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Fahrbericht Ferrari California


Karl

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Was für ein wunderschönes Auto… Was für unglaublich kraftvolle Linien... Wie ein Muskel spannt sich die Karosserie in weit ausgeholtem Schwung über beide Radhäuser. Kurz vor der Hinterachse wird dabei ein derart bulliges, muskulöses Heck eingeleitet, welches selbst Jennifer "The Butt" Lopez vor Neid erblassen ließe.

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Zumindest ich hatte derlei Formen von den ersten Bildern her nicht erwartet und war positiv überrascht. Selbst die Front wirkt beileibe nicht so blass wie nach den Bildern diverser Testberichte zunächst zu befürchten war, im Gegenteil, selbst der kleine Frontspoiler beispielsweise weiß sich erstaunlich populär in Szene zu setzen und verleiht dem California gar eine kleine Prise Aggressivität.

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Die Türen öffnen weit, der Innenraum ist luftig und wartet mit einer kathedralenartigen, einem Ferrari 612 Scaglietti nicht unähnlichen Kopffreiheit auf. In der untersten Sitzposition ist man gar so tief platziert dass das Lenkrad den interessantesten Teil des bei meinem California giallo hinterlegten Drehzahlmessers verdeckt – und jenen wollte ich bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Dank einem perfekt und elektronisch einstellbaren Sportsitz und dem ebenfalls bentleyesk elektronisch einstellbaren Lenkrad war eine grandiose Sitzposition jedoch schnell gefunden. Wobei man sich weder von jener noch vom geschmackvoll und komplett in tabacco farbenem Leder ausgeschlagenem Cockpit in trügerischer Sicherheit wiegen lassen darf. Den Flair der Formel 1 versprühendes und in den Sportwagen von Ferrari sonst mitunter verschwenderisch eingesetztes Karbon sucht man vergebens, nichts erinnert zunächst an einen Rennwagen. Bis man den Motor startet.

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Wie im Ferrari 599 GTB Fiorano per Knopfdruck. Aus den vier zumindest interessant angeordneten Auspuffendrohren tönt sogleich ein kräftiger, für Ferrari typisch röhrender Sound – eine erste Standortbestimmung.

Schon auf den ersten Metern gefällt die leichtgängige Lenkung. Schon nach der ersten Kurve auch das Serienfahrwerk. Schon nach dem ersten Gangwechsel gar begeistert das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe von Getrag, ein „Wunderwerk der Technik“ wie die sport auto passend schrieb. Die Gänge werden mit der abnormen Geschwindigkeit des Corsa-Modus des neuen E-Gear aus dem Lamborghini Gallardo LP560-4 eingelegt, doch ohne den für Lamborghini typischen Tritt in den Rücken, nach welchem man unweigerlich im Rückspiegel besorgt nach dem Radfahrer Ausschau hält den man meint überfahren zu haben :wink: . Im per Manettino anwählbaren Comfort-Modus schaltet das DKG sehr schnell hoch, hält den Motor souverän im unteren Drehzahlbereich und ermöglicht auf der Landstraße Verbrauchswerte einer Mittelklasse-Limousine. Der Auspuffsound ist dabei jederzeit präsent, angenehm bollernd im Übrigen auch exakt aus der Richtung der Endtöpfe. Im Sport-Modus werden die Gänge deutlich höher ausgedreht, und hätte mein California gar über die adaptiven Stoßdämpfer verfügt wären Kopf oder Zahl von überfahrenen Münzen zu unterscheiden gewesen. So erfreute ich mich an dem gleichbleibend verbindlichen Komfort des Serienfahrwerkes, welches den California beim Beschleunigen und Bremsen ganz leicht auf- und abnicken lässt, was ich aber als annehmbar empfand, weniger Bewegung wäre fast langweilig.

Auf der Autobahn spielt das faltbare Hardtop seine Vorteile in Punkto Geräuschentwicklung voll aus – indem es jene gar nicht erst aufkommen lässt. Man ist jederzeit angenehm leise unterwegs, auch in Geschwindigkeitsregionen oberhalb von 250 km/h. Welche im Übrigen sicher nicht ganz so rasant wie im Ferrari 599 GTB Fiorano aber doch sehr souverän erschlossen werden, noch weit hinter jener Schallmauer deutscher Großserienhersteller ist kräftigster Vortrieb vorhanden. Eine partiell feuchte linke Spur und das Rechtsfahrgebot bei Auftauchen eines Supersportwagen im Rückspiegel bewusst und frustriert ignorierende Familienväter in Opel Meriva verhinderten das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit – wer für die Kreuzigung von Linke-Spur-Schleichern noch an Ort und Stelle des Vergehens ist hebe bitte die Hand :wink: . Der Geradeauslauf ist auch bei hohen Tempi erstaunlich gut für einen Frontmotorsportwagen, das Serienfahrwerk federt dabei komfortabel aber ausreichend stramm, die Karbon-Keramik-Bremsanlage verzögert bei Bedarf souverän und spurtreu.

