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Karmann


JerryMaguire

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Da ich aus der Nähe von Osnabrück stamme und es hier seit mehreren Tagen die Zeitungen beschäftigt, wollte ich gerne mal eure Meinung hören zu dem Thema Karmann:

Dort soll nun jede 3. Stelle gestrichen werden und der Fahrzeugbau steht kurz vor dem Aus …

Für mich ist das kein großes Wunder, weil die hohen Herren einfach viel zu wenig getan haben und den Puls der Zeit total verpennt haben. Warum hat man sich auf andere Hersteller "verlassen" deren Autos zusammenbauen zu dürfen?

Man hätte selbst aktiv werden müssen und ganz ehrlich, dass ein Chrysler Crossfire nicht nachhaltig gut läuft ist doch wohl jedem klar, der halbwegs Ahnung hat von Autos. Das Auto mag ja ok sein, aber der deutsche Markt verlangt nach einem Image, was ein Chrysler (dazu noch mit betagter Merceds-Technik) nicht hat.

Erschwerden kommt dazu, dass Mercedes (CLK) und Audi (A4 Cabrio) selbstverständlich lieber selber ihre Autos bauen um nicht eigene Mitarbeiter entlassen zu müssen.

Vor ca. 6 Jahren (ich meine es war 2001) wurde noch groß das 100jährige Bestehen gefeiert, wo die Firma schon in den Abgrund sauste. Vielleicht hätte man sich derweilen lieber um weitere Autos gedanken machen sollen. Wieso nicht für die Japaner oder Italiener Auto bauen ? (ich weiß der Nissan Micra CC, das ist aber nur das Dach und nicht das Fahrzeug)

Schlimm ist zudem, dass der Betriebsrat sich bei VW "einklagen" will. Die sollen doch gefälligst ein Auto bei uns bauen. Das ist sowas von peinlich. VW bzw. Porsche lacht darüber einmal laut und das war's … das weiß normalerweise auch jedes Kind, oder?

Meiner Meinung nach hätte ein Retro Karmann Ghia hergestellt werden müssen. Mit Plattform von einem namhaften Hersteller (vielleicht ja doch VW??) und einer Karosserie die, die Leute, die damals von dem Auto geträumt haben und heute zum größten Teil das Geld haben, anspricht. Dann wäre alles nicht so schlimm gekommen, wie es nun ist.

Aber bei der diesjährigen IAA gab's nur eine Polo-Cabrio-Studie … toll.

Ich fand den Ansatz 1991 mit dem Karman Idea nicht so schlecht. Aus heutiger Sicht sicherlich nicht mehr so schön, aber der Ansatz war da und meiner Meinung nach auch gut. Vielen forderten damals schon den Bau.

Schade um die vielen Mitarbeiter und den Standort Deutschland als Automobil-Herstellungsland.

Bitte postet fleißig eure Meinung …

Jerry

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Ich war ja Anfang des Jahres mit immerhin einem weiteren CP Member im Werk und durch unsere kleine Anzahl von Teilnehmern (insgesamt waren wir zu viert) haben wir die ganz große Runde drehen können.

Zu dem Zeitpunkt war die Produktion des Crossfire schon drastisch gesenkt worden. Das einzige Modell, was offensichtlich gut lief war das CLK Cabrio. Was ich vorher auch noch nicht wußte war, dass das A4 Cabrio zwar in Rheine geschustert wird, aber die Karosserien in Osnabrück lackiert werden (also in Rheine montiert, nach Osnabrück per LKW, ab durch die Lackiererei, zurück auf den LKW und in Rheine zu Ende zusammengebaut).

Was mir aber vorher auch nicht wirklich bewusst war: Karmann entwickelt Werkzeuge für die Karosseriepressen für alle möglichen Hersteller ("Werkzeuge" sind in diesem Fall die Negativformen für die Karosserieteile). Zum Zeitpunkt, als wir dort durchliefen fand grad die Endfertigung der Werkzeuge für das BMW 1er Coupe statt, so dass wir dieses zumindest als Negativform bereits betrachten konnten. Karmann hoffte zu dem Zeitpunkt noch, dass das 1er Cabrio im Werk Osnabrück vom Band laufen könnte, was BMW dann ja anders entschieden hat (obwohl die 1er Bänder wohl mächtig ausgelastet sind).

