Vor einem Vierteljahrhundert verpackte Lamborghini einen 5,2 Liter großen V12-Motor in einem Geländewagen und präsentierte das Ergebnis in Gestalt des Lamborghini LM 002 der Weltöffentlichkeit. Doch aufgrund seines hohen Verbrauchs und des ebenso hohen Preises blieb der Wagen äußerst exklusiv. Lediglich 301 Exemplare verließen in 6 Jahren das Werk im italienischen Sant’Agata Bolognese.

Lamborghini LM 002

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Die Vorgeschichte zum LM 002 erschien bis vor kurzer Zeit noch äußerst klar: Das US-amerikanische Militär schrieb einen Wettbewerb für ein neues geländetaugliches Militärfahrzeug aus, an der sich Lamborghini mithilfe der amerikanischen Firma MIT beteiligte. Der Prototyp „Cheetah“ entstand, fiel im Praxistest durch und wurde zerstört, Ende. Nun liegen jedoch neue Erkenntnisse vor, nach denen der Cheetah ohne großartige Beteiligung von Lamborghini entstand, jedoch der Marke mit dem Stier im Emblem zu Ausstellungszwecken für den Genfer Automobilsalon 1977 übersandt wurde. Dieses Fahrzeug existiert entgegen früherer Annahmen heute noch, während weitere drei Prototypen für die militärischen Tests aufgebaut wurden und wohl allesamt nach den Fahrversuchen verschrottet wurden. Lamborghini übernahm viele technische Details des Cheetah und auch die grobe Karosserieform und erschuf fünf Jahre später den LM 002.

Vor allem die Geländeeigenschaften des LM 002 sollen mehr als beeindruckend sein. Angeblich übernahmen die Italiener vom Cheetah die Eigenschaft, den Wagen aus rund vier Metern Höhe fallen zu lassen, wobei er auf seinen Rädern landen soll und weiterhin fahrfähig bleibt. Eine Eigenschaft, die dem Cheetah im Kampfeinsatz helfen sollte, wenn man ihn unter einem Hubschrauber transportiert und an passender Stelle ausgeklinkt hätte. Auch Autotester der späten 80er waren vom Lamborghini LM 002 durchaus angetan – abgesehen vom Verbrauch. Der 5,2 Liter V12-Motor unter der vorderen Haube, entliehen vom Countach, zieht sich durchschnittlich zwischen 25 und 42 Litern Kraftstoff durch die Brennräume, je nach Fahrweise. Dafür liefert er 335 kW/455 PS an alle vier Räder, beschleunigt in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von eingetragenen 210 km/h. Einige Testwagen standen so gut im Futter, dass sie es bis auf gemessene 223 km/h brachten und den 2,7 Tonnen schweren Geländewagen somit zum lange Zeit schnellsten Wagen seiner Art machten.

Die Karosserieform ist unzweifelhaft eines: Marzialisch. Ecken, Kanten und große Lufteinlässe prägen die Frontansicht, auf der Motorhaube gibt es zwei große Ausbuchtungen, die dem Triebwerk Platz schaffen. Der Lamborghini erstreckt sich über mehr als 2 Meter Breite und ist dabei 1,85 Meter hoch. Das Heck ist so aufgebaut, dass sich eine Ladefläche bildet, auf der man zur Not seitlich sitzen kann. Für den Sultan von Brunei wurde ein Exemplar mit verlängerter Karosserie, Steilheck und zehn Sitzplätzen im Innenraum aufgebaut. Normalerweise verfügt der LM 002 über vier Einzelsitze, die vorn und hinten von einem sehr breiten Mitteltunnel getrennt sind. 80er Jahre-Luxus wie eine Vollleder-Ausstattung und Holz am Armaturenbrett zählte selbstverständlich zur Serienausstattung.

Obgleich der LM 002 durchaus als teuer einzustufen war, hatte er unter Adligen, Rennfahrern und Filmstars durchaus einige Anhänger. Das allererste Exemplar ging an den damaligen König von Marokko. Zu traurigem Ruhm kam das Fahrzeug von Saddam Husseins Sohn, das vor einigen Jahren von amerikanischen Soldaten als Sprengstofftestkammer mißbraucht wurde. Was dürften diese Jungs geheult haben, als sie die Marktpreise für gut erhaltene LM 002 im Anschluss an ihr handeln erfahren haben. Mittlerweile werden für den Lamborghini SUV zwischen 100.000 und 150.000,- € aufgerufen. Eines der 301 gebauten Fahrzeuge erhielt indes eine besondere Geschichte. Es wurde ausgeräumt und für den Motorsport aufgebaut, um an der 1987er Pharaonen Rallye und der Paris-Dakar 1988 teilzunehmen.

Heute ist der Lamborghini LM 002 erneut in aller Munde, da sich die Gerüchte momentan verdichten, dass es einen Nachfolger geben könnte. Möglicherweise steht bereits auf dem Genfer Automobilsalon im März ein erster Ausblick auf das, was Lamborghini heute als würdigen SUV im Modellprogramm sehen würde. Der LM 002 war seiner Zeit in gewisser Hinsicht voraus, könnte jedoch in Sachen Verbrauch heute wohl kaum noch vor dem Ökogewissen der EU-Politik bestehen. Er ist dafür ein absolut liebenswerter Dinosaurier der Automobilgeschichte und ein immer wieder interessanter Anblick – sofern man mal das seltene Glück hat.

Quelle: Lamborghini

Autor: Matthias Kierse