Der Wiesmann MF3 Roadster Final Edition by Sieger hat bereits für kontroverse Diskussionen gesorgt. Im Rahmen der Pressetage auf der IAA in Frankfurt/Main hatten wir die Gelegenheit ein Interview mit Christian Sieger zu führen, der als Mitbegründer der Marke Sieger am Designprozess der Final Edition maßgeblich beteiligt war. Alle 18 verschiedenen Designs wurden zusammen mit Wiesmann ausgearbeitet.

Wiesmann MF3 Final Edition

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Diese 18 Farbkombinationen sind für die MF3 Roadster Final Edition erhältlich.

Mit dem MF3 Roadster Final Edition by Sieger hat Wiesmann ein Fahrzeug erschaffen, das bereits vor seiner Weltpremiere auf der IAA für zündenden Gesprächsstoff sorgte – auch und vor allem im Carpassion.com-Forum, in dem viele Wiesmann-Besitzer und -Liebhaber eine virtuelle Heimat gefunden haben. Dies nahm das CPzine zum Anlass, auf der IAA einmal ein wenig hinter die Kulissen der Entstehungsphase der Final Edition zu blicken. Dabei ergab sich die Möglichkeit, einen der Macher hinter dem Projekt zu einem kurzen Interview in eines der Fahrzeuge zu bitten. Christian Sieger ist einer der beiden Gebrüder Sieger, die mit ihrer Designfirma ansonsten für hochwertige Porzellanware, modische Accessoires oder bunte Tischkultur bekannt sind. Wie die Brüder Wiesmann stammen auch sie und ihre Firma aus dem Münsterland.

CPzine: „Guten Tag Herr Sieger. Schön, dass Sie sich kurz Zeit für ein Interview mit uns nehmen. Können Sie uns kurz ein wenig über die Marke Sieger erzählen?“

Christian Sieger: „Sehr gern. Sieger ist eine junge Firma aus dem Münsterland, die immer auf der Suche nach perfekten Produkten in moderner Umgebung ist. Dabei ging es uns vor allem bei unseren Porzellanartikeln darum, traditionelle Manufakturqualität in neuer Form auf den Markt zu bringen. Warum muss ein Kaffee-Service in Luxushotels so dickwandig wie in Omas Wandschrank sein? Sieger hat es geschafft, in nur sechs Jahren begehrenswerte Produkte made in Germany zu erstellen, die man heute in den angesagtesten Luxushotels im arabischen Raum, in den USA und in Asien finden kann. Dazu haben wir uns irgendwann gedacht: „Warum nicht auch passende modische Accessoires wie Krawatten herstellen und vertreiben?“ Wir haben den Markt sondiert, entsprechende Muster gesucht und schließlich in kleiner Auflage hergestellt. Mittlerweile führen wir auch Jacken, Halstücher, Schals und so weiter.“

CPzine: „Wie kam es zu dem Kontakt zu Wiesmann? Der Weg vom Kaffee-Service oder Schal zum Auto erscheint ja nicht zwingend logisch.“

Christian Sieger: „Wir kannten die Firma Wiesmann natürlich bereits seit Jahren. Vor einiger Zeit wurde mein Bruder einmal für ein Fernsehprogramm zu einer Fahrt in einem Roadster aufgefordert und war danach schlichtweg begeistert, auch wenn er mit der Bedienung nicht auf Anhieb klargekommen ist. Im Mai 2011 ergab sich bei einem Abendessen schließlich der erste Kontakt, um über eine gemeinsame Arbeit an der Final Edition des MF3 Roadster nachzudenken. Wiesmann wünschte sich ein ausgefallenes Produkt, bei dem technisch nichts verändert werden sollte, die Optik jedoch durchaus auffallen durfte. Wir haben uns zwei Wochen Zeit gelassen, um ein passendes Design zu erstellen. Dabei haben wir einige durchaus ebenfalls interessante Ideen (Anm. d. Red.: Siehe Bildergalerie) verworfen und schließlich das hier auf der IAA präsentierte Streifendesign in insgesamt mehr als 20 möglichen Kombinationen bei Wiesmann vorgelegt. Dort hat es nur rund eine Woche gedauert, bis die Entscheidung für die Produktion gefallen war. Daraufhin haben sich Designer von uns mit den Technikern bei Wiesmann zusammengesetzt und aus hunderten von Lackproben und gefühlt mindestens doppelt sovielen Ledersorten die passenden Combos für die Final Edition herausgesucht. Daraufhin wurde mit dem Lackierer gesprochen, um die Machbarkeit der Lackierungen abzuklopfen und bis Ende Juli war die Projektphase dann abgeschlossen. Dann begann die Produktion der ersten drei Fahrzeuge, von denen Sie zwei hier auf der Messe sehen können.“

