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Was ist gutes, was ist schlechtes Automobildesign?


Kauder

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Am ‎09‎/‎07‎/‎2016 um 02:55 schrieb hugoservatius:

Nein, Hema, das ist leider Unsinn.

Ein Auto ist nichts anderes als ein Gebrauchsgegenstand, wie auch ein Möbelstück, eine Uhr oder ein Flugzeug.

Kunst ist etwas völlig anderes, erfüllt keinen Zweck und bedarf des göttlichen Hauches.

Ein Auto kann niemals Kunst sein, denn es hat einen Zweck.

Über das Design des 430er Ferraris wird man in zehn Jahren nicht mehr sprechen, es ist weder ein Dino 246, noch ein Lancia Aurelia, noch ein Aston DB4, in the long run völlig bedeutungslos, der 360er ist deutlich wichtiger, wenn auch ein extremer Rückschritt in der Designqualität im Vergleich zum 355er.

 

Und der Kardinalfehler, den hier viele machen, ist die Überhöhung des Autos vom Gebrauchsgegenstand zum Heiligtum, das ist nicht nur nicht angemessen, sondern extrem uncool.

Wer neun Stunden an seinem Ferrari putzt, hat ihn nicht verstanden.

Wenn ich eine solchen Wagen fahre, dann habe ich entweder die Nonchalance, daß er nicht immer glänzt, wie eine Speckschwarte, oder das Geld, jemanden für die Wagenpflege zu bezahlen.

Alles andere ist peinlich.

 

Heute den Wagen durch einen Wolkenbruch gewaschen habende Grüße, Hugo.

Ist es nicht so, dass sich erst mit etwas zeitlichem Abstand zeigt, wie gut oder schlecht das Design ist?

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vor 26 Minuten schrieb Kauder:

Ist es nicht so, dass sich erst mit etwas zeitlichem Abstand zeigt, wie gut oder schlecht das Design ist?

Nur bedingt, es gibt Entwürfe, die sind schon zum Zeitpunkt ihrer Präsentation ein absolut zeitloser Klassiker, ein Ferrari Lusso, ein Dino 246, ein 911, ein Range Rover der ersten Serie, ein XJ Serie I-III, der unglaublich schlichte, elegante Rolls Royce Silver Shadow/Corniche, der originale Mini, andere Autos werden mit der Zeit besser, man muß sich in sie "einsehen", ein XJ-S, ein Dino 308 GT4, ein Bentley Turbo-R, der Golf I, auch der erste Smart, der Audi A2.

 

Und dann gibt es Autos, die werden nicht besser, sondern schlechter, wenn man sie länger sieht. Der erste Mercedes CLS, der 350/450 SL, die ersten Bangle-Entwürfe von BMW, ganz schlimm die ersten A- und B-Klassen, der schreckliche Jaguar S-Type.

 

Und es gibt Autos, die durch die nostalgische Verklärung scheinbar irgendwie einen Reiz bekommen, aber eigentlich nie ein wirklich gutes Design hatten, die süßlichen Ponton-Mercedesse, der SLC, der völlig überdimensionierte Jaguar 420 G, der Porsche 928, eigentlich alle Opels und Fords der Nachkriegszeit, der kitschige BMW Barockengel, der protzige Mercedes 350/450 SE.

 

Und eine ganz besondere Spezies sind sämtliche "Retro-Design"-Autos, der aufgeblasene Mini, der alberne New Beetle, der karkaturhafte Wiesmann Roadster, die amerikanischen Aufgüsse sogenannter Klassiker, diese Autos haben eigentlich ein Anti-Design, da sie sich der Gegenwart oder gar einer Zukunftsvision verweigern, eine blechgewordene Abart des Biedermeiers.

 

Und das gilt natürlich nicht nur für Autos, sondern für alle Objekte, die gestaltet sind, Möbel, technische Geräte, Flugzeuge, Schiffe und natürlich jeder Form von Architektur.

 

Dozierende Grüße, Hugo.

 

 

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vor 1 Stunde schrieb hugoservatius:

Dozierende Grüße, Hugo.

Bzw. "Mainstream" Designverständnis, bekäme bei FB bestimmt viele "likes".

 

Gutes Design befriedigt nicht notwendigerweise den zeitgenössischen Massengeschmack, mitunter eher im Gegenteil. Weswegen es manchmal erst Jahrzehnte später entdeckt wird. Oder nahezu unbemerkt in die Gestaltung von massenkompatiblen Designs langsam einfließt.

 

:P

vor 1 Stunde schrieb Jarama:
vor 3 Stunden schrieb hugoservatius:

(...) andere Autos werden mit der Zeit besser, man muß sich in sie "einsehen", ein XJ-S, ein Dino 308 GT4, ein Bentley Turbo-R, der Golf I, auch der erste Smart, der Audi A2.

Gutes Design befriedigt nicht notwendigerweise den zeitgenössischen Massengeschmack, mitunter eher im Gegenteil. Weswegen es manchmal erst Jahrzehnte später entdeckt wird. Oder nahezu unbemerkt in die Gestaltung von massenkompatiblen Designs langsam einfließt.

 

Herzlichen Dank, lieber Jarama, daß Du meine Sichtweise so dezidiert unterstützend bestätigst!    :-))! Like!

