Willkommen beim jährlichen NCRS Winter Regional Meet in Kissimmee/Florida. Wo? Kurz gesagt bei einem der weltweit größten Corvette-Treffen. Viele Besitzer jedweder Corvette-Generation fuhren ins sonnige Florida und zeigten ihre automobilen Schätzchen. Ob Oldtimer oder aktuelles Modell, ob toprestauriert oder technisch und optisch verändert – in Kissimmee war alles am Start. Und Carpassion.com mittendrin, statt nur dabei.

Corvette-Treffen in Kissimmee

Bild 3 von 11

Unter den zahlreichen Teilnehmern fanden sich aber natürlich auch noch deutlich ältere Exemplare der Ur-Corvette. Dieses hier trägt sein Baujahr stolz im Kennzeichen.

Unter dem Motto „Salute to 1962“ jährte sich in der Nähe von Orlando zwischen dem 25. und dem 28. Januar 2012 das Corvette-Treffen bereits zum 34. Mal in der Old Town von Kissimmee. Hauptaugenmerk lag also auf dem letzten Modell der ersten Baureihe. Das Modell mit den Doppelscheinwerfern und dem Heck des Nachfolgemodells C2. Entsprechend zahlreich waren diese Fahrzeuge in nahezu allen Farben die damals ausgeliefert wurden vorhanden. Nicht nur für Corvette-Fans ein Genuss für die Augen und natürlich auf Grund fehlender TÜV-Vorschriften auch für die Ohren. Ungefilterte Sidepipes am Ende von großvolumigen V8-Motoren sind einmalig und unvergleichbar.

Organisator des Treffens ist die NCRS (National Corvette Restorers Society). Die komplette Old Town von Kissimmee ist am Treff-Wochenende in Corvette-Händen. Jedes Modell ist in unterschiedlichsten Varianten und Veredelungen vertreten. Obwohl einige Custom-Corvettes vor Ort waren, lag das Hauptaugenmerk eindeutig auf Originalität der ersten Baureihen. Die makellosen Zustände der Fahrzeuge wurden im sogenannten „Charging“ von Juroren des NCRS geprüft und mit entsprechenden Awards ausgezeichnet – oder eben auch nicht.

Beim Charging werden die Nerven der stolzen Besitzer, die sich extra für die Beurteilung mit dem sicheren Glauben, als Sieger den Platz zu verlassen, kostenpflichtig angemeldet haben, stark gefordert. Jedes Fahrzeug muss sich einer rund einstündigen Überprüfung unterziehen. 100% Originalität heißt, exakt den damaligen Auslieferungszustand zu treffen. Bei einem perfekt restaurierten Exemplar im diesjährigen Wettbewerb gab es daher Abzüge in der Wertung, weil der Tankdeckel innen komplett lackiert war. Ab Werk war dieser aber nur „eingenebelt“. Manche Eigner glichen nach dem Charging einem Häufchen Elend. Als Zuschauer ist man von der Perfektion und Akribie der neun ausgebildeten NCRS-Prüfer begeistert. Innenräume werden zum Beispiel von außen komplett mit Decken abgedunkelt, um die Intensität der Armaturenbeleuchtung zu überprüfen. Solch ein Bewertungsverfahren dürfte weltweit einzigartig sein.

Dem Treffen angeschlossen ist auch ein Teilmarkt, auf dem neben nahezu allen Ersatzteilen für sämtliche Baureihen auch Restaurierungsobjekte, Fahrgestelle mit Motor und überarbeiteten Fahrwerken (Rolling Chassis) sowie Komplettfahrzeuge feilgeboten werden. Wie bereits auf der zeitgleich stattfindenden MECUM-Auktion zu sehen war, sind auch hier einige Fahrzeuge der ersten Baureihen mit moderner Technik der letzten beiden Serien ausgerüstet. Diese Umbauten gewinnen mehr und mehr Popularität in der Szene. Man möchte gerne ein historisches Fahrzeug der Reihen C1 und C2 bewegen, aber nicht auf den aktuellen Stand der Technik verzichten. Da die alten Bremsanlagen in der Regel für die deutlich höheren Fahrleistungen dieser Refits nicht unbedingt vertrauenserweckend genug sind, wachsen natürlich Bremsscheiben und -zangen und finden unter den damaligen Felgen keinen Platz mehr. Diese müssen demnach ebenfalls dem Stand der Motorisierung angepasst werden und so sieht man häufig das etwas befremdende Erscheinungsbild von C1 und C2-Modellen mit 18-, 19- und sogar 20-Zoll-Felgen. Handwerklich sind diese Umbauten alle perfekt ausgeführt.

Auf dem Chargingplatz würden man mit einem solchen Fahrzeug sicherlich mit dem Rohrstock vertrieben werden, aber einen gewissen Reiz versprühen diese Retro-Restaurierungen durchaus. Man stelle sich nur vor, welch große Augen ein Sportwagenbesitzer hier zu Lande machen würde, wenn er von einer 40 oder 50 Jahre alten Corvette mit 600 – 800 PS einfach stehen gelassen wird. Alles in Allem eine rundum gelungene Veranstaltung die nicht ohne Grund nächstes Jahr bereits zum 35. Mal stattfindet.

Wer im Januar in Florida verweilt, könnte dieses Treffen mit seinen Besuchen bei Disney World, Universal oder Cape Canaveral verbinden. Einen Besuch ist es immer wert. Von Orlando ist man in nur 15 Minuten in Kissimmee. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß dort und wünschen künftigen Besuchern diesen ebenso.

Fotograf und Autor: Roland A. Rieger