Vor 90 Jahren fand das erste Mal ein 24-Stunden-Rennen in Le Mans statt und Bentley war direkt mit dabei. In den Anfangsjahren errang man 5 Siege und zog sich dann langfristig aus dem Rennsport zurück. 2003 errang dann der EXP Speed 8 erneut einen Sieg. Somit hat man gleich zwei Jubiläen, die man mit Sondermodellen auf Basis von Continental und Mulsanne feiert – allerdings nur für die Kundschaft in Nordamerika.

Bentley Le Mans Edition

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Beim Continental GT und Continental Convertible zeigt sich auf den Aluminium-Einstiegsleisten der "Le Mans Edition"-Schriftzug. Der Mulsanne erhält illuminierte Glasleisten.

Als 1923 in Le Mans erstmals ein Rennen zweimal rund um die Uhr veranstaltet werden sollte, war dies eine absolute Besonderheit. Versetzen wir uns einmal kurz in diese Zeit zurück, auch wenn kaum ein Leser und erst Recht nicht der Autor dieser Zeilen live dabei waren: Die ersten Automobile überschritten gerade die heute magischen 30 Jahre und würden damit in unserer Zeit als Oldtimer gelten. Zur damaligen Zeit war es aber immer noch etwas Besonderes, überhaupt ein Auto zu erblicken, waren diese Fahrzeuge doch derartig teuer, dass sie nur von den wirklich Wohlhabenden bewegt wurden. Heutige Selbstverständlichkeiten wie ein Werkstätten- oder Händlernetz steckten ebenfalls noch in den Kinderschuhen und so war es für die Hersteller umso wichtiger, die Haltbarkeit ihrer Produkte durch Erfolge bei Langstreckenrennen und Ausdauer-Rallyes unter Beweis zu stellen. Hier traten die damaligen Enthusiasten gegeneinander an und konnten eventuelle Siege werbewirksam nutzen. So fand sich unter den Erstteilnehmern des 24-Stunden-Rennens von Le Mans auch die britische Traditionsmarke Bentley.

Die Marke Bentley war 1923 erst vier Jahre alt, hatte sich jedoch bereits durch diverse Rennerfolge und Geschwindigkeitsrekorde einen Namen gemacht. Firmengründer Walter Owen Bentley hatte recht schnell eine begeisterte Gruppe von Connoisseurs und Enthusiasten um sich geschart, die schnell unter dem Namen „Bentley Boys“ bekannt wurden. Nach einem guten vierten Platz im Eröffnungsrennen 1923 gewann die Truppe bereits ein Jahr später die Gesamtwertung und dominierte auf dem damals noch 17,26 Kilometer langen Kurs an der Sarthe zwischen 1927 und 1930 (ab 1929 wurde die Strecke um 922 Meter verkürzt). Nach der Übernahme durch Rolls-Royce 1931 wurde die Motorsportabteilung geschlossen. Jahrzehntelang zehrte man allenfalls von den Erinnerungen an die grandiosen Siege, bis am Anfang des neuen Jahrtausends der VW-Konzern als neuer Eigentümer wieder Motorsport zuließ und 2003 schließlich zum sechsten Mal ein Bentley als Gesamtsieger die Ziellinie in Le Mans kreuzte.

Somit gibt es in diesem Jahr also gleich zwei runde Jubiläen für Bentley zu feiern: Den Ersteinsatz in Le Mans vor 90 Jahren und den letzten Gesamtsieg vor 10 Jahren. Aus diesem Grund werden Le Mans-Sondermodelle auf Basis der Continental- und Mulsanne-Serie aufgelegt. Von beiden Modellen werden jeweils nur 48 Exemplare hergestellt, wobei sich diese Nummer beim Continental noch zusätzlich auf den GT und das Convertible, sowie auf die Motorvarianten V8, W12 und W12 Speed aufteilt. Erkennungsmerkmal aller Fahrzeuge ist ein Le Mans-Logo, auf dem der letzte siegreiche Bentley, der EXP Speed 8, als