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Fahrbericht Carrera GT FAZ 1.8.06


dogfriedwart

Empfohlene Beiträge

Hab nach Rücksprache mit Roland den Artikel aus der FAZ entsprechend auf die besten Passagen gekürzt. Die wunderbare Zeichnung darf dabei natürlich nicht fehlen.

Die verlorene Ehre des schwierigen Fahrens

Im Grenzbereich: Porsche Carrera GT /

Mit dem männlichen Mut der Erkenntnis im innersten Kern der Marke / Von Wolfgang Peters mit der Zeichnung von Michael Stirm

Ohnehin stellt sich die Frage, ob man ein Auto dieses Schlages überhaupt besitzen kann, im Sinne des Beherrschens seines Willens, man wird wohl Eigentümer, aber dann ist es meist doch so, daß der Wagen mit seinen Höckern vor dem Fahrer hockt und darauf wartet, daß man ihm den Dompteur des Tigers zeigt. Denn der Fahrer eines Porsche Carrera GT darf sich nicht scheuen, den Tiger am Schwanz zu packen, sich ins Innere zu flüchten und ganz schnell den Käfig zu schließen.

Diesen GT umgibt die kühle Aura des Einsamen, und nichts ist ihm fremder, als sich anzubiedern. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Wobei sich dieser GT allen Definitionen der bürgerlichen Mobilität schon deshalb zu entziehen weiß, weil er ein Rennauto ist, das sich zum späten Abend seiner abgebrochenen Karriere auf der Straße bewegen darf.

Das heißt nicht, daß es nicht immer wieder in der Eigenschaftssumme bessere Sport-Autos gegeben hätte. Höchst selten aber sind Autos entstanden, die eine ähnliche Dichte in ihren Eigenschaften aufzuweisen vermochten. Vielleicht überholte ihn die technische Entwicklung, aber die Faszination des Fahrens war immer in ihm. Und diese hat sich noch nie zuvor reiner und herausfordernder gezeigt. Was nicht immer ohne eine gewisse Körperlichkeit abläuft. Im Porsche Carrera GT steckt der Geist des Weinens.

So wie das kompromißlose Design nicht um des Spektakels willen entstanden ist, sondern weil es zum verlorenen Glück des einstigen Glühens untrennbar dazugehört. Der Carrera GT glüht schon im Stand. Nicht alles lebt aus der Vernunft heraus.

Zum Einsteigen hat sich die Krabbelmethode der Teletubbies bewährt, und das Aussteigen hat noch ein bisserl Zeit. [...] Man startet im Alltag nicht aus der Boxengasse, sondern aus der heimischen Garage oder unter den Augen der Öffentlichkeit. Und da kann man sich schon mal blamieren oder demonstrieren, wie schwierig ein Renngerät eigentlich zu bewegen ist. Die Kupplung ist der Feind jeder empfindsamen Wade. Entweder sie greift, oder der Motor stirbt ab, so schnell, wie man das Licht in einem Keller mit tausend Vampiren ausknipst. [...] Aber man rollt ohne Gas an und legt den ach so empfindsamen großen Zeh ein wenig auf den Akzelerator, dann tritt man der Kupplung in die Seiten, läßt den Motor kurz röcheln und wuchtet die nächsten Gänge, allesamt so zu schalten, wie man mit einer scharfen Schere einen ganz großen Truthahn tranchierte [..]

Das Auto hat nach der Autobahn die Landstraße der Qualen absolviert, Querfugen und Unebenheiten initiieren kleine Explosionen im Innenraum, der Vorderwagen taucht in die Wellen, und der komplette Wagenkörper springt wie ein angreifender Fleischfresser unter gutem Gas aus der Kurve. Beim letzten Gasstoß zur Rückkehr brechen aus unserer Eiche zwei Äste. Die begleitenden Raben sind erschöpft, und ihr Gefieder ist matt wie von Schweiß.

Der Porsche Carrera GT knackt irgendwie fordernd in seinen Gelenken: War das schon alles? Im Kopf des Fahrers knistert es, und er fürchtet, es könnten seine Trommelfelle sein, die später in kleinen Segmenten aus den Ohrmuscheln fallen wie Holzspäne an der Kreissäge. Es surrt in dem Porsche, sein Herz schlägt, Flüssigkeiten zirkulieren, Elektromotoren öffnen oder schließen geheime Wege der Kraft, heiße Luft wabert über dem Heck, in dem der Motor frei sichtbar aufgebahrt ist wie der tote Pharao auf dem Weg zur Katzengöttin. Und die faucht und setzt an zum Sprung und wird zum GT. Zu einem Porsche, wie es ihn nie wieder geben wird. Oder doch?

cgtfaz.jpg

Quelle: F.A.Z. 01.08.06

Wisst Ihr eigentlich, wie schwer es ist, einen wieder Mal wunderbaren Bericht von Wolfgang Peters zu kürzen?

Gruss

Constantin

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:applaus: Der Artikel ist einsame Klasse. Von dem Bild ganz abgesehen. :applaus:

Ich ärgere mich gerade das ich die FAZ seit Juli nicht mehr abonniere (die SZ hab ich seither nicht bereut, naja, bis jetzt).

Ich würd mich auch freuen wenn ich den Artikel per Mail bekommen würde (PN).

Was ich toll finde ist der wunderbare Satz unter dem Bild:

"Der Carrera GT ist für Männer, die ein hungriges Krokodil mit dem Fuß niederhalten!"

:-))!

Habs probiert! Muß mir jetzt den GT auf Automatik umbauen lassen :D :D :D

Darf ich ergänzen:

"Der Carrera GT ist für Männer, die ein hungriges Krokodil mit dem linken Fuß niederhalten!"

Mit diesem Zitat wird das ganze Wesen des Carrera GT deutlich.

Melde mich gleich bei Jedem, der den Artikel per mail wünschte.

Darf ich ergänzen:

"Der Carrera GT ist für Männer, die ein hungriges Krokodil mit dem linken Fuß niederhalten!"

Sorry, ich wollte es für Klaus nicht zu schwer machen...:D

Edit: Ich hoffe er versucht es nicht nochmal, sonst muss er den CGT von Automatik nochmal auf Lenkradschaltung umbauen...O:-)

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