22 Jahre alt ist das Konzept, aber der 20. Geburtstag zum Produktionsbeginn des Lotus Omega wird 2011 gefeiert. Ganz von vorn: 1989 entstand die Idee zum Lotus Omega, bzw. Carlton für den britischen Markt. Eine 377 PS starke Limousine, die Familien mit bis zu 286 km/h über die Autobahnen transportiert. Ein Rekord, der über Jahre anhielt, sowie einige Gemüter nachhaltig erhitzte und auch Sportwagenpuristen die Nackenhaare aufstellte.

Lotus Omega

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Der 3,6 Liter große Biturbo-Sechszylinder bringt es ab Werk auf 377 PS und beschleunigt die Limousine auf bis zu 286 km/h. Einige Tuner brachten den Motor auf Werte jenseits der 500 PS.

Wenn sich 1991 bei einer Ausfahrt über die Autobahn in einem feschen Sport- oder sogar Supersportwagen bei gemütlichen 160 km/h Reisegeschwindigkeit plötzlich ein 5 Jahre alter, verbastelter Opel Omega per Lichthupe bemerkbar machte, musste man tatsächlich überlegen, ob man eventuell Platz macht. Ein beherzter Tritt auf’s Gaspedal hätte zu der Zeit bei jeglichem Serienfahrzeug ein wenig Frust aufgebracht, denn der Opel blieb dran und „verbastelt“ war er streng genommen auch nicht.

Bei näherer Betrachtung würde auffallen, das der eingekreiste Blitz aus Rüsselsheim an der Front durch das Firmenlogo eines gewissen Colin Chapman ersetzt wurde. Wenn auch an der Philosophie des britischen Herstellers Lotus vorbei, entnahm man in Hethel, Norfolk, 1989 einer GM konzerninternen Familienlimousine so ziemlich alle Innereien unter der Motorhaube, sowie Getriebe und Aufhängung. Zunächst wurde der 3 Liter große Reihen-Sechszylinder, den man aus dem Opel Omega 3000 24V/Vauxhall Carlton GSi kannte, auf 3,6 Liter Hubraum aufgebohrt, mit einem Paar Turboladern versehen und auf die Prüfbank gestellt. Der abgehobelte Motorblock hielt der Aufladung allerdings nicht stand, so dass ein von Grund auf neuer Block entworfen werden musste. Der so entstandene 3,6 Liter-Bi-Turbo-Reihen-Sechszylinder leistete anschließend 281 kW/377 PS und schob die inklusive Fahrer gut 1.750 kg schwere Limousine mit 568 Newtonmetern maximalen Drehmoments und einem 6-Gang-Getriebe aus der damaligen Corvette C4 ZR1 in weniger als 5 Sekunden aus dem Stand auf 100km/h und in gerade einmal 17,3 Sekunden auf 200 km/h. Das hieß, dass man sogar mit der ganzen Familie reisend schneller war, als alles was sonst gerade so in Serienproduktion entstand.

Um die lieben Kunden aber auch wieder sicher daheim ankommen lassen zu könnnen, verpasste Lotus dem Blitz eine großzügig dimensionierte, vorn 330 mm große AP-Renn-Bremsanlage, sowie ein komplett neues Fahrwerk, sodass die 235er Reifen vorn und 265er hinten auf den 17-Zöller-Leichtmetallfelgen auch bei einer Vollbremsung aus 286 km/h Höchstgeschwindigkeit in der Spur blieben.

Moment, 286 Kilometer pro Stunde? Ganz recht. Zum Ärgernis der Konkurrenzhersteller BMW, Mercedes-Benz und Alpina hielten sich Lotus und Opel beim Verkauf in Deutschland nicht an das noch recht junge „Gentlemen’s Agreement“, nach welchem alle Hersteller ihre Fahrzeuge bei 250 km/h elektronisch abriegeln sollten. Ein „offener“ Vergleich zeigte jedoch, dass einzig der Alpina B10 Biturbo den britischen Hessen um 5 km/h übertraf. Der Weg dorthin wurde aber widerum vom Rüsselsheimer dominiert. So nahm er dem B10 zum Beispiel 2 von insgesamt 9 Sekunden allein beim Elastizitätsspurt von 80 auf 120 km/h ab.

Ein gutes, unverbrauchtes Modell zu finden gestaltet sich heute schwierig. Doch auch wer fündig wird, sollte sich darauf einstellen, dass sich die berühmt-berüchtigte britische Elektrik schnell und häufig bemerkbar macht. Ein großes Ärgernis im Einführungsjahr. Speziell in Großbritannien hat der dort als Lotus Carlton verkaufte Wagen eine große Fangemeinde. Übrigens wurden alle Wagen grundsätzlich nur in Empire Grün metallic ausgeliefert. Insgesamt entstanden weniger als 1.000 Exemplare, von denen 388 auf dem deutschen Markt erstausgeliefert wurden.

Quellen: Opel, Lotus und Vauxhall

Autor: Michael Müller