Die Techno Classica in Essen ist seit Jahren die größte Klassikermesse in Europa und erfreut sich wachsender Beliebtheit. 17 prall gefüllte Hallen und drei Freigelände bieten von exotischen Autos über Ersatzteile bis hin zu Modellautos und Literatur alles, was der Autofan wünscht. Natürlich konnten wir uns dieses Messe-Highlight nicht entgehen lassen und haben uns mitten ins Getümmel gestürzt, um für euch die Höhepunkte zusammenzutragen.

Techno Classica 2011

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Das Auge isst bekanntlich immer mit. Auf der Techno Classica 2011 in Essen konnte man optisch nach Herzenslust schlemmen. Zum Beispiel beim Anblick des Fiat 8V Supersonic.

Zum 23. Mal hieß es in diesem Jahr: Willkommen auf der Techno Classica in Essen. Hier finden Autofans wahrhaftig alles, was das Herz begehrt. Ob es sich dabei um ein Modellauto, das langgesuchte Buch zu einer bestimmten Marke, Ersatzteile für die Garagenrestaurierung eines seltenen Vorkriegsfahrzeugs oder eine Bereicherung des Fuhrparks handelt, war dabei wie immer einerlei – es wurde einfach alles angeboten. Nachdem wir uns vollkommen mit den Dingen ausgestattet hatten, die sich die CPzine-Redaktion leisten kann (und die selten den Maßstab 1:18 überschreiten) machten wir uns auf den Weg, um für euch die 17 Hallen und 3 Außenbereiche auf der Suche nach den interessantesten Ausstellungsstücken zu durchkämmen.

Direkt in Halle 1 feierte Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit den offiziell anerkannten Clubs das 125-jährige Bestehen des Automobils und zeigte vom Patent-Motorwagen von 1886 über seltene Vorkriegssportwagen wie den 500 K Spezial-Roadster und Alltagsautos wie den 190 E bis hin zu modernsten Zukunftsvisionen wie der B-Klasse mit Brennstoffzellenantrieb einen Rundumschlag durch die Markengeschichte. Dieser wurde durch die ebenfalls anwesenden Verkaufsstände von auf Mercedes-Fahrzeuge spezialisierten Händlern wie HK Engineering oder Brabus Classic unterstrichen. So fand sich unter anderem ein Mercedes-Benz 300 SL (R129) in Neuwagenzustand mit gerade einmal rund 310 Kilometern auf dem Tacho, aber auch einer der seltenen Mercedes-Benz 600 Pullman Landaulets, für das nicht nur eine große Garage, sondern auch ein großer Geldbeutel nötig sind.

Ein Stockwerk tiefer in Halle 1A präsentierten sich wie immer die Clubs von amerikanischen Klassikern zusammen mit den Freunden historischer Nutzfahrzeuge und einigen privaten Fahrzeugverkäufern, die durchaus interessantes „Altmetall“ mitgebracht hatten. Solcherlei private Angebote fanden sich auch auf den drei Freigeländen und in der Halle 9.1. Vom RUF 993 Turbo über gut erhaltene Alltagsklassiker bis hin zu Seltenheiten wie einem Iso Fidia war für jeden etwas zu finden.

Die anderen oberen Hallen (6.1, 7.1 und 8.1) sind den diversen Markenclubs vorbehalten, die der Techno Classica durch liebevolle Standgestaltungen das Salz in der Suppe bieten. Ob es die Tatra-Freunde mit einem nachgebildeten Staatsempfang am Flugzeug durch eine 613er Limousine sind oder der Fiat 500 Club, der seine Exponate in überdimensionale Modellautoschachteln steckte: Die verschiedenen Clubs geben sich jedes Jahr viel Mühe, um sehenswerte Aufbauten präsentieren zu können.

