Als Rennversion ist der Toyota GT-One einigen Leuten bekannt, aber dass es ihn auch als Straßenvariante gab, gehört zu den unbekannteren Fakten. Insgesamt zwei Exemplare wurden zu Homologationszwecken aufgebaut, um in Le Mans 1998 und 1999 in der GT1-Kategorie antreten zu können. Dort wurde es gegen die Mitbewerber aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Japan und den USA zum Teil sehr spannend, endete jedoch lediglich mit einem zweiten Platz im zweiten Anlauf.

Toyota GT-One

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Diese Straßenversion des Toyota GT-One steht heute in der Sammlung von Toyota Motorsport in Köln.

Als Toyota Mitte der 90er Jahre bekannt gab, dass man mit einem Werksteam nach Le Mans zurückkehren wolle, waren die Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt. Immerhin gehörte diese Zeit nach den heißen Kämpfen der Gruppe-C-Ära immer noch zu den gut mit Werksteams besetzten Phase des Langstreckenklassikers. So hatten für das 1998er Rennen neben Toyota auch Werksmannschaften von Mercedes-Benz, BMW, Porsche, Nissan und Panoz sowie private aber werksunterstützte Teams mit Fahrzeugen vom Schlage McLaren F1 GTR und Dodge Viper GTS-R genannt.

Doch damit es zu dieser Größe des Feldes kommen konnte mussten die teilnehmenden GT1-Rennfahrzeuge erst einmal homologiert, also von der Rennbehörde genehmigt werden. Hierzu war ein klares Reglement aufgestellt worden, das neben den Größen von Flügeln und Rädern oder der Tankmenge auch eine gewisse Abstammung zu Serienfahrzeugen festlegte. Für die Vorsaison waren aus diesem Grunde noch 25 straßenzugelassene Varianten der Rennautos Pflicht gewesen, was für 1998 auf nur noch ein solches Fahrzeug reduziert wurde. Eine Tatsache, die von einigen Herstellern ausgenutzt wurde, um konsequente Rennfahrzeuge aufzulegen und die notwendige Straßenversion so radikal zu gestalten, dass sie gerade eben so eine Zulassung erhielt und anschließend ins hauseigene Museum rollte.

Zu diesen Herstellern zählte neben Porsche und Nissan auch Toyota, deren GT-One – Baureihe TS020 – wohl eines der aggressivsten GT1-Autos darstellte. Speziell die konsequent im Windkanal ausgefeilte Aerodynamik fällt direkt ins Auge. Die Luft wird gezielt um und über die frei stehenden Radhäuser geleitet und treffen am Heck auf einen gewaltigen, frei stehenden Flügel. Vorn sind die Radhäuser innen offen, wodurch zum einen ein Luftstau vermieden wird und zum anderen der Fahrer den Zustand der Vorderräder im Blick behält.

Für die Straßenversion wurde im engen Interieur Platz für zwei Sportschalensitze geschaffen, die ebenso wie das Armaturenbrett, der Dachhimmel und die Türverkleidungen mit braunem Alcantara bezogen sind. Die Sitz- und Schulterflächen sowie das Lenkrad zeigen sich in braunem Leder. Gesteuert wird der GT-One als typischer Japaner auf der rechten Fahrzeugseite. Passend zur Außenlackierung ist auch der Teppichboden in rot ausgeführt worden. Hinter den Passagieren arbeitet ein 3,6 Liter großer V8-Biturbo-Motor, der im Rennbetrieb auf rund 463 kW/630 PS kam. Die Straßenversionen wurden leicht heruntergeregelt, genaue technische Daten gibt es jedoch nicht. Als Leergewicht gab Toyota für 1998 lediglich 920 Kilogramm an.

In Le Mans war das Toyota-Werksteam mit dem GT-One nicht vom Glück verfolgt. 1998 lagen Geoff Lee, Ralf Kelleners und Thierry Boutsen mit der Startnummer 29 aussichtsreich im Rennen und hätten unter Umständen sogar siegen können, als nach 330 Runden ein Getriebeschaden für das vorzeitige Ende sorgte. Das Schwesterfahrzeug mit Startnummer 28 war bereits zur Rennhalbzeit ausgefallen und das dritte Auto mit Nummer 27 rollte schließlich auf Platz 9 mit 25 Runden Rückstand ins Ziel.

Ein Jahr später sah die Starterliste nicht mehr ganz so imposant aus. Der GT-One gehörte inzwischen zum neuen LMGTP-Reglement, in dem neben der Toyota-Mannschaft nur Audi mit einem R8C und Mercedes-Benz mit dem neu entwickelten CLR antraten. Nach zwei medienwirksamen Salto-Einlagen zogen die Schwaben ihre drei Fahrzeuge jedoch zurück und Toyota musste sich vor allem gegen die immer stärker werdenden offenen Prototypen der LMP-Kategorie behaupten. In der finalen Phase des Rennens lag der GT-One von Ukyo Katayama, Keiichi Tsuchiya und Toshio Suzuki vor den letzten Boxenstopps aussichtsreich auf Rang zwei, als ein Reifenschaden hinten links alle Hoffnungen auf ein Überholmanöver vereitelten. Mit viel Glück wurde das Fahrzeug noch zurück an die Boxen und anschließend auf Rang zwei über die Ziellinie gebracht. Nach einem weiteren Renneinsatz bei den 1000 Meilen von Fuji rollten die GT-One Fahrzeuge endgültig ins Museum.

Warum Toyota zwei anstelle von nur einem Straßenfahrzeug aufgebaut hat, wird wohl ein Mysterium bleiben. Möglicherweise, um sowohl am Hauptsitz in Japan als auch in der Motorsportzentrale in Köln jeweils ein Fahrzeug zeigen zu können. Nach den Le Mans-Einsätzen widmete man sich der Entwicklung des Formel 1-Werkseinstiegs, wofür das GT-One-Testchassis noch einmal hervorgeholt wurde, um Motor- und Chassis-Teile des späteren Formel 1-Wagens zu erproben. Heute sind lediglich zwei oder drei GT-One noch im fahrbereiten Zustand, die Straßenversionen zählen leider nicht dazu.

Quelle: Toyota