Aus Großbritannien kommt ein kupfer-farbenes Conceptcar zum Genfer Auto-Salon. Nicht so richtig interessant, finden Sie? Stimmt, wenn es nicht von Lotus wäre und 414 PS auf die Hinterachse werfen würde. Aha, jetzt wird es schon spannender. Der Lotus Evora 414E Hybrid dient als Technikträger, um einen Hybridantrieb in einem leichtgewichtigen Sportwagen unterzubringen. Da geht dann auch die Farbwahl in Ordnung.

Um es vorweg zu nehmen: die kupfer-farbene Lackierung des Lotus Evora 414E Hybrid soll an die Farbe von Kupferleiterbahnen auf Platinen erinnern. Dies passt eigentlich gar nicht schlecht, denn auf diesen Bahnen bewegen sich im Computer Elektronen mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten.

Auch der Evora 414E bringt Beschleunigungswerte auf die Straße, die noch vor ein paar Jahren niemand einem Hybridfahrzeug zugetraut hätte. In nur 4 Sekunden fällt die 100 km/h-Schallmauer. Möglich wird dies durch zwei Elektromotoren, die unabhängig voneinander je ein Hinterrad antreiben. Beide haben eine Spitzenleistung von je 152 kW, was in der gewohnten PS-Angabe 207 Pferdchen entspricht. Zusammen bringen diese Aggregate also 414 stramme Rennpferde und 800 Newtonmeter Drehmoment auf den Asphalt. Hätten Sie das vor 15 Jahren jemandem laut erzählt, hätte man Sie vermutlich eingeliefert oder auf den Konsum bewusstseinserweiternder Stoffe kontrolliert.

Um die Reichweite des Fahrzeugs nicht allzu sehr durch riesige und vor allem schwere Akkus zu begrenzen, verfügt der Lotus Evora 414E Hybrid über einen Dreizylinder-Motor mit 35 kW/48 PS, der im Bedarfsfall anspringt und als Generator die vorhandenen Akkus aufläd. Auf diese Weise ist der Spritverbrauch äußerst gering, während der Fahrspaß nicht auf der Strecke bleibt und die Reichweite von 55 auf über 480 Kilometer klettert. Der gesamte Benzinmotor wiegt lediglich 85 Kilogramm. Alternativ kann man den Evora über Nacht auch an der heimischen Steckdose aufladen.

Um exakt diesen Fahrspaß noch weiter zu fördern, immerhin reden wir hier von einem Lotus, wurde ein Sportmodus eingearbeitet, der ein sequenzielles Siebengang-Getriebe simuliert und dem Fahrer somit die Freude macht, über Paddel hinter dem Lenkrad „schalten“ zu können. Gleichzeitig wird bei jedem Bremsvorgang per Energierückgewinnung wieder Saft in die Akkus gespeist. Lotus ist sich sicher, dass der Fahrer im Evora 414E Hybrid nur aufgrund des fehlenden Motorsounds merken würde, dass dieser Wagen „irgendwie anders“ ist. Die Fahrdynamik liegt auf dem selben Level, den man vom normalen Evora gewohnt ist. Um die ungewohnte Stille zu umgehen, baute man einen Geräuschsimulator ein, der im Sportmodus auch die Gangwechsel beachtet. Dies ist auch für Passanten nicht ganz unwichtig, denn von einem 414 PS starken Elektroauto lautlos überfahren zu werden, dürfte nicht zu den Dingen zählen, die man unbedingt einmal erlebt haben muss. Bei der Studie, die in Genf vorgeführt wird, hat man erst einmal vier frei wählbare Sounds aufgespielt. Neben einem klassischen V6- und einem V12-Motorengeräusch findet sich auch ein futuristischer Geräuschmix und eine Mischung aus Elektro- und Motorensound.

Gegenüber dem normal angetriebenen Evora verfügt das Versuchsfahrzeug über ein großzügig verglastes Dach. Auch die Motorhaube besteht aus Glas und lässt freie Blicke auf die Technik zu, wie man auf dem bislang einzigen von Lotus veröffentlichten Bild deutlich sehen kann. Hinter Carbongrauen Leichtmetallrädern verbergen sich Bremszangen, die, wie hätte es anders sein können, kupfer-farben lackiert sind. Der Kupfer-Farbton wird auch im Innenraum fortgesetzt, seie es als Streifen auf den Sitzen oder an den Cockpitanzeigen.

Eine Serienfertigung dürfte für das Gesamtfahrzeug noch in weiter Ferne liegen, aber vielleicht sehen wir ja zumindest das Glasdach recht bald in einer neuen Evora-Variante für die Straße? Wer sich den Lotus Evora 414E Hybrid näher anschauen möchte, ist ab dem 4. März in Genf an der richtigen Adresse.

Quelle: Lotus

Autor: Matthias Kierse