Aus welchem Werkstoff besteht die Karosserie eines Bugatti? Wer mit „Carbon“ oder „Aluminium“ antwortet, hatte bis jetzt absolut Recht. Doch nun kann auch mit „Porzellan“ sachlich korrekt geantwortet werden. Willkommen im Bugatti Veyron Grand Sport L’or Blanc, einer Zusammenarbeit des französischen Autobauers mit der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Der L’or Blanc wird jedoch ein absolutes Unikat bleiben.

Bugatti Veyron Grand Sport L'or Blanc

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Linienmuster, die den Lichtschatten folgen, prägen die Optik des Bugatti Veyron Grand Sport L'or Blanc.

Bereits Firmengründer Ettore Bugatti experimentierte immer wieder mit neuen Werkstoffen herum, um seine Fahrzeuge noch ansprechender, noch luxuriöser und noch sportlicher werden zu lassen. In dieser Tradition verbleibt die Marke mit dem Hufeisengrill bis heute und verbaut nun erstmals in der Geschichte des Automobils nicht nur kohlefaserverstärkten Kunststoff und Aluminium, sondern auch echtes Porzellan sowohl am Exterieur als auch im Innenraum. Hierfür tat man sich mit den Experten der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin zusammen.

Auf einer strahlendweiß lackierten Grand Sport-Karosserie markierten die Bugatti-Designer in wochenlanger Handarbeit mittels Präzisionstape aus japanischem Seidenpapier die Linien, die im Bugatti-Lichtstudio auf dem Lack entstehen. Anschließend wurden die Tapes millimeterweise durch tiefblaue Farbe ersetzt, bevor die Karosserie durch fünf Klarlackschichten konserviert wurde. Der Anspruch liegt, wie bei jedem Veyron, auf absoluter Qualitätsarbeit. Und doch ist dieser Veyron Grand Sport etwas ganz Besonderes, noch nie da gewesenes. Nicht nur die äußerst aufwendigen Linierungsarbeiten führen zu diesem Schluss, auch die freigelassenen Stellen, in denen augenscheinlich noch etwas fehlt.

Und richtig, um aus dem Grand Sport das Unikat „L’or Blanc“ werden zu lassen, werden sowohl in die Karosserie, als auch im Interieur insgesamt zwölf Porzellan-Elemente eingelassen, die von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin in reiner Handarbeit hergestellt wurden. Auch hier wurde wochenlang an einem perfekten Ergebnis gearbeitet, immerhin verlieren Porzellan-Teile beim Brennen rund 16% ihrer ursprünglichen Größe. Dennoch müssen sie nachher exakt an den Bugatti passen, um ein makelloses Finish zu gewährleisten. Dank einer 250-jährigen Tradition können die mehr als 170 auf Porzellan spezialisierten Kunsthandwerker mit ihrer abgelieferten Arbeit mehr als überzeugen.

Alles begann mit dem von Rembrandt Bugatti entworfenen „Stehenden Elefanten“, der von seinem Bruder Ettore als Kühlerfigur für das ultimative Luxusautomobil der 1920er Jahre, den Bugatti Royale verwendet wurde. Diese Figur hat es dem Alleingesellschafter der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, Jörg Woltmann absolut angetan. Ursprünglich wollte er sie einfach aus Porzellan wiederaufleben lassen. Dann folgte die Idee eines Porzellan-Services und schlussendlich fand man bei Bugatti genug Enthusiasmus vor, um den Werkstoff Porzellan erstmals an einem Automobil einzusetzen.

Im Exterieur finden sich zum Beispiel Einleger in den beiden Tankdeckeln hinter den Türen. Sie zeigen, wenig überraschend, den stehenden Elefanten. Das selbe Bildnis findet sich auf einem Porzellan-Einleger zwischen den Sitzen. In der Mittelkonsole unterhalb des Motor-Start-Knopfes ist eine Porzellan-Schale integriert, deren Kante erstmals im Diamantschliffverfahren geglättet wurde. Die Schale lässt sich entnehmen und passt mit ihrem Muster exakt zum exklusiven Service im mitgelieferten Picknickkoffer, der im Kofferraum des Grand Sport seinen Platz findet. Auch die Plakette im Fußraum des Grand Sport L’or Blanc besteht aus weißem Porzellan. Das restliche Interieur wurde farblich an die Außengestaltung des Fahrzeugs angepasst, dreht jedoch das Farbschema um. Während der Wagen außen oben eher weiß und unten eher dunkelblau ist, präsentiert sich das Cockpit bewusst konträr.

Der Bugatti Veyron Grand Sport L’or Blanc mit seinem 1.001 PS starken W16-Zylinder-Turbomotor wurde heute in den Berliner Geschäftsräumen der Königlichen Porzellan-Manufaktur vorgestellt. Während viele vorherige Veyron-Ableger zu limitierten Sonderserien wurden, bleibt dieser 1,65 Millionen Euro teure Wagen ein absolutes Unikat. Allerdings denken die Molsheimer darüber nach, ob sich das an der Porzellanmalerei angelehnte Linienzeichnen möglicherweise ins Optionsprogramm aufnehmen lässt. Die Zusammenarbeit zwischen Bugatti und der KPM Berlin soll fortgesetzt werden.

Quelle: Bugatti

Autor: Matthias Kierse