Teuerstes Photo der Welt für $4.338.500 versteigert

[Atombender]

Es ist keine hundert Jahre alt, es zeigt nicht John F. Kennedy, wie er gerade Marilyn Monroe vögelt und im Kaufpreis sind auch keine Ferraris enthalten.

Nein, es ist ein Bild vom Rhein(ufer).

http://www.npr.org/blogs/pictureshow/2011/11/15/142342119/meet-the-worlds-most-expensive-photo-part-ii?sc=fb&cc=fp

Aus gutem Grund möchte der neue Besitzer anonym bleiben.

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[Atombender]

Ich geh mal davon aus, dass der Käufer noch ein paar Bucks auf der hohen Kante hat. Und natürlich muss ein Insiderspack wie Francis Outred den Kauf aus "ästhetischen und symbolischen" Gründen rechtfertigen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der anonyme Käufer sich jetzt im ganz eigenen Besitzerstolz sonnen darf. Als Besitzer des teuersten Photos aller Zeiten. Das Subjekt ist dabei eher uninteressant.

[FutureBreeze]

wenn man die grösse des Fotos bedenkt 6mal11 Fuss, dann wird die herstellung alleine schon schweineteuer wenn die auflösung stimmen soll und es aus einem Stück sein soll - klar - die 4 millionen sind übertrieben aber grundsätzlich denke ich, dass das Foto in echt eine ganz andere Wirkung hat.

[vespasian CO]

Vor ca. 5 Jahren hat das Haus der Kunst in München Werke von Andreas Gursky ausgestellt. Die großformatigen, teils 10 Meter breiten Fotographien konnten einem schon den Atem rauben, intensiv und plastisch! Uns hier im Forum hätten natürlich vorzugsweise die Arbeiten gefallen, die er in Formel1-Boxengassen während der Rennen machen konnte.

Ich habe mal im alten Katalog geblättert, dort war zu lesen (das bringt es gut auf den Punkt):

Gurskys Fotos in Riesenformaten rauben Betrachtern den Verstand. Von ein und demselben Standpunkt aus fotografiert er Motive unseres modernen Lebens mehrmals, wie beim Schwenk einer Filmkamera. Zusammengesetzt zu einem Gesamtbild wirkt die Perspektive oft seltsam verschoben, weil jede Aufnahme minimal variiert, oder Ansichten offenbart, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

Ob das den Preis wert ist? Offensichtlich.

Vor ca. 5 Jahren war man noch bei Preisen von 1 Mio. € sprachlos: "Eine Million für ein Foto?!". Märkte haben ihre eigene Wirklichkeit. Oder können selbst wir Autonarren wirklich nachvollziehen, weshalb ein 250 GTO für 16 Millionen Dollar gehandelt wird?

[littlemj]

Vor ca. 5 Jahren hat das Haus der Kunst in München Werke von Andreas Gursky ausgestellt. Die großformatigen, teils 10 Meter breiten Fotographien konnten einem schon den Atem rauben, intensiv und plastisch! Uns hier im Forum hätten natürlich vorzugsweise die Arbeiten gefallen, die er in Formel1-Boxengassen während der Rennen machen konnte.

Die Ausstellung hab ich damals auch besucht, da hingen wirklich beeindruckende Werke von Gursky, zumal wenn man bedenkt dass die Formel 1 Bilder ja Montagen aus mehreren Bildern darstellen und man nichts, aber auch wirklich garnichts davon sieht.

Der Preis für das Rheinbild ist erstaunlich und erschreckend zugleich, aber der Punkt mit dem Eigensinn der Märkte hat Vespasian gut ausgedrückt. Gerhard Richter erlebt ja momentan auch eine Boomphase und kann die Bilder nicht schnell genug an die Gallerien liefern...

[CP]

Gerhard Richter erlebt ja momentan auch eine Boomphase und kann die Bilder nicht schnell genug an die Gallerien liefern...

Er selber hält die gezahlten Preise für seine Bilder für ziemlich irre, aber er wird sicher nichts dagegen einzuwenden haben.

