AMG stellt sein aktuellstes Entwicklungsprojekt in Norwegen vor, wo schon fleißig Ökostrom eingesammelt wird. Im Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell, der Ende 2012 serienreif sein wird, steckt ein echter Supersportler: Mit 392 kW bei maximalen 880 Nm Drehmoment beschleunigen 4 Elektromotoren diesen geflügelten Allradler in nur 4 Sekunden von 0 auf 100 km/h – und das ohne Verzögerung! Wo ein Motor sein Drehmoment erst aufbaut, lassen seine vier Synchron-Elektromotoren ihrer Kraft sofort freien Lauf und schießen den Sportler ab, wie einen Torpedo.

Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell

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392 Kilowatt, darunter kann sich nicht jeder sofort etwas vorstellen. Probieren wir es auf althergebrachte Art: 392 kW entsprechen 533 Pferdestärken. Spätestens jetzt dürfte der Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell auch für Sie interessant werden, oder? Kurzum: der SLS AMG E-Cell ist ein echter AMG!

Zum Nachtanken muss dieser aber nun nicht mehr an die Tankstelle – in nur 8 Stunden hat sich der „Saubermann“ an einer normalen Haushaltsteckdose aufgeladen und bietet für rund 200 Kilometer im, allerdings leistungsreduzierten, City-Modus exklusive Beweglichkeit im Stadtverkehr. Diese Distanz kann man sogar noch durch einen Rekuperationsmodus der Elektromotoren, der bei jedem Bremsvorgang die Akkus läd, verlängern.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Fahr-Charaktäre von Citysanft bis „zum Abschuss bereit“. Schon in der frühen Planungsphase des E-Cell wurde alles berücksichtigt und gut durchdacht: Zwar hat er mit einem Gewicht von circa 2 Tonnen enorm viel Fett auf den Hüften, aber dieses wird unter anderen durch einen um rund 23 mm tiefer gelegten Fahrzeugschwerpunkt wieder Wett gemacht. Die vier sehr tief liegenden Elektromotoren mit ihren zwei Getrieben sind möglichst nahe an den vier Rädern untergebracht, was im Gegensatz zum Radnabenmotor die ungefederten Massen nicht erhöht.

Auch die 3 Hochstrombatterien sind optimal verteilt – sie sitzen je vor der Spritzwand, im Mitteltunnel und hinter den Sitzen. Der Energiegehalt erstreckt sich über 48 kw/h und eine Kapazität von 40 Amperestunden – ein absoluter Bestwert im Automobilsektor! Im Sommer werden die Akkus durch ein ausgeklügeltes System durch die Klimaanlage mitversorgt und im Winter mit hilfe elektrischer Heizelemente schnell auf Betriebstemperatur gebracht, was die Lebensdauer erheblich verlängert.

Mit nur wenigen Veränderungen passt der Elektroantrieb in den SLS: Die beim SLS-Benziner-Schwestermodell stehend angeordneten Federbeine konnten beim E-Cell wegen des zusätzlichen Vorderantriebs vorne nicht verwendet werden. Ihm wird eine Raumlenkerachse mit Pushrod-Federbeinen eingesetzt, die über separate Schubstangen und Umlenkhebel betätigt werden.

Auch an der Front hat sich ein wenig geändert. Die Schürze ist weiter nach vorne gezogen, was eine optimalere Anströmung des Unterbodens gewährleistet. Der bei 120 km/h um 7 cm ausfahrbare Frontsplitter verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich. Der Heckdiffusor steigt nun Dank der fehlenden Abgasanlage ein wenig steiler an, so wird der Abtrieb an der Hinterachse erhöht.

Einige Modifikationen gibt es auch beim Interieur: Das AMG-Kombiinstrument und die Mittelkonsole haben ein eigenes Design bekommen. Neben Geschwindigkeit, Ladezustand und voraussichtlicher Reichweite kann man in der neu gestalteten Mittelkonsole auf einem 25 cm großen Touchscreenbildschirm nun alle Einstellungsmöglichkeiten im E-Cell bequemst und einfach bedienen.

Ansonsten brauchte man zur Realisierung des elektrischen Flitzers keinerlei Veränderungen am gewichtsoptimierten Alu-Spaceframe und der passiven Sicherheitselemente vorzunehmen.

Wenn man den geflügelten Elektro-AMG auf der Strasse erkennen möchte, muss man höllisch auf der Hut sein. Ehe man ihn wahrnimmt, ist er auch schon fast lautlos an einem vorbei geschossen – man erlebt ihn ja nun (leider) nicht mehr mit Gebrüll. Aber dafür hat der erste Prototyp des Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell eine umso auffälligere Farbe: „Lumilectric Magno“ – ein fluoreszierender, neongelber Lack macht ihn schon von weitem sichtbar.

Quelle: Mercedes-Benz

Autor: Silvia Althoff