Wer träumt nicht davon, einmal ein „Bentley Boy“ zu sein? Damit meinen wir nicht einen Bentley-Kunden der Neuzeit, sondern einen der wilden Bentley Boys aus der großartigen Epoche rund um die epischen Le Mans Schlachten der 1920er und 30er sowie rund um Sir Henry Tim Birkin, Woolf Barnato, Dudley Benjafield, Glen Kidstone und deren Teamkollegen. Für CPzine-Redakteur Oliver Kühlein wurde der Traum im Rahmen der Schloss Dyck Classic Days wahr.

Schloss Dyck Classic Days 2014

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Der Benjafield Racing Club rollt üblicherweise auf Achse zu den jährlichen Treffen. "Old Mother Gun" wird jedoch mangels Beleuchtung im stilvollen Truck gebracht.

Dieses Jahr ergab es sich für mich als CPzine-Redakteur, sich eben genau in jene großartige Epoche der Helden in ihren fliegenden Kisten zurückversetzt zu fühlen und den Rundkurs am Schloss Dyck an Bord eines legendären historischen Bentley 8 Litre aus dem Jahr 1931 zu bestreiten. Der Benjafield Racing Club gehört mittlerweile wohl beinahe zum Inventar der Schloss Dyck Classic Days, reisen die Bentley Boys doch jedes Jahr auf eigener Achse, hauptsächlich aus England kommend, ans malerische Wasserschloss im Rheinland. Es ist jedes Mal eine wahre Freude den Bentley Boys zuzusehen wie sie ihre Pretiosen um den Dreieckskurs um das Schloss bewegen und dabei eine durchaus flotte und spektakuläre Gangart an den Tag legen.

Gegründet wurde der Benjafield Racing Club von Dr. Dudley Benjafield, der als Zahnarzt tätig war und einer der legendären Bentley Boys aus der Zeit rund um die epischen Schlachten zwischen Mercedes-Benz, Bugatti und Bentley war. Der Club hat 100 Mitglieder und sich voll und ganz dem Credo der Kameradschaft verschrieben, welches Dr. Dudley Benjafield auszeichnete. Während der Redakteur dem Tun der Bentley Boys in den letzten Jahren immer mit großen Augen an der Strecke folgte, war es dieses Jahr endlich einmal so weit, selbst einmal Platz in einem der legendären Renner zu nehmen. Die Pretiose, in welcher der Redakteur teilnahm, war ein 8 Litre Bentley aus dem Jahr 1931.

Bereits das Einsteigen ist ein erhabenes Gefühl, denn man steigt nach oben, nicht wie in den meisen moderenen Fahrzeugen nach unten. Man nimmt Platz auf einer standesgemäß mit Leder verzierten Sitzgelegenheit und lässt den Blick über ein holzgetäfeltes Interieur mit einer Vielzahl von Instrumenten schweifen. Das wichtigste Instrument – der Drehzahlmesser – befindet sich dabei direkt im Blickfeld des Fahrers hinter dem Lenkrad. Der Tachometer selbst ist mittig angeordnet.

Los geht es also – der Bentley rollt an den Start. Der Streckensprecher kündigt das nun folgende Spektakel und die teilnehmenden Fahrzeuge an. Parallel zum 8 Litre steht ein 4 ½ Litre Blower am Start. Die Flagge wird geschwenkt und los geht es. Auf den ersten paar Metern hat der Blower noch die Nase vorn, doch dann schlägt die Stunde des 8 Litre und er zieht vorbei. Auf der langen Geraden zum Dycker Weinhaus bleibt der 4 ½ Litre Blower im Windschatten und viel zu schnell kommt der Rechtsknick heran. Der Wagen wird zusammengestaucht, der Fahrer kurbelt am Lenkrad und es geht um die nächsten Kehren hinüber zur Gegengeraden, dann zurück Richtung Start und Ziel und auf in die nächste Runde. Das Erlebnis selbst ist schwer in Worte zu fassen. Es ist pures Autofahren, harte Arbeit am Lenkrad und ein unnachahmlicher Sound, der Gänsehaut erzeugt.

