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Nicht unbedingt Car-Passion, aber es berührt das Thema doch ein wenig. Ich möchte eine Geschichte erzählen, die mir passiert ist.

Neben meinen älteren Motorrädern hatte ich Anfang letzten Jahres das Bedürfnis, mir etwas halbwegs modernes zu kaufen, als unproblematisches Spaßbike. Die Wahl fiel auf ein sportliches Naked-Bike. Zwar auch schon Baujahr 2011, aber damit gut 20 Jahre jünger als das nächstjüngere Modell in meiner Garage.

Über ein Motorsportforum bekam ich Kontakt zu jemandem, der sich mit diesem Typ sehr gut auskennt und auch eines zu verkaufen hatte.

Der Verkäufer war  früher Mitorganisator einer Rennserie, einer Art Cup für dieses Motorrad und da auch selbst aktiv.

Mir hat er eine durchaus glaubwürdige Geschichte zu dem Motorrad erzählt, es stand auch sehr ordentlich da. Ursprünglich war es ein Vorführer eines Händlers, bevor es an den guten ging. Seitdem war es in seinem Besitz und nicht mehr zugelassen. Der Verkäufer wirkte auch offen und vertrauenswürdig.

Spätestens bei der Information mit der langen Zeit ohne Anmeldung in Verbindung mit dem ehemaligen Rennfahrer hätten alle Alarmglocken läuten müssen.

Leider nicht bei mir, bedauerlicherweise bin ich beim Fahrzeugkauf aber manchmal etwas naiv oder auch dumm, so wie hier.

Also habe ich das Ding eingeladen, zu einem üblichen Preis.

Nach rund 700 Km ist dann ein Ventil abgerissen. In der Vertragswerkstatt fand man heraus, dass zur Leistungsoptimierung am Ventiltrieb manipuliert wurde und auch leichtere Kolben und Pleuel verbaut waren. Was dem Reglement der Rennserie keinesfalls entsprochen hat.

Ich habe den Schaden reparieren lassen.

Vom Verkäufer wollte ich natürlich wissen, was da los ist. Er hatte, wenig überraschend, so überhaupt keine Ahnung, was denn da wohl los sein könnte.

Nach einigen Mails hin und her, in denen ich unter anderem um Kostenbeteiligung gebeten hatte, kam ein Schreiben seines Anwalts, in dem alle Forderungen abgelehnt wurden. Daraufhin habe ich ebenfalls juristischen Rat eingeholt, der mir jedoch wenig Hoffnung gemacht hat. Der Kaufvertrag war ein Standard-ADAC-Vertrag mit dem Ausschluss jeglicher Gewährleistung. Und ich konnte nicht verbindlich nachweisen, dass der Rennfahrer von den Veränderungen gewusst hat.

Kurz später kam ein weiterer Brief des Anwalts mit dem Angebot zur Zahlung von 1.000 €, bei Verzicht auf alle weiteren Forderungen.

Nach einigem Überlegen habe ich das abgelehnt. Auch wenn ich dadurch Geld verloren habe, war es mir das nicht wert.

 

Bei meinen Spaß-Fahrzeugen gibt es immer so eine Art emotionale Verbindung. Die war in diesem Fall jetzt sehr gestört. Deshalb habe ich das Motorrad heute mit vergleichsweise hohem Verlust verkauft. In der Verkaufsanzeige habe ich mich bemüht, alle Details genauestens zu beschreiben. Nachdem schon ein Anwalt involviert war, musste ich mich ein wenig zurück halten, um eine Unterlassungsverfügung zu vermeiden. Dem Käufer habe ich heute dann den Hintergrund erklärt, ich möchte halbwegs anständig aus dem Ganzen heraus kommen.

 

Da die Folierung sehr individuell ist, wurde das Motorrad in der Annonce offenbar von einigen Menschen wieder erkannt. Ich habe sehr interessante Telefonate geführt und u.a. Bilder bekommen, die das Ding auf der Rennstrecke zeigen. Der Verkäufer ist vielen Menschen aus der Szene gut bekannt.

Nach wie vor kann ich es nicht zu 100% belegen, auf den Bildern könnte theoretisch ja doch noch ein anderes Motorrad zu sehen sei, alleine die Folierung beweist noch nichts.

Aber die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr gering. Auch Menschen, die gegen den Vorbesitzer gefahren sind, haben mir das weitestgehend bestätigt.

Hier kommt das für mich halbwegs versöhnliche Ende. Recht viele Leute kennen jetzt die Geschichte und wissen, dass der Kollege offenbar mit einem Bescheißer-Motor Rennen gefahren ist. Und auch, dass er mir wahrscheinlich sein ehemaliges Renn-Gerät als schönes Straßenmotorrad verkauft hat. Dabei hat er einige Tausend Euro gut gemacht, aber definitiv auch an Ruf und Ansehen verloren. Es ist vielleicht ein wenig unanständig, aber mir verschafft das Wissen darum ein wenig Genugtuung.

Ich habe unter dem Strich zwar Geld verloren, aber an Erfahrung einiges gewonnen.

Möglicherweise kennt das der eine oder andere. Wenn man vor einem begehrenswerten Fahrzeug steht, schaltet sich ein Teil des Hirns ab. Deshalb werde ich mich bemühen, zukünftig nicht mehr alleine zu einer Fahrzeugbesichtigung zu gehen.

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Geschrieben
vor 39 Minuten schrieb Dirk_B.:

Deshalb werde ich mich bemühen, zukünftig nicht mehr alleine zu einer Fahrzeugbesichtigung zu gehen.

Die wichtigste Lehre hast Du gezogen! Immer jemanden dabei haben, der emotional nicht beteiligt ist.

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