Andorra ist ein Steuerparadies und deshalb gerne heimgesuchte Einkaufsstadt in möglichst unattraktiver Verpackung. Immerhin habe ich Glück: Gitanes kosten dort nur 26 € pro Stange und damit weniger als die Hälfte des deutschen Preises. Auch Sprit ist billig (1,22 €/L für SuperPlus), Parfüm und Kosmetik dagegen lohnen sich nicht. Klamotten auch nicht, meine Hoffnung, in Ruhe an einer Bar im Kaufhaus ein Bierchen zu zischen, während alle mit Dollarzeichen in den Augen die Abteilungen plündern, zerstoben alsbald bei Rückkehr der enttäuschten Kämpfer des Konsums. Andorra ist nicht in der EU, was mir den Aufenthalt an der Bar sehr versüßte: Wer erinnert sich noch, daß man IN einem Kaufhaus rauchen darf?

Der gemütliche Abend klingt in intimerer Atmosphäre im Restaurant aus – eigentlich ist Ruhetag, aber für Hausgäste gibt es natürlich was zu essen. Das Pärchen vom Nachbarzimmer ist mit den örtlichen Gepflogenheiten der Speisenaufnahme noch nicht vertraut, er bestellt Schweinefüße. Wir beobachten, wann sein Gesicht länger wird und er erkennbar mit der Konsistenz ringt. Tapferer Mann, erst der zweite Fuß trifft ihn wohl hart!

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19.6.2012 – Dienstag

Planmäßig kehren wir heute Spanien den Rücken und machen uns auf in das Künstlerstädtchen Ceret in der Fußzone der Pyrenées Maritimes. Da Andorra ja schon „abgehakt“ ist, nehmen wir wieder das Rückgrat der Verbindungsstraßen unter die Räder, die N 260.

Noch ca. 20 km vor La Molina (einem an mangelndem Schneefall leidenden aber baulich stark erweiterten Skifahrerort von wahrer Qualität einer Geisterstadt des 21. Jahrhunderts) beschert uns die N 260 ein unvergeßliches Abschlußerlebnis: 42.000 Meter geht es wirklich (ich schwör’s!) nicht ein einziges Mal auch nur einen Meter geradeaus. Diese Marathondistanz , auf der uns doch zarte drei oder vier Autos begegneten, war das Meisterstück der Kurverei – mal unmittelbar folgende Wechselkurven, mal schroffe Abstürze in Haarnadeln, mal langgezogene Zwischenstücke. Auf den ersten zehn Kilometern fährt man sich quasi in einen Rausch, der die nächsten zehn Kilometer noch anhält; so ab km 30 kippt das Fahrerlebnis in die Kinderfrage „Papa, dauert das noch lang?“ Na gut, wirklich lang hat’s nicht gedauert und das Tempolimit ergibt sich hier aus der Streckenführung. Ein halbes Stündchen und das Spektakel ist vorbei.

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Hier oder irgendwann vorher habe ich mir die Vorderreifen am Wiesmann ruiniert – daheim muß ich beim Waschen leider konstatieren, daß die Innenseiten der Laufflächen komplett und rückstandsfrei abradiert sind; die scharfe Bremserei hat sich gerächt!

Ceret ist ein pittoreskes Städtchen, das seinen Ruf auf die frühere Besiedlung von verschiedenen Künstlern begründet. Dali, Cezanne und andere vor allem malende Künstler fanden sich hier in den Sommermonaten ein. Die Jungs waren schlau, denn diese Stadt hat eine eigene Klimaanlage: Permanent werden in der Innenstadt die Rinnsteine geflutet, so daß sich ständig kühle Luft der einfallenden Sommerhitze entgegenstemmt. Funktioniert gut, muß ich sagen!

Unser Hotel „Le Mas Trilles“ machte bei der Buchung einen sehr netten Eindruck, sogar ein Pool ist dabei. Was so deutlich nicht herauskam: Es liegt gar nicht in Ceret, sondern ungefähr 3 km außerhalb in einem häßlichen Vorort. Dafür ist es zu teuer, die Zimmer zu klein und vor allem die Preise für Getränke vor Ort zu hoch. Wir beißen also in den sauren Apfel und machen uns mit den Autos auf „ins Städtchen“, um gastliche Stätten zum Abendessen aufzutun. Immerhin verspricht ein Bad Abkühlung, denn langsam steigert sich das Temperaturniveau Richtung unerträglich. Tagsüber 35°, drückende Schwüle – ein erholsamer Urlaub im Frühsommer sieht anders aus. Michi, Eva und ich nehmen also die Gelegenheit wahr, in einem zumindest für meine Länge ungefährlich tiefen Becken herumzuplantschen. Genug ist, wenn die Finger schrumpelig geworden sind und man leicht anfängt zu frieren. Michi klettert als erste die Stufen hoch und entdeckt schmerzhaft, daß die trocken sehr griffig wirkenden Umrandungsplatten naß die Haftreibung von Schmierseife aufbringen – ein unschöner Moment, an dem sie noch heute laboriert.

