Halle 8 war in diesem Jahr komplett belegt. Neben einigen Herstellern fanden sich auch zwei Tuner und mehrere Zulieferer.

IAA 2009 - Halle 8

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Fangen wir mit Citroen an. Für Liebhaber des individuellen Designs hatten die Franzosen ja immer schon interessante Angebote, nun kommt mit dem DS3 ein weiteres hinzu. Basierend auf dem neuen C3 hat man eine weitere Karosserievariante entworfen, die der Kunde mittels Zweifarblackierungen, Dekorpaketen und individuellen Innenraumfarben zu seinem eigenen Unikat machen kann.

Eins der legendärsten Autos könnte in naher Zukunft in neuer Form wiederauferstehen: die Ente, richtige Bezeichnung: Citroen 2CV. Auf der IAA stand ein erstes Studienfahrzeug unter dem Namen REVOLTe mit Elektroantrieb. Ob und wann eine Serienfertigung, dann durchaus auch mit Benzinmotoren erfolgt, ist noch nicht bekannt.
Aus dem Computerspiel GranTurismo kam der GTbyCitroen in die Realität. Damit ist er wohl das erste Auto, dass es zuerst virtuell auf den Bildschirmen gab und später erst auf den Messebühnen weltweit. Im Videospiel handelt es sich um ein Elektrofahrzeug, die real umgesetzte Variante hat jedoch einen V8 im Heck, dessen Herkunft so geheimgehalten wird wie die Experimente auf Area 51. Momentan handelt es sich um ein Conceptcar, eine Kleinserienfertigung von 10 bis 20 Autos scheint aber möglich zu sein.

Bei der Konzernschwester Peugeot gab es zwei Schwerpunktthemen. Zum einen umweltbewusste Fahrzeuge, für die die französische Marke dank Dieselpartikelfilter ja auch bekannt ist und zum anderen die Neuvorstellung eines Sportcoupés. Bei den umweltfreundlichen Fahrzeugen stand auch das diesjährige Siegerfahrzeug vom 24-Stunden-Rennen in Le Mans, der 908 HDi. Neu vorgestellt wurden der iOn, ein Kleinstwagen, der auf der IAA direkt mit Hybridantrieb zu sehen war, und das Conceptcar BB1. Das neue Sportcoupé RCZ auf 308-Basis wurde ebenfalls direkt als Hybridvariante mitvorgestellt, interessanter war für viele Besucher aber offensichtlich die Limited Edition in weiß mit schwarzen Felgen und Carbondach, die auf 200 Exemplare begrenzt ist. Bis zum ersten Fachbesuchertag waren bereits mehr als 100 Fahrzeuge verkauft.

Bei Opel hatten sich viele Journalistenkollegen Aussagen zum weiteren Bestehen und überhaupt zur Zukunft mit (oder doch ohne?) Magna erhofft, man hielt dieses Thema jedoch gänzlich außen vor und konzentrierte sich auf die Präsentation des neuen Astra, des Ampera und des schnellsten Opels aller Zeiten: dem neuen Insignia OPC.

Auch bei Saab war wenig zum Thema „Weg von GM, neu bei Koenigsegg“ zu hören. Stattdessen wurde das neue Flaggschiff, der 9-5 präsentiert, der auch durchaus für sich selbst sprechen kann.

Beim japanischen Allradspezialisten Subaru stand der Modellwechsel des Legacy an. Limousine, Kombi und der geländetaugliche Outback standen im Rampenlicht.

Der nach eigenen Angaben „größte Autohersteller der Welt“, Toyota, zeigte auf der IAA neben einigen umweltfreundlichen Hybridstudien auch den iQ for Sports, ein Conceptcar, das zeigt, wie sehr man den Kleinstwagen iQ aufmotzen könnte. Gerüchteweise soll ein ähnliches Spoilerkit nebst Leistungssteigerung tatsächlich in Vorbereitung sein.

Die Luxustochter von Toyota, Lexus, zeigte ein erstes Conceptcar für das kommende sportliche Kompaktfahrzeug der Marke mit dem Namen LF-Ch. Einen Golf-Gegner im durchaus stimmigen Kleid, wenn die Serienversion auch so dynamisch daherkommt, wie die Studie. Ob er beim Händler dann auch noch den hier verbauten Hybridmotor haben wird? Sicherlich in einer Version ja, denn Lexus hat es sich zum Ziel gesetzt, in jeder Baureihe einen Hybrid mitanzubieten.