[benelliargo CO]

Ist bei dem Preis denn auch das Negativ dabei?

[littlemj]

Ist bei dem Preis denn auch das Negativ dabei?

Nein, das Bild ist meines Wissens auch nicht "einzigartig", die Edition umfasst 6 Fotografien.

Hier mal der Link zu Wikipedia: KLICK

Das Bild war übrigens schon vorher kein Schnapper, beim letzten Verkauf wurden 3.8 Millionen Dollar erzielt

[...]

Der Künstler wird schon seine Gründe gehabt haben wieso er ein Düsseldorfer Ufer und keines aus Köln gewählt hat

[Markus Berzborn]

Ist bei dem Preis denn auch das Negativ dabei?

Das Negativ würde auch nicht dem Bild entsprechen, da Gursky schon seit 20 Jahren zur Gestaltung seiner Bilder digitale Nachbearbeitung einsetzt. Aber eben auf eine sehr subtile, künstlerische Weise.

Gruß,

Markus

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[taunus]

Oder können selbst wir Autonarren wirklich nachvollziehen, weshalb ein 250 GTO für 16 Millionen Dollar gehandelt wird?

Das wäre allerdings ein Schnäppchen...

[Atombender]

Einen 250 GTO kann man wenigstens noch benutzen, was will man groß mit einem Photo machen? Stichwort Marktwert, Chris Evans hat für seinen '62er mit '64er Karosserie umgerechnet 19 Millionen USD gezahlt und meines Wissens wird der immer noch restauriert (hatte mal einen Frontal-Crash).

Das Traurige an diesem Spekulationswahn ist, dass man solche Autos (fast) nie auf der Straße sehen wird.

[lennartCLS]

Man kann das Foto anschauen, nachdenken und es genießen. Reicht das nicht?

[Atombender]

Dazu reicht ein schönes Poster für $50.

[Graunase]

Ich gebe ja zu, daß ich in beiden Fällen die Preise für absurd halte, allerdings ist das nur meine Privatmeinung.

Ich würde mir eher das Foto kaufen, da dieses Bild ein Geheimis hat, welches man immer wieder versuchen wird zu enrätseln. Es wieder mal ein beeindruckendes Beispiel für den gelungenen Blick "hinter die Mauer", von der ich ja shon oft sprach. Ein Auto ist mir da viel zu sehr "Diesseits". LennartCLS hats treffend auf den Punkt gebracht.

Wenn Du Glück und ein gutes Auge hast, findest Du sicher etwas gleichwertiges für $50 - aber dann mußt Du Dich bestens auskennen und das Glück haben auf ein Genie zu treffen. So etwas wie Gursky trifft man bestenfalls einmal im Jahrtzehnt!

Und: Bevor man seine Bilder mit netten Postern vergleicht, sollte man mal eines seiner Bilder in der Realität betrachten und auf sich wirken lassen. Das ist genau so wie das, was hier in jeder Kaufberatung empfohlen wird: Probefahren.

[lennartCLS]

Für alle die sich noch etwas mit Gursky beschäftigen wollen und eine Erklärung von Hilla Becher warum das Foto so berühmt ist.

http://www.youtube.com/watch?v=G2Jwwh-99OA

[JeffG]

lennartCLS, danke für den link - hab mir jetzt alle 4 clips angesehen und es war sehr interessant. Vor allem auch zu sehen, dass Andreas Gursky die Bildbearbeitung gar nicht selbst macht. Auch interessant, dass die NICHT Photoshop verwenden, sondern offensichtlich irgendein Profitool. Aber schon gut und auch schon extrem aufwendig wie so ein Bild entsteht. Würd mich interessieren, wieviel der Künstler selbst bekommen hat für das Bild, bzw. wie teuer die Bilder sind, wenn man sie direkt bei ihm kauft...

[carfanatics]

Normalerweise ist Photoshop schon ein Profiprogramm.

Die haben dort so wie ich das auf dem Bildschirm erkenne eine Art Spezialgrafikworkstation benutzt die Paintbox heisd.