Das Fahren selbst ist Autofahren im puren, ursprünglichen Sinn, es gibt keinerlei Servounterstützung für das Lenkrad, für die Bremsen und zudem wird es nach einiger Zeit richtig warm im engen Cockpit. Nach den Runden ums Schloss wuchs die Ehrfrucht vor den alten Bentley Boys ins unermessliche, die mit eben jenen Fahrzeugen 24 Stunden rund um die Uhr in Le Mans Vollgas fuhren. Besonders nachts muss es ein Erlebnis für sich gewesen sein. Die Frontscheinwerfer spenden nur wenig Licht und es dürfte wohl eher ein Blindflug gewesen sein.

Neben diesem persönlichem Highlight waren die Schloss Dyck Classic Days gespickt mit Highlights. Neben einer ganzen Armada bekannter Rennfahrer, angeführt von Jacky Ickx, fanden unter anderem auch Ellen Lohr, Klaus Ludwig, Hans Joachim Stuck, Christian Geistdörfer, Jochen Mass, Hans Herrmann, Dieter Glemser und Roland Asch den Weg an das Wasserschloss bei Jüchen.

Der Mercedes-Benz-Auftritt war dieses Jahr vor allem vom Thema Weltrekorde und Motorsport geprägt. Neben einem C111 fand auch der 190E 2.3-16 von den Rekordfahrten aus Nardo den Weg ans Schloss. Volkswagen nutzte die Gelegenheit diverse Rallye-Gölfe und einen Renn-Scirocco auf dem Rundkurs zu zeigen. Vor dem VW Zelt standen dann so spektakuläre Stücke wie der Golf GTI W12 650 und der Vision GTI. Porsche nutzte die Gelegenheit den Typ 64 ans Schloss zu bringen, der bereits vor zwei Wochen auch schon am Schloss Bensberg zu sehen war. Auch die Golf Rallye Fahrzeuge waren bereits in Bensberg zu sehen, allerdings deutlich langweiliger, weil sie dort eben nur herumstanden und nicht standesgemäß flott um den Rundkurs bewegt wurden. Auch die Fiat Group ließ sich nicht lumpen und brachte den spektakulären Lancia 037 ans Schloss, der mit seinem infernalischen Sound die Massen begeisterte. Flankiert wurde der 037 Rallye unter anderem von einem ebenso legendären Lancia D50 Formel 1 Rennwagen.

Bei den Jewels in the Park fanden sich auch dieses Jahr die schönsten und seltensten Klassiker auf der Orangeriehalbinsel wieder und auch ansonsten waren reichlich Highlights geboten. Besonders interessant war der neu geschaffene Bereich mit dem American Diner, der passenden Musik und den entsprechenden Straßenkreuzern. Ein weiteres Highlight war sicherlich der DeLorean aus dem Film „Zurück in die Zukunft“, die allseits bekannte Zeitmaschine. Auch diese Zeitmaschine drehte ihre Runden um das Schloss. Am Schluss stand sie wohlbehalten in der eigens eingerichteten Erfinderwerkstatt des Doc Brown.

Im Miscanthusfeld, welches ans Schloss angrenzt fanden sich auch dieses Jahr wieder eine ganze Armada an Privatfahrzeugen und Markenclubs. Auch hier waren viele automobile Highlights zu bewundern und es ist jedes Mal eine Freude, die ganzen Fahrzeuge Live zu sehen. Selbst für kleinere Gäste war viel geboten. Die Autostadt von VW brachten einen Zug mit einem Zugwagen auf VW Käfer Basis mit ans Schloss, der nicht nur den Kleinen Freude machte. Die Rundfahrt um das Schloss und das Miscanthusfeld dauerte eine gute halbe Stunde. Am Miscanthusfeld selbst gab es eine weitere Haltstelle, die es vielen Besuchern ermöglichte, schneller von einem zum anderen Ende der Classic Days zu kommen.

Alles in allem waren auch die 2014er Classic Days ein erneutes Highlight mit vielen Automobilen, die das Herz des Enthusiasten höher schlagen lassen. Nächstes Jahr werden die Schloss Dyck Classic Days bereits 10 Jahre alt und es wird spannend zu sehen, welche Highlights sich die Veranstalter zu diesem Jubiläum ausdenken werden.

Fotografen: Tanja und Oliver Kühlein