Ebenfalls in Halle 8 vertreten war „der neue deutsche Sportwagen“, der Artega GT aus dem ostwestfälischen Dülmen. Neben den bekannten linksgelenkten Varianten für den europäischen Kontinentalmarkt wurde erstmals ein Fahrzeug mit dem Lenkrad auf der rechten Seite für England und Südostasien gezeigt.

Die britische Kleinserienfirma Farbio hatte selbst keinen Stand, stellte aber das einzige Modell des Hauses, den Sportwagen GTS, auf dem Stand von Reifenpartner Kumho aus. Noch gibt es keinen Farbio GTS auf deutschen Straßen, aber das könnte sich in der nächsten Zeit ändern.

Ziemlich versteckt in einer Ecke der Halle fand sich der russische Sportwagenbauer Marussia, der neben der Prototypenversion in dunkelblau auch die ersten beiden Serienfahrzeuge in Zweifarblackierung mitgebracht hatte. Leider hält die Technik nicht, was die sportliche Optik verspricht. Wer aufgrund des geduckten sportlichen Auftritts auf Traumwerte jenseits von 500 PS gehofft hat, wird beim Blick ins Datenblatt enttäuscht: lediglich 245 PS aus einem Vierzylindermotor verrichten hier ihren Dienst. Aber wer weiß, vielleicht kauft man ja in Zukunft noch irgendwo einen V8 zu und verpasst dem Wagen die Leistung, die zur Optik passt?

Schon auf der IAA 2007 hatte der Modellautohersteller Herpa eine erste 1/4-Studie für einen neuen Trabant vorgestellt. Verbunden mit einer Befragungsaktion des Publikums stellte sich die Frage: will die Welt eine Neuauflage des ostdeutschen Kultmobils? Die Auswertung ergab ein klares „ja“ und so ging man daran, für die diesjährige IAA ein 1/1 Modell aufzubauen, bei dem die Ergebnisse der Befragung mit in das Design einflossen. Heraus kam der Trabant nT, der formal an die Kombiversion Trabant P601 Universal erinnert. Angedacht ist eine reine Elektroversion zu vermarkten, wobei auch in diesem Jahr das Publikum bei einer Befragungsaktion sagen konnte, was es davon hielt. Auf das Ergebnis und die Umsetzung darf man gespannt sein.

Wie bereits in der Einleitung beschrieben befanden sich auch zwei Tuner in Halle 8. Einer von ihnen war MS Design, die neben einem Toyota iQ mit pinken Anbauteilen und einer Fahrradbrücke am Heck auch ein Optikpaket für den Volkswagen Golf VI und ein weiteres für den Audi Q5 vorstellten.

Als zweites fand sich Porsche-Veredler TechArt, der neben einem Optikkit für den Boxster als erster Tuner einen veredelten Panamera vorstellen konnte. Auch der Trend der matten Lackierungen scheint noch nicht vorbei zu sein, denn neben einem mattweißen Cayenne Magnum stand ein ebenso lackierter GTstreet RS auf Basis eines 997 Turbo.

Des weiteren fanden sich in Halle 8 einige Kuriositäten. Da wäre zum Beispiel der Hartung Sparta zu nennen, ein dreisitziger, geländegängiger Sportwagen, an dem Erbauer Helmut Hartung seit 1973 in Andorra, einem Kleinstaat zwischen Spanien und Frankreich schraubt. Ab 2010 soll das Fahrzeug zu Preisen zwischen 200.000,- und 250.000,- Euro zu bestellen sein. Ein 6,6-Liter V8-Diesel mit bis zu 2.000 Newtonmeter Drehmoment sorgt für den standesgemäßen Antrieb.

Vor zwei Jahren waren sie noch mit gleich drei Marken (Brilliance, Geely und UFO) aufgelaufen, in diesem Jahr suchte man sie beinahe vergeblich: die Chinesen. Einzig UFO war mit dem Jonway vor Ort. Das Fahrzeug sieht selbst auf den dritten Blick noch aus wie ein Nachbau des Toyota RAV-4. Umso interessanter, dass man direkt neben dem Toyota-Stand platziert war. Ob es daran lag, dass an den Pressetagen kein Mitarbeiter am Stand war, um die Fragen der Journalisten zu beantworten?

Ganz anders dagegen direkt nebenan bei Reva, einem indischen Hersteller von Elektrofahrzeugen. Hier wurde jede Frage bis ins letzte Detail beantwortet und wenn das englisch nicht reichte nahm man eben auch die Hände zur Hilfe. Das Design der Fahrzeuge macht das leider nicht schöner, aber für Carpassionisten kommen diese Autos wohl eh eher weniger in Frage.

Autor und Fotograf: Matthias Kierse