 

Zustimmende Grüße, Hugo.

vor 6 Stunden schrieb Kauder:

Ist es nicht so, dass sich erst mit etwas zeitlichem Abstand zeigt, wie gut oder schlecht das Design ist?

ich fand das ursächliche Statement des Users zum Fahrzeug Design auch erschreckend - hatte ich doch offensichtlich mit dem F430 "aufs falsche Pferd" gesetzt. :o

Glücklicherweise weiß ich jetzt, über welche Designs in 10 Jahren noch gesprochen werden wird und kann entsprechend "umsatteln" :-))!

Ich könnte natürlich auch darauf hoffen, daß man sich in den F430 "einsieht" ... :)

vor einer Stunde schrieb hema:

ich fand das ursächliche Statement des Users zum Fahrzeug Design auch erschreckend - hatte ich doch offensichtlich mit dem F430 "aufs falsche Pferd" gesetzt. :o

Glücklicherweise weiß ich jetzt, über welche Designs in 10 Jahren noch gesprochen werden wird und kann entsprechend "umsatteln" :-))!

Ich könnte natürlich auch darauf hoffen, daß man sich in den F430 "einsieht" ... :)

sicherheitshalber: smilie_ironie.gif

Hingegen wird zB der Camargue immer wieder von Autoschreiberlingen gepriesen (Tim-Buckeley-Alf-Kremers-Syndrom; sollte eine Hetzjagd gegen mittelalte weisse Männer tatsächlich gerechtfertigt sein, dann bitte dort anfangen), was an seiner Hässlichkeit nichts ändert. Auch heute nicht.

Kunst ist aber wieder etwas anderes. Zum Unterschied von Kunst und Design hat jemand bereits einiges geschrieben, das durchaus lesenswert ist, auch wenn einige Leser diese Ansichten nicht unbedingt teilen: 

 

 

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Ach, wie eben ja angedeutet gibt es auch den Fall, dass erleuchtete Experten und Intellektuelle dem Volk erklären, was ihm gefallen soll.

 

Hierzu auch ein interessanter Artikel in der NZZ des Libanesen Nassim Nicholas Taleb zum Thema "Intellektuellen-Idioten", der eben diesen bevormundenden und herablassenden Menschenschlag beschreibt.

 

Ich finde den Camargue und viele andere Autos auch, einschliesslich des AM Virage aus den 1990ern, nicht schön und daran ändern auch Schreiberlinge und Propheten nichts.

Was ist (für mich) gutes Automobildesign?

Gutes Automobildesign wirkt auch nach Jahren noch nicht veraltet. Es kommt möglichst einfach daher und verzichtet überwiegend auf unnötige Sicken und Kanten. So ein Fahrzeug wirkt auch dann noch nicht veraltet wenn der Nachnachfolger bereits präsentiert wurde. Dazu zählen für mich die E34, E32, E38, W124, W126. Ein W210 dagegen wirkte bereits bei der Vorstellung wie ein Vorgänger vom W124 und wirkt heute Uralt.

Sämtliche neueren Opel wirken auch sehr schnell veraltet, wogegen ein VW Golf irgendwie immer aktuell wirkt, wenn man mal vom Golf III absieht.

Der Porsche 911 ist das beste Beispiel für gutes Design: Sämtliche Baureihen wirken auch nach Jahren noch frisch, wenn man mal vom 996 absieht, da hat Porsche zu viel gewollt, was man dann mit den entsprechenden Modelpflegemaßnahmen und dem 997 wieder Rückgängig gemacht hat.

Gutes Design braucht aber auch seine Zeit, die heutigen Autos kann man wohl erst in einigen Jahren richtig einschätzen. 

 

Die Auseinandersetzung mit Automobildesign, -styling und Kunst kann man auch ohne "Intellektuelle" führen. Man wird aber dennoch nicht umhin können, die drei Dinge sauber auseinander zu halten.

 

Automobildesign kann man als das planvolle Entwerfen, Gestalten und Konstruieren von Automobilen verstehen. Es geht um umbauten Raum, womit es viel mit Architektur zu tun hat. Im Gegensatz zur Kunst stehen hier Funktions- und Verwendungszusammenhänge im Vordergrund. Neben formalen Gesichtspunkten müssen auch ökonomische und produktionstechnische Überlegungen einfließen - gerade hierauf braucht die Kunst beispielsweise keine Rücksicht nehmen.

 

Davon in gewisser Hinsicht getrennt zu betrachten ist das Automobilstyling (oder Stilistik, wenn man Anglizismen vermeiden möchte), das man als die angewandte Ausgestaltung einer Form verstehen kann - und somit der Kunst näher kommt, als es der Begriff des Designs tut. Dennoch lassen sich Styling und Design nicht vollständig voneinander trennen, eben weil neben formalen auch ökonomische und produktionstechnische Faktoren eine Rolle spielen - nur halt mit anderer Gewichtung.

 

So betrachtet, läßt sich auch nachvollziehen, warum man Automobildesign durchaus abseits von "gefällt mir/gefällt mir nicht" oder "sowas liegt immer im Auge des Betrachters" sehr gut und treffend diskutieren kann. Wobei ich mir des grundsätzlichen Problems einer präzisen Eingrenzung und folgerichtigen Verwendung der Begriffe durchaus bewußt bin, denn gerade abseits technisch-naturwissenschaftlicher Felder bestimmt häufig der zur Debatte stehende Kontext die vorausgehenden Begriffsdefinitionen.

 

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