Was schenkt sich eine Automarke, die über sieben Le Mans-Gesamtsiege verfügt, zum 75. Geburtstag? Einen Sportwagen natürlich. Allerdings ist es an der Zeit, die technischen Möglichkeiten voll auszuschöpfen und einen wahrhaftigen Supersportler des 21. Jahrhunderts zu bauen. Der Jaguar C-X75 verfügt über 780 PS aus vier Elektromotoren. Noch imposanter ist das Drehmoment von 1.600 Nm.

Jaguar C-X75 Concept

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Die Optik der Serienversion des Jaguar C-X75 soll sich an der Studie orientieren. Einige Änderungen werden jedoch unvermeidlich sein.

Wer in die lange Tradition von Jaguar zurückblickt, stolpert in jedem Jahrzehnt der 75-jährigen Geschichte über Sportwagen, die teilweise ihrer Zeit weit voraus waren. Ob SS100, XK120, XK140, XK150, C-, D- oder E-Type, diese Wagen haben Geschichte geschrieben und zählen heute zu den begehrten und gesuchten Klassikern. Selbst der eher wenig erfolgreiche XJ220 der 90er Jahre darf als Ikone gelten, immerhin hielt er bis zum Erscheinen des McLaren F1 den Rekord des schnellsten straßenzugelassenen Fahrzeugs.

Im heutigen Portfolio von Jaguar befindet sich mit dem XKR zwar ein 510 PS starker GT, ein wahrer Sportwagen fehlt jedoch schon etwas länger. Anlässlich des 75. Geburtstages der Marke Jaguar stellt man nun in Paris die Zukunft des Supersportwagenbaus vor, den Jaguar C-X75.

Auf den ersten Blick fällt die neue Technik, die den Sportler vorantreibt, nicht unbedingt auf. Es handelt sich vielmehr um einen typischen Supersportler: Flach, auf den Boden geduckt, wie das Wappentier jederzeit zum Sprung nach vorn bereit. Die Karosserie sitzt so knapp über dem Chassis, dass sich über den Rädern herrliche Rundungen bilden. Diese Knappheit ist auch durch die neuen Technologien möglich geworden.

Die Front wird von einem Grill eingeleitet, der Assoziationen zum E-Type aufkommen lässt. Dieser öffnet sich, ebenso wie die Bremskühlungsschächte links und rechts daneben, nur bei Bedarf um kühlen Fahrtwind hereinzulassen. Im normalen Fahrzustand sind die Schächte geschlossen, um eine möglichst verwirbelungsfreie Aerodynamik zu gewährleisten. Daher fließt die Aluminiumkarosserie auch in so sanften Rundungen bis zum Heck. Hier und da lässt sie jedoch Öffnungen für Zu- und Abluft erkennen. Um den Abtrieb und somit die Bodenhaftung nicht zu vernachlässigen, befindet sich im Diffusor ein aktives Luftleitelement, dass sich bei hohen Geschwindigkeiten automatisch absenkt und den Luftstrom beruhigt. Zum selben Zweck fahren an den hinteren Karosserie-Ecken vertikale Luftleitbleche aus.

Da schreiben wir hier soviel von neuen Technologien und reden am Anfang doch nur über das Design. Was ist es denn nun, das den Jaguar C-X75 zum Vorreiter einer kommenden Ära der Supersportwagen machen könnte? Ganz einfach: Die innovative Antriebstechnik.

Unter der betörenden Alu-Haut stecken nämlich vier Elektromotoren – einer pro Rad. Die Leistung liegt dabei bei gewaltigen 145 kW, was 195 PS entspricht. Das Drehmoment liegt bei 400 Newtonmetern. Keine Bange, das ist kein Scherz, sondern die Leistungsangabe je Motor. Nun rechnen wir das Ganze geschwind mal vier und kommen auf… Ja, korrekt, atemberaubende 580 kW. Oder in guter alter Sprache gesagt: Da ziehen 780 gut trainierte Pferdestärken an der Wildkatze. Die härteste Nachricht für Sportwagenfans dürfte allerdings die Drehmoment-Angabe sein, denn 1.600 Newtonmeter sind mehr als nur ein Wort zum Sonntag. So gerüstet spurtet der Jaguar in nur 3,4 Sekunden auf 100 und erreicht maximal 330 km/h.

Nun könnten Skeptiker tönen, dass derartige Fahrwerte und Leistungsangaben entweder einen LKW voll mit Akkus bedeuten oder zu einer Reichweite mit der groben Länge einer gut ausgebauten Hauseinfahrt führen. Mitnichten. Natürlich ist der C-X75 im reinen Elektrobetrieb kein Langstreckenläufer, aber er bietet ein technisches Detail, das man von Jaguar wohl kaum erwartet hätte. Als Reichweitenverlängerer – einigen wir uns auf die englische Bezeichnung „Range Extender“ – fungieren hier zwei je 70 kW/94 PS starke Gasturbinen, die jeweils nur 35 Kilogramm auf die Waage bringen und mit einer Nenndrehzahl von 80.000 Umdrehungen pro Minute arbeiten. Die dabei erzeugte Energie wird in den Lithium-Ionen-Akkus abgespeichert und steht dann wieder für den Vortrieb zur Verfügung.

Im Innenraum lassen sich das Lenkrad, die Pedalerie und die Instrumentierung verstellen, da die Schalensitze fest mit dem Fahrzeug verbunden sind. Ein TFT-Touchscreen-Monitor in der Mittelkonsole liefert dem Fahrer stets alle wichtigen Daten über den Betriebszustand seines Jaguar C-X75. Allgemein ist das Cockpit sehr fahrerorientiert aufgebaut, was dem Anspruch an einen Sportwagen entgegen kommt.

Leider wird der Jaguar C-X75 wohl nicht in allzunaher Zukunft in Serie gehen. Dennoch sind die technischen Überlegungen beachtenswert, die von den Briten in ihr Geburtstagspräsent gesteckt wurden. Happy Birthday Jaguar, auf weitere tolle Jahre voller innovativer Autos!

Quelle: Jaguar

Autor: Matthias Kierse