„Wenn Du Dich nicht auskennst, ist das „Hotel de France“ am Ort nie verkehrt.“ So ist’s auch hier heute Abend– nette Terrasse an der Fußgängerzone, erstaunlicherweise sehr leckeres Essen zu normalen Preisen und sowohl frisches Bier wie Ricard-Cola (richtig serviert im kleinen Glas mit einem Schuß Coca-Cola) von aufmerksamem Service serviert versüßen das Fußballspiel Frankreich-Schweden.

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20.6.2012 - Mittwoch

Wir kommen zum letzten Luftholen vor der Heimreise – was aus dieser Südwestecke des Hexagons schon satte 1.300 km wären. Also – gedacht ist an Ausspannen, locker bleiben, ein Ründchen fahren und gemütlich am nächsten Tag heimwärts ablegen.

Also nix Großes geplant, sondern die Côte Vermeille abgondeln, gemütlich in Banjuls (hervorragender natürlich vergorener Süßwein mit mindestens 16 % Alkohol – vergeßt Port!) ein bißchen an der Promenade speisen und noch eine lockere Runde „über Land“ zurück.

Irgendwie ist das mit dem Touriverkehr aber nicht wirklich attraktiv, es fehlt bei Tempi um 40 deutlich an kühlendem Fahrtwind. Also muß irgendwie Abhilfe für den Rückweg her. Ja wie jetzt – sooo nah war die spanische Grenze? Zack – und da hat sie uns wieder, nur mit Kilometer 1 – die Nationalstraße 260. Wie eine alte Bekannte freuen wir uns, sie wieder zu sehen und folgen ihr. Wo wir schon mal da sind, können wir auch tanken, oder? Schließlich sparen wir um die 10 Cent pro Liter.

Scholle tankt aber nicht neben mir, sondern telefoniert. „Roberto, bischd dehääm? Alla, donn geh mol g’schwind in de Subbamarkt Cola hole, mer kummen glei.“ Der wird schön geguckt haben! Sein Freund aus Mannheim und dessen Frau nutzen dort seit Jahrzehnten eine eigene Ferienwohnung im nahe gelegenen Emporiabrava und wir haben uns kurzerhand dort eingeladen. Der Ort ist das Vorbild für die Marina in Miami, Florida – was wir erst gar nicht ersehen, aber anläßlich einer geschwind organisierten privaten Bootsrundfahrt, die in eineinhalb Stunden wenigstens mal einen groben Überblick verschafft, ermessen werden. Vormaliges Sumpfland ist seit den späten sechziger Jahren peu à peu mit von Wasserstraßen durchzogenen Wohngrundstücken bebaut worden und hat mittlerweile eine bedeutende Größe erreicht.

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Hier schaffen wir dann auch, was mir zuvor zum kulinarischen Abschluß fehlte: „Meeresfrüchteplatte gegrillt“ für alle! Ich hatte leider vorher noch den „mal so vorweg“ auf dem Balkon aufgeschnittenen Schinken sehr reichlich verköstigt und mit den schieren Mengen schon deutlich zu kämpfen, andere zeigten sich routinierter und deutlich aufnahmefähiger, um es mal so zusagen.

Zu später Stunde und im Vertrauen auf die Navi die Heimfahrt in unbekanntem Geläuf angetreten – einfach nur schnellstens auf die Autobahn und ab ins Hotel hörte sich einfach an. Ist’s eigentlich auch, bis wir gemütlich auf der rechten Spur fahrend von unangekündigt und unbeleuchtet aufgestellten Pylonen einem reaktionstest unterzogen werden. Scholle vor mir schlägt einen Haken und instinktiv (wir fahren nun bestimmt schon 20.000 km zusammen Touren) schlage auch ich einen Haken. So passiert uns nichts – wohl auch, weil er mit seinen hellen Xenonscheinwerfern vorneweg fuhr, denn mit den Wiesmann-Funzeln hätte ich die Hindernisse nicht so leicht erkannt.