Glaube aber das sowas heute kaum noch im Einsatz ist, da die Funktionen Photoshop heute so auch kann.

[skaone]

lennartCLS, danke für den link - hab mir jetzt alle 4 clips angesehen und es war sehr interessant. Vor allem auch zu sehen, dass Andreas Gursky die Bildbearbeitung gar nicht selbst macht. Auch interessant, dass die NICHT Photoshop verwenden, sondern offensichtlich irgendein Profitool. Aber schon gut und auch schon extrem aufwendig wie so ein Bild entsteht.

Die Bildbearbeitung hat früher – ich weiß nicht, ob er es immer noch macht – ein Herr Ottenlinger aus Düsseldorf gemacht. Ein Genie!

Aber prinzipiell könnte man das alles auch mit Photoshop machen.

Würd mich interessieren, wieviel der Künstler selbst bekommen hat für das Bild, bzw. wie teuer die Bilder sind, wenn man sie direkt bei ihm kauft...

Der Künstler bekommt davon nichts. Der Künstler verdient nur an Bildern, die er über seine Galerie (in diesem Falle ist das Sprüth/Magers in Berlin) verkauft – bei Auktionen verdient nur der Besitzer und das Auktionshaus.

Bei einem Galerieverkauf bekommt der Künstler etwa die Hälfte. (Wie teuer die Bilder Gurskys in seiner Galerie sind, weiß ich allerdings nicht – ich würde mal auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag tippen)

[Markus Berzborn]

Welche Tools verwendet werden, ist in der Kunst und in der Musik zweitrangig. Wichtig ist, wer sie verwendet und wie.

Man wird ja auch nicht auf einmal zu einem Horowitz, nur weil man sich an einen Steinway setzt.

Gruß,

Markus

[vespasian CO]

Man wird ja auch nicht auf einmal zu einem Horowitz, nur weil man sich an einen Steinway setzt.

Oder, um im Carpassion-Bild zu bleiben, ein Walter Röhrl, weil man sich hinter das Lenkrad eines GT3 zwängt und schalten kann

[Jonny]

Bei der Paintbox kann man viel machen, man muss das Bilder aber immer zusammen backen und kann keine Ebenen wie in Photohop erhalten. Die Kunst mit der Paintbox ist schon eine andre als mit Photoshop.

[Atombender]

Welche Tools verwendet werden, ist in der Kunst und in der Musik zweitrangig. Wichtig ist, wer sie verwendet und wie.

Man wird ja auch nicht auf einmal zu einem Horowitz, nur weil man sich an einen Steinway setzt.

Gruß,

Markus

Ich denke, dass so ein Bild ganz geringfügig leichter reproduzierbar ist wie eine Aufführung von Horowitz oder Argerich, von daher hinkt die Analogie gewaltig. Und wenn so ein Photo von einem Andreas Gursky geschossen und retouchiert wurde, macht es das nicht automatisch besser oder wertvoller wie von eine unbekannten "Künstler". Die Bezeichnung "funny money" ist schon treffend, ich würde allerdings eine schärfere Bezeichnung wählen. Sollte es dem Besitzer trotz allem gelingen, das Photo in 2 Jahren für über 5 Millionen USD weiter zu verkaufen, hätte es seine Daseinsberechtigung als Spekulationsobjekt natürlich erfüllt.

[Markus Berzborn]

Wie leicht oder schwer das reproduzierbar ist, ist nicht der Punkt.

Das schwarze Quadrat von Malewitsch dürfte von Kindern im Grundschulalter zu reproduzieren sein.

Aber wie ein (Hobby)-Künstlerfreund von mir mal sagte: "In einer Welt ohne schwarze Quadrate war es nicht nur kreativ, sondern genial, eins zu machen".

Gruß,

Markus

[lennartCLS]

Gursky war einer der ersten, der die Digitalemanipulation als Kern seiner Arbeit verwendet hat.

Und das begründet auch den Preis. Heute gibt es viele Leute die ein Bild wie eines von Monet nachmalen können, gut macht es die Kopien aber nicht.

Es sind die Ideen, die einen Künstler ausmachen.