CPzine: „Und wo ist das dritte Auto?“

Christian Sieger: „Dabei handelt es sich um das erste Fahrzeug in den Farben der Marke Sieger, also lila Grundlack mit orange-farbenem Verdeck. Diesen Wagen hatten wir Anfang September mit auf einer Fachmesse für unsere eigentliche Produktpalette in Paris. Dort kamen mehrere Kunden auf uns zu, die den Wagen vom Stand weg kaufen wollten. Einer sogar am besten direkt am ersten Tag, damit er damit direkt zurück nach Hause nach Saint Tropez fahren und die letzten Sonnentage des Jahres genießen könne. Allerdings haben wir mit dem Fahrzeug in den kommenden Wochen noch diverse Pressetermine und konnten ihn daher nur an Wiesmann verweisen, um sich ein solches Auto aufbauen zu lassen.“

CPzine: „Neben dem Streifendesign am Exterieur haben Sie auch das Leder im Innenraum und das Verdeck optisch angepasst.“

Christian Sieger: „Ja, wir wollten ein insgesamt stimmig aufeinander abgestimmtes Fahrzeug. Natürlich verstehe ich, dass es einigen Leuten zu bunt sein könnte, aber das gilt auch für unsere Anzüge und Accessoires. Geschmack ist eben immer unterschiedlich. Übrigens haben wir auch die Grafiken der Rundinstrumente mit einer neuen Schriftart ausgestattet und die Firmenlogos von Sieger und Wiesmann eingearbeitet. Dazu gibt es im Handschuhfach einen kleinen Gruß des Hauses.“

CPzine: „Wie sieht dieser aus?“

Christian Sieger: „Zum einen ist das Handschuhfach komplett in unserer Firmenfarbe Lila ausgekleidet. Zum anderen haben wir für jede der 18 Farbkombinationen passende Jacken, Schals, Mützen und weitere Mode-Accessoires aufgelegt, die man optional zu den Fahrzeugen bestellen kann. Wir legen diese Sachen mit Absicht nicht direkt in die Serienausstattung, da es durchaus Menschen gibt, die für ihre Autos nicht gern Werbung laufen wollen. Dennoch packen wir als Gruß der Marke Sieger an die neuen Besitzer zwei passende Schals mit ins Handschuhfach und würden uns freuen, wenn diese bei der Fahrt auch getragen werden.“

CPzine: „Wie die Marke Sieger stammt auch Wiesmann aus dem Münsterland. Was ist für Sie persönlich das Faszinierendste an der Marke mit dem Gecko im Emblem?“

Christian Sieger: „Dass ein Unternehmen in der Größe von Wiesmann einen derartig kompetenten Auftritt mit hochemotionalen Produkten hinlegt, die alle eine tolle DNA aufweisen. Deutsche Technik in Verbindung mit hoher Verlässlichkeit und tollem Design, was will man mehr?“

CPzine: „Eine letzte Frage noch, Herr Sieger: Sie sind bereits über die IAA 2011 gelaufen, was sind Ihre persönlichen Tops und Flops dieser Messe?“

Christian Sieger: „Da muss ich ein wenig nachdenken. Klasse fand ich die hochkomplexen Aufbauten mancher Messestände. Wenn man sieht, wie manche Hersteller ganze Hallen komplett von innen umbauen, das ist schon beeindruckend. Am ausgewogensten fand ich persönlich den Stand von Volvo, der durchaus modern wirkt, ohne dabei überfrachtet zu sein. Ein absoluter Flop ist dagegen der Honda-Stand. Warum man ein paar bunte Plastikstangen in die Gegend hängt, muss man mir bei Gelegenheit mal erklären.“

CPzine: „Vielen Dank für das Interview, Herr Sieger.“

Das Interview führte Matthias Kierse