Kennen Sie Regen? Nein, nicht die paar Tropfen, die in einem normalen Sommer vom Himmel fallen, sondern richtig „Regen“. Kennen Sie? Dann waren Sie wohl auch beim Oldtimer Grand Prix 2011 am Nürburgring. Die Wasserfestspiele in der Eifel waren trotz oder gerade wegen der Nässe in allen Variationen wieder ein Schmaus für Augen, Ohren und Nasen. Nächstes Jahr wäre ein wenig Sonne dennoch wieder schön.

Oldtimer Grand Prix 2011

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Versuchte krampfhaft mittels angezündetem Treibstoff die Strecke abzutrocknen: Porsche 935 beim Oldtimer Grand Prix 2011 auf dem Nürburgring. Übrigens erfolglos in seinem Unterfangen.

Als wir in die Eifel aufbrachen, verstauten wir noch schnell die Sonnenbrille, Sonnencreme und genügend T-Shirts im Gepäck. Gut, dass sich auch noch Platz für die Regenjacke und Schirme im Auto gefunden hatte, denn die anderen Klamotten blieben ungenutzt drin liegen. Der Nürburgring präsentierte sich von seiner eher garstigeren Seite und präsentierte zwischen „Niesel-„, „Land-“ und „Stark-“ alle Varianten von Regen, die man sich vorstellen konnte. Zwischendurch lud er dann durch geschickt gesetzte Trockenpausen dazu ein, die schützende Gummihaut in der Tasche zu verstauen, um passgenau in dem Moment den nächsten Schauer zu schicken. So ist sie eben, die Eifel.

Trotz der eher widrigen Wetterlage strömten laut offiziellen Zählungen rund 61.500 Zuschauer an den drei Tagen zum Ring, um den Oldtimer Grand Prix 2011 zu genießen. Und zu sehen gab es in allen Richtungen genug. Ob es die historischen Rennfahrzeuge im renovierten Alten Fahrerlager waren oder die voll gepackten Boxengaragen mit den historischen Formel 1-Wagen. Oder wie wäre es mit den Clubparkplätzen innerhalb und außerhalb der Strecke, auf denen sich wieder einmal teures Blech aus den vergangenen 125 Jahren Automobilgeschichte einfand? Wer nicht nur stehende Autos sehen wollte setzte sich auf eine der überdachten Tribünen – ganz Harte auch auf die nicht überdachten – und konnte enge Rennaction live mitverfolgen.

Und zu sehen gab es auf der Strecke dabei bei weitem keine Spazierfahrten. Die waren einzig den Vorkriegsfahrzeugen vorbehalten, die in ihren Wertungsläufen auf Gleichmäßigkeit fahren und ihre Setzzeiten in jeder Runde erneut erreichen müssen. Die anderen Rennserien zeigten dagegen harte Duelle Rad an Rad, die jedoch bis auf wenige Ausnahmen äußerst fair ausgetragen wurden und gerade dadurch die Zuschauer in ihren Bann zogen. Seien es die legendären Kämpfe zwischen BMW M1 und Porsche 935 im Revival der Deutschen Rennsport Meisterschaft oder die laut kreischenden Motoren der Formel 1 Fahrzeuge bis 1985 – hier blieb kein Auge trocken und das lag ausnahmsweise nicht am Regen.

Anlässlich des Jubiläums viele exklusive Porsche vor Ort

Auch der Showlauf mit Fahrzeugen aus der alten DTM bis 1995 war ein Augenschmaus. Schade war in diesem Zusammenhang lediglich, dass im Programmheft auch Wagen der ehemaligen STW-Rennserie angekündigt waren, davon jedoch weit und breit kein einziger zu sehen war. Den Faux Pas, das Opel anstelle des legendären Calibra lieber die viel neueren Fahrzeuge aus der „neuen DTM“, nämlich Astra Coupé und Vectra GTS auf die Strecke schickte, verziehen die Fans aufgrund des bollernden V8-Sounds recht schnell. In dieser Rennklasse wäre eine wirkliche Rennwertung für die Zukunft durchaus wünschenswert, immerhin können sich bis heute viele Motorsportfans mit den infernalischen Mercedes-Benz 190E Evo II und dem ewigen Gegner BMW M3 E30 gut identifizieren. Genügend Fahrzeuge sind auch noch erhalten, also ran an den Speck.

Beim Blick über die Infield-Flächen fiel am Samstag eine Horde besonderer Porsche ins Auge. Die Zuffenhausener hatten anlässlich des 25. Geburtstags von Porsche Exclusive zu einer exklusiven Sternfahrt von Stuttgart zum Nürburgring für Besitzer von 997 Sport Classic und 997 Speedster geladen und viele waren trotz des Wetters gefolgt. Es bleibt abzuwarten, ob es in den nächsten Jahren noch einmal soviele Wagen dieser Typen auf einem einzigen Parkplatz zu sehen geben wird. Passend zum Jubiläum standen im Porsche-Zelt zum einen ein 964 Turbo S 3.3 Leichtbau und zum anderen ein Fahrzeug, dass viele Besucher wohl allenfalls aus einer uralten Auto Motor und Sport-Ausgabe kennen: Der 935 Street von Mansour Ojjeh.

Bei Coys ruft man aus New York an zum Geld ausgeben

Wenige Meter entfernt versteigerte das Traditions-Auktionshaus Coys of Kensington wieder allerlei Fahrzeuge mit und ohne Straßenzulassung. Dieses Jahr fanden sich im Katalog so interessante Wagen wie ein Mercedes-Benz SL 60 AMG (R129), der mit einem Zuschlagspreis von 15.500,- € zuzüglich Aufgeld jedoch als absolutes Schnäppchen durchgehen darf. Am anderen Ende der Preisskala standen zwei Maserati MC12, ein Stradale und ein Corsa, der jedoch vom Vorbesitzer ebenfalls auf Straßenzulassung gedrillt wurde. Während der Stradale bei 575.000,- € plus Aufgeld den Zuschlag erhielt, eilten die Gebote beim Corsa bis auf 690.000,- €, was jedoch nicht für einen Hammerfall ausreichte. Dem Vernehmen nach wurde das Fahrzeug jedoch im Anschluss an die Auktion für einen nicht genannten Betrag verkauft. Am meisten Aufsehen machte ein großes Kunstwerk. Das einzige nicht fahrtaugliche Auto der Auktion war einmal eines der McLaren-Formel 1-Rennfahrzeuge, die vom unvergessenen Ayrton Senna gesteuert wurden. Von diesen Wagen ist kein einziger in Privatbesitz gelangt. Umso interessanter ist es, dass McLaren-Chef Ron Dennis dieses Exemplar an den Künstler Jay Burridge verschenkte, der daraus ein Kunstwerk im Stil eines Plastikmodellbausatzes machte. Das vorher geschätzte Estimate von 35-45.000,- € wurde um das 3,6 fache überboten und so fiel der Auktionshammer erst bei 165.000,- €, die ein Sammler aus New York per Telefon bot.

Als wir uns Sonntag schließlich endgültig durchnässt, aber absolut glücklich wieder auf den Heimweg gemacht haben stand eine Entscheidung unumstößlich fest: Nächstes Jahr wieder, wenn es heißt „Willkommen zum 40. AvD Oldtimer Grand Prix“!

Autoren: Lutz Abel und Matthias Kierse

Fotografen: Heinz Kierse und Matthias Kierse