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21.6.2012 – Donnerstag

Die lange Heimfahrtstrecke schreckt, also eine Zwischenübernachtung. Schwierig zu entscheiden, wo man den unterkommen soll, denn letztlich ist die „Burgundische Pforte“ das Nadelöhr, durch das es uns ohne allzu viele Umwege zu zwängen gilt.

Eva sucht mit dem Finger in der Karte nach „was Nettem“ und tut einen wirklich süßen kleinen Ort auf: Cusieaux. Dort ist ein einfaches Hotel „Vuillot“ unser Anlaufpunkt, weil’s wegen seiner Küche gerühmt wird und die Zimmer ordentlich aussehen.

Wir haben nun von Experimenten wirklich genug, die Autobahn soll’s bringen. Läßt sich auch (über die öde Kombination A9-A7-A6) locker fahren, wenn nur nicht die jetzt unerträgliche Hitze wäre. 37° lassen die Z4-Besatzung grinsen: Verdeck zu und Klima an, Tempomat rein und rollen lassen. Was bleibt einem im Wiesmann? Verdeck zu, Heckscheibe auf und eine nassen Lappen griffbereit halten, damit wenigstens die Illusion von Kühle aufrecht gehalten werden kann. Zu guter Letzt landet er auf der Mittelkonsole, damit man einen Arm auflegen kann.

Dieses Wetter ist nicht von Dauer, Lyon zeigt sich mit dräuend dunklen Wolken und es kündigt sich erleichternder Regen an. Leicht stauend im Berufsverkehr aus Lyon raus und über die A39 nordwärts fängt es an zu tröpfeln. Kurz vor Cuiseaux öffnet der Himmel die Schleusen und es ergießen sich unfaßbare Wassermassen auf die Straße. Selbst bei Tempo 60 schwimmt das Auto auf, mehr ist keinesfalls drin. Die Wischer schaffen schier keine freie Sicht. Die Ortseinfahrt hat noch ein paar Seen auf der Fahrbahn für uns übrig, aber jetzt schreckt nichts mehr.

Das Hotel ist wirklich einfach, aber sauber. Das Abendessen sehr empfehlenswert, wer mag, kann seine Forelle im hauseigenen Bassin selber fischen.

Ein Rundgang durch das Örtchen nach Aufklaren zeigt eine pittoreske Dorfanlage mit nicht selten liebevoll restaurierten Häusern – ein Kleinod am Wegesrand sozusagen.

Am nächsten Morgen noch kurz den sehr übersichtlichen Markt um ein paar hundert Gramm Käse erleichtert und eine einfache Schlußetappe wird unter die Räder genommen.

Scholle bevorzugt es, über die A5 auf deutscher Seite zu rollen, wir nehmen die französische A35. Was soll man sagen – just vor unserer Abfahrt in Speyer sehen wir die beiden zwei Autos vor uns wieder!

Ein gelungener Urlaub findet sein klassisches Ende im „Alten Hammer“ mit Wurstsalat und Pommes und einem frisch eingeschenkten Weizenbier.

Ein erholsamer Faulenzerurlaub war das wieder einmal nicht, aber das war auch nicht Programm. An der Schranke „pro Kurve ein Wort“ bin ich knapp gescheitert ….

Gerade stelle ich fest, daß ich als Internet-Legastheniker die Bilder einfach am Ende angehängt habe und erst kurz vor Schluß den Button "an der Cursorposition einfügen" entdeckte ... hoffentlich kann ich die noch verschieben!

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Markus

P.S.: Kartenerstellung mühevolle Kleinarbeit von Micos während der Fahrt mit Textmarker und Scholzinio daheim am PC!:-))!

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Geschrieben

so nun habe ich es endlich geschafft den bericht komplett zu lesen (in 3 etappen) :wink:

sehr interessant und informativ so ein urlaubstagebuch mit schöner beschreibung, eindrücken und auch den fotos :-))!

DANKE :-))!:-))!:-))!

Geschrieben

was ein unglaublich toller Bericht. Da bekommt man selber sofort Lust loszufahren :)

Carpassion Pur :)

Ich wohne ganz in der Nähe von Ampuriabrava - schade das ich euch nicht gesehen habe. Einen Wiesmann in Spanien wäre sofort aufgefallen :)

Geschrieben

Vielen Dank für die ausführliche Schilderung des Erlebten. :-))! :-))! :-))!

Man hat das Gefühl selbst die 10.000 Kurven gefahren zu sein.

Geschrieben

toller, interessanter & ausführlicher Bericht :-))!