In den Hallen 2, 5, 8 und 9 finden Suchende alles vom Modellauto über Versicherungen, Reifen und Indoor-Abdeckungen bis hin zu seltenen Prospekten. Einige dieser Stände finden sich auch in den anderen Hallen, wodurch die Techno Classica stets ein gesundes Mischmasch aus Autos und Automobilia aufbieten kann. Eine Besonderheit findet sich in der gläsernen Galeria, die einige Hallen miteinander verbindet. Hier bietet der Veranstalter in einem speziellen Bereich die Techno Classica Akademie an, in der live vor Ort Fahrzeugteile restauriert werden und wertvolle Tipps für die Arbeit am eigenen Oldtimer gegeben werden.

Die Hallen 3, 4, 7 und 12 sind fast ausschließlich den Herstellern vorbehalten, um ihre historischen Fahrzeuge präsentieren zu können. Neben historischen Rennfahrzeugen wie dem Fiat Mefistofeles oder dem Alfa Romeo 33 TT12 sind es vor allem klassische Straßenfahrzeuge wie der Mini Cooper – der in Essen seinen 50. Geburtstag feierte – oder Prototypen wie die ItalDesign-Studien Aztec, Aspid und Asgard, die zu staunenden Blicken der Besucher führen. Die Techno Classica bietet dabei auch Jahr für Jahr die Möglichkeit, unbekannte Fahrzeuge einmal live zu erblicken. So stellte Audi einen 80 in DTM-Konfiguration auf den Messestand, der 1993 eigentlich in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft für Erfolge sorgen sollte, dort jedoch nach Regelquerelen nie ankam. Ebenso erging es dem Alfa Romeo 164 Pro-Car. Dieses Fahrzeug erinnert nur auf den ersten Blick an die bekannte Oberklasse-Limousine des italienischen Herstellers, hat es jedoch faustdick unter der Karosserie. Diese besteht von der hinteren Kante der vorderen Türen bis zur Heckstoßstange aus einem einzigen Stück und legt einen V10-Rennmotor frei, der für rund 600 PS sorgt. Bevor der Wagen fertig wurde, verschwand die geplante Rennserie in der Versenkung, wodurch das Auto ins Werksmuseum geschoben wurde und beinahe in Vergessenheit geriet.

Hochpreisige Highlights fanden sich an den Werksständen von Bugatti und Ferrari. Während die Molsheimer einen EB16.4 Veyron in der extrem seltenen fbg par Hermes-Edition ausstellten, holten die Italiener die große Keule raus. Nicht nur der neue 599 GTO und ein F40 waren zu sehen, sondern auch ein 275 GTB, ein 250 GT Short Wheel-Base und als absoluter Höhepunkt der einzige 250 GTO, der sich momentan in deutscher Hand befindet. Die Versicherungssumme allein dieses Standes dürfte gigantisch gewesen sein, der Anblick war es auf jeden Fall auch.

Neben dem Traditions-Auktionshaus Coys, das in Halle 7 Fahrzeuge versteigerte, finden sich auch diverse Händler von Oldtimern, Exoten und Sportwagen auf der Techno Classica. Diese haben stets interessante Fahrzeuge dabei. In diesem Jahr zählten dazu ein Nachbau des Mercedes-Benz Renntransporters aus den 1950er Jahren (bereits am zweiten Tag verkauft), ein BMW 507 (mit einem Preis von 795.000,- € eines der teuersten verkäuflichen Autos der Messe), ein Spyker C8 Double 12 oder das Einzelstück Flajole Forerunner, von dem in Deutschland vermutlich nur sehr wenige Menschen vorher überhaupt wussten. Dieses amerikanische Unikat baut auf dem Chassis eines Jaguar XK 120 auf und dürfte das erste Mal in seiner Geschichte europäisches Festland unter die Räder genommen haben.

Wer sich die Messe noch anschauen möchte, hat dazu am morgigen Sonntag noch die finale Chance. Danach heißt es ein Jahr warten, bis es heißt „Willkommen zur 24. Techno Classica in Essen“.

Fotograf und Autor: Matthias Kierse