Wobei Tiefflüge auf bundesdeutschen Autobahnen weder Sinn noch Zweck des Ferrari California sind, und so verließ ich die Autobahn wieder und begab mich zurück auf die Landstraße. Um trotz eisigen Temperaturen endlich das zu tun wofür dieses fantastische Automobil gebaut wurde: Offen fahren! Also abgebogen auf die Nebenstraße und das Dach aufgemacht. Die Seitenfenster wieder hoch. Und ausgestiegen. Und in Richtung Turin niedergekniet weil gerade mit offenem Dach aber hochgefahrenen Seitenscheiben der Ferrari California eine naturalistisch-muskulöse Formensprache an den Tag legt die ihresgleichen sucht aber nicht findet :-))! .

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Ein offener Ferrari California wirkt bei 5°C Außentemperatur und bedecktem Himmel in der norddeutschen Provinz in ungefähr so befremdlich wie ein ICE in einem U-Bahnhof 8) . Doch hat man gerade bei geöffnetem Dach einen derartigen Spaß dass die irritierten Blicke nicht stören. Erstaunlich wenig Wind dringt in den Innenraum, dafür aber erfreulich viel Sound. Dabei ist der California freilich nicht so sägend knatternd laut wie ein Ferrari F430, doch animiert das Röhren aus den Auspuffendrohren zum aktiven Schalten per Paddel am Lenkrad und zum Deaktivieren der Automatik-Funktion. In die Kurven der Landstraßen wirft sich der California etwas agiler und leichtfüßiger als ein 599 GTB Fiorano, was sicher auch an der weniger ausladenden Front und dem nicht nur gefühlt geringeren Gewicht liegt. Als später dann zufällig Jamiroquai’s "Cosmic Girl" im Radio lief war das Glück auf Erden perfekt :D , man vergisst Zeit, Raum und die StVO. Selbstverständlich ließ ich es mir nicht nehmen bei passender Gelegenheit auch einmal aus dem Stand voll zu Beschleunigen, normal, nicht per Launch Control. Wobei die sicher nicht perfekten Witterungsbedingungen dazu beitrugen dass ich sicher nicht in unter vier Sekunden auf 100 km/h war, denn das ESP und die Traktionskontrolle hatten jede Menge zu tun die 460 Pferde auf der Strasse zu halten, was ihnen aber auch perfekt und vergleichsweise nahezu unmerklich gelang. Nach zehn Minuten entschied ich mich ob laufender Nase dann doch wieder das Dach zu schließen, nordeuropäische Winter eignen sich nicht zum offen fahren. Schön dass der Ferrari California aber auch geschlossen eine Menge Spaß und vor allem eine gute Figur macht.

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Fazit: Ferrari hat mit dem California eine interessante, alltagstaugliche Alternative zum offenen Supersportwagen F430 Spider geschaffen. Eine Alternative die bisher bei Ferrari im Programm fehlte und sicher eine völlig neue Kundschaft anspricht, die bei einem Cabriolet auf vier Sitze oder ein festes Dach nicht verzichten möchte. Von daher könnte der Plan aufgehen anstatt im eigenen Kundenstamm zu wildern eher die Fahrer von Porsche 911 Cabrio und Mercedes-Benz SL anzusprechen, was mit einem 500 PS starken Zweisitzer und den limitierten offenen Zwölfzylindern bisher nicht gelang. Wobei der Ferrari California trotz seiner Alltagstauglichkeit jene typischen Merkmale eines italienischen Sportwagens an den Tag legt, die seine angesprochenen Wettbewerber nicht zu bieten haben, selbst als Turbo oder AMG. Das Design zeitlos, der Mythos unerreicht, der Besitz ein Statement, der Motor laut, die Stückzahl exklusiv, ein automobiler Traum. Eben ein Ferrari :-))! .

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Ein schöner Bericht. Dieser könnte durchaus aus einer Automobilzeitschrift stammen.

Du verpackst die Emotionen gekonnt in Worte, so dass der Leser sich genaustens ein Bild machen kann. Hat wirklich Spaß gemacht, diesen zu lesen.

Der eigentliche Star ist aber immernoch das Kunstwerk auf vier Rädern. Da ich ihn bisher noch nicht live gesehen habe, bleibt mir leider nur die Aussage bezogen auf die Bilder.

Es ist kein Ferrari, der mir zu 100% auf Anhieb gefällt. Die Front ist nett, aber ich kann mich mit dem Heck, vor allem mit der Positionierung der Endrohre nicht so sehr anfreunden. Aber vielleicht schaut es live ja besser aus.

Gruß

to bericht.....sehr nachemfindsam.Welche farbe hatte der california.Sieht nach schwarz aus oder doch vielleicht scharzmetallic??Innenleder ist das braune zimt oder?

Das sehe ich auch so,SL und porsche bekommen konkurrenz und das ganz schön durch den alltagtauglichen ferrari.Nur der hohe preis bei ferrari kann die totlangweiligen SL vor schlümmeren bewahren.Ein paar porsche turbofahrer könnten auch zu ferrari wechseln.

Ein dunkles Leder würde mir dabei noch besser gefallen. Das ist neben den GT-Modellen 612 und 599 der einzige Ferrari, dem auch dunkle Farbtöne sehr gut stehen. Von vorne wirkt das dann schon fast dezent.

sag mal karl,die 19zoll wirken doch viel zu klein für das fahrzeug oder?

ich würde nur die schwarze farbe,außen so wie die armaturentafel in scharz,kombiniert mit cuoio wählen und die 20zoll scuderia.

man,neben mein lieblingwagen aston martin v8vantage könnte der ferrari california gefährlich werden,finde ihn top.

p.s.ein gallardo ist nicht schlechter,nur in bezug auf die alltagstauglickeit :-)

Der eigentliche Star ist aber immernoch das Kunstwerk auf vier Rädern. Da ich ihn bisher noch nicht live gesehen habe, bleibt mir leider nur die Aussage bezogen auf die Bilder.

Es ist kein Ferrari, der mir zu 100% auf Anhieb gefällt. Die Front ist nett, aber ich kann mich mit dem Heck, vor allem mit der Positionierung der Endrohre nicht so sehr anfreunden. Aber vielleicht schaut es live ja besser aus.

Der Unterschied zwischen der Wirkung eines Fahrzeuges auf Bildern und auf der Straße ist enorm. Ein Maserati Quattroporte wirkt selbst bei vielen Händler da im Showroom umgeben von den flachen, breiten Ferrari relativ unspektakulär und hochbeinig. Auf der Strasse umgeben von zweckmäßig gezeichneten Alltagsautos wirkt ein Quattroporte hingegen wie eine Skulptur.

Kleine (freilich gänzlich unwichtige) Frage: ist der California nicht 55kg schwerer als der 599?
50 kg.

:wink:

Ich hätte das "nicht nur" weglassen sollen, denn in der Tat hatte zumindest ich im California das Gefühl im agileren - nicht schnelleren - Auto zu sitzen.

@Karl.

toller bericht, danke.

sag mal wieviel platz hat man hinten, wenn der beifahrer nicht so viel platz braucht?

kann wirklich jemand hinten sitzen, sprich, ist genung platz für kinder?

sag mal karl,wie wirken die 19zoll????????????zu klein oder?
Das ist Geschmackssache, ich finde es okay. Klar werden jedoch 20"-Felgen noch mal besser aussehen.

@Karl.

toller bericht, danke.

sag mal wieviel platz hat man hinten, wenn der beifahrer nicht so viel platz braucht?

kann wirklich jemand hinten sitzen, sprich, ist genung platz für kinder?

Grundsätzlich passen je zwei 180 cm große Personen bei viel Kompromißbereitschaft und offenem Dach hintereinander. Jedoch liegt die Sitzfläche der Fondrücksitze deutlich höher als bei Fahrer und Beifahrer, sprich ein großgewachsener Fondpassagier hält den Kopf in den Wind oder muss bei geschlossenem Dach den Kopf komplett einziehen. Für Teenager bis 160 cm sollte aber auf jeden Fall für kurze Strecken genug Platz sein.

Erstmal Danke für den tollen Bericht :-))!

Aber ich verstehe nicht welche offenen 12 Zylinder du meinst

... was mit einem 500 PS starken Zweisitzer und den limitierten offenen Zwölfzylindern bisher nicht gelang.

Für Teenager bis 160 cm sollte aber auf jeden Fall für kurze Strecken genug Platz sein.
Aber wirklich nur für Kurzstrecken. Wir haben es während der Präsentation in Maranello ausprobiert. Selbst die Ferrarileute verzogen schon das Gesicht als überhaupt jemand Anstalten machte sich auf den Weg nach hinten zu machen. Der California ist diesbezüglich zu handeln wie ein SL.
Das Design zeitlos, der Mythos unerreicht, der Besitz ein Statement, der Motor laut, die Stückzahl exklusiv, ein automobiler Traum. Eben ein Ferrari :-))!

Weiss man denn schon, wie viele Exemplare gebaut werden??

Exklusiv vor allem in Hinblick auf die Stückzahlen der genannten Wettbewerber. Ferrari plant ab 2010 vielleicht 5.000 California pro Jahr auszuliefern. So viele Porsche sind derzeit allein in Hamburg zugelassen.

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