Nette Route die ich mit dem 3.0 CSi machen könnte: hast du die ganze Route mal für mich ? O:-)

Geschrieben

Super Bericht. Als wär man dabeigewesen.

Ich hab ihn mir jetzt auch auf Amazon als Hörbuch bestellt.

Grüße

Manfred

Geschrieben

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Da hat er in Empuraibrava geparkt - Scholle war priviliegiert und durfte in die Garage.

Markus

Gast Wiesel348
Geschrieben
Super Bericht. Als wär man dabeigewesen.

Ich hab ihn mir jetzt auch auf Amazon als Hörbuch bestellt.

Grüße

Manfred

Gibt's kein Fahrbuch?

Und übrigens: Toller Bericht.

Geschrieben

Ich hatte gedacht dein Drive & Dine Bericht aus Schottland liesse sich nicht mehr steigern, weit gefehlt. Danke für die wunderbare Lektüre am frühen Morgen. :-))!

Anzeige eBay
Geschrieben
Geschrieben

Hallo 806,

 

schau doch mal hier zum Thema Zubehör für Wiesmann (Anzeige)? Eventuell gibt es dort etwas Passendes.

  • Gefällt Carpassion.com 1
Gast OAL - M 6
Geschrieben

2.700 Kilometer habe ich schon gelesen. Hier wird ausführliche Berichterstattung neu definiert :applaus:

Melde mich wieder, wenn ich zurück bin X-)

Geschrieben

:sensation gemacht!

Warte auf die exklusive Autorenlesung im Herbst:-))!

  • 6 Monate später...
Geschrieben

Sehr schöner Bericht!

Nun erst entdeckt, aber genau rechtzeitig zur Urlaubsplanung Frankreich Sommer ! :-))!

  • 3 Monate später...
Geschrieben

Noch ca. 20 km vor La Molina (einem an mangelndem Schneefall leidenden aber baulich stark erweiterten Skifahrerort von wahrer Qualität einer Geisterstadt des 21. Jahrhunderts) beschert uns die N 260 ein unvergeßliches Abschlußerlebnis: 42.000 Meter geht es wirklich (ich schwör’s!) nicht ein einziges Mal auch nur einen Meter geradeaus. Diese Marathondistanz , auf der uns doch zarte drei oder vier Autos begegneten, war das Meisterstück der Kurverei – mal unmittelbar folgende Wechselkurven, mal schroffe Abstürze in Haarnadeln, mal langgezogene Zwischenstücke. Auf den ersten zehn Kilometern fährt man sich quasi in einen Rausch, der die nächsten zehn Kilometer noch anhält; so ab km 30 kippt das Fahrerlebnis in die Kinderfrage „Papa, dauert das noch lang?“ Na gut, wirklich lang hat’s nicht gedauert und das Tempolimit ergibt sich hier aus der Streckenführung. Ein halbes Stündchen und das Spektakel ist vorbei.

Hallo Markus, wir wandelten in den vergangenen Tagen partiell auf Euren Wegen - der Abschnitt der N260 ist wirklich der Hammer :-))!! Und diverse Pässe in der Umgebung (als Inspiration sei das "Roadbook Tour de France" empfohlen) sind ebenfalls nicht zu verachten! Auch wenn wir mit dem "falschen" fahrbaren Untersatz unterwegs waren - so weiß ich jetzt wenigstens, dass die Strecken rel. problemlos mit dem Servicefahrzeug zu bewältigen sind.

Grüße aus dem französisch-spanischen Grenzgebiet

Berni

P.S.: Das Cassoulet hat bestens gemundet !

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Geschrieben

:applaus::sensation:danke:

Hammermässiger Bericht - habe den Zug zur Arbeit verpasst - egal...

Hat Spass gemacht zu lesen; aber natürlich kein Vergleich zur eigenen Erfahrung... - Route wird bei mir in die Planung kommender Jahre aufgenommen.

Geschrieben

Ja,ja, aber mir persönlich sind dort zuviele Wohnmobile unterwegs.

:D:D

Geschrieben
:D:D Das muß man sportlich sehen: Es gibt doch (fast) nichts Schöneres, als wenn sich nach subjektiv endlosem Gegurke hinter so einer weissen Kiste (die einem min. die letzten 5 Serpentinen versaut hat) eine gefahrlose Überholmöglichkeit bietet, die diesen lästigen Verkehrsteilnehmer zum stehenden Objekt degradiert - und JA - wieder freie Sicht nach vorne ermöglicht! Erst dann weiß man die entspannte Kurvenhatz doch wieder richtig zu schätzen :-))!

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