Überdies stellt Karmann bis heute die Karosserieteile zum Golf I Cabrio und Golf III/IV Cabrio her, um die Ersatzteilversorgung zu gewährleisten (ebenso im Übrigen auch für den Scirocco I und II, den Corrado und vordere Kotflügel für den 911er (dem Aussehen nach "G-Modell", also Faltenbalg).

Diese Produktionsstraßen sind auch ordentlich ausgelastet und der Werkzeugbau ebenfalls, nur mit Folgeaufträgen nach Crossfire, A4 Cabrio und CLK Cabrio siehts eben eng aus. Und da es Spyker aktuell ja auch nicht so rosig geht ist ja auch dort noch nicht sicher, ob die C8-Karosserien weiter gebaut werden.

Im Endeffekt wäre für die ganzen Mitarbeiter nur ein lukrativer Folgeauftrag die Rettung, bei dem die Bänder gut ausgelastet wären.

Im Endeffekt wäre für die ganzen Mitarbeiter nur ein lukrativer Folgeauftrag die Rettung, bei dem die Bänder gut ausgelastet wären.

Das Problem ist : Es würde den Mitarbeitern nicht mehr helfen, wenn Karmann jetzt einen neuen Auftrag bekäme, denn meist schließt dies eine Entwicklung des Fahrzeugs mit ein (außer der Hersteller stellt Karmann eine fertige Produktionsstraße für ein neues Modell). Man hätte sich vor zwei, drei Jahren noch intensiver mit der Suche nach Folgeaufträgen beschäftigen müssen, aber damals war schon der Trend die Produktion von Nischenmodellen nicht mehr in Auftrag erledigen zu lassen, sondern eigene Werke damit besser auszulasten, absehbar.

Das gleiche Trauerspiel sieht man bei Bertone. Seit nun mehr als zwei Jahren steht das Problem fehlender Fertigungsaufträge schon auf dem Tisch. Wie groß die Not bei Bertone zu sein scheint, hat man in den letzten Wochen/Monaten gesehen, in denen mitgeteilt wurde, dass man einen Fertigungsauftrag eines chinesischen Herstellers an Land gezogen habe, der eine Fertigung von 7.000 Fahrzeugen beinhaltet. Dabei geht es um eines dieser berüchtigten chinesischen SUV/Geländewagenkopien, die als CKD-Kits zu Bertone kommen sollen und dann fertig montiert werden sollen. Dies wird aber die Fertigungsabteilung bei Bertone nicht retten. Man muss sich nur vor Augen halten, dass Bertone eine Produktionskapazität für 70.000 Fahrzeuge pro Jahr hat. 7000 Fahrzeuge pro Jahr sind da ein schlechter Witz.

Vor einiger Zeit war auch die Rede von einem ominösen Sportwagen/Roadster für den US Markt, mit BMW Motor, den Bertone im Alleingang entwickeln, bauen und vermarkten will. Da die Entwicklung eines solchen Fahrzeugs mindestens 2 Jahre beträgt, würde das Bertone jetzt eigentlich auch nicht mehr helfen. Was sollten die Mitarbeiter in der Fertigung während diesen zwei Jahren machen ? (Gleiches gilt für die Angestellten bei Karmann.)

So viele Auftragsfertiger können nicht überleben. Sogar bei Magna Steyr siehts übel aus, was bestehende Fertigungsaufträge betrifft:

-X3 und der kommende X1 von BMW , werden in BMWs eigenen Werken gebaut (die Produktion des X3 läuft 2010 aus). Der Auftrag für den MINI-SUV ist da ein Trostpflaster.

-Chrysler/Jeep Modelle werden zwar dort gebaut, aber Cerberus hat angedeutet, dass die Produktion für die den EU-Markt wieder zurück in die US-Werke soll

-Mercedes-Benz baut seine 4Matic E-Klassen auch lieber selbst, statt sie von Magna Steyr bauen zu lassen (die G-Klasse wird sicherlich auch nicht ewig gebaut werden)

Und Heuliez, bekannt für seine Dachkonstruktionen, fertigt z.B. das derzeitige Opel cabrio, hat auch keine Folgeaufträge für die Zeit nach 2009, wenn nämlich die Produktion des Opel TwinTop bei Heuliez ausläuft.

Sieht irgendwie nicht so rosig aus für diese Auftragsfertiger....

  • 1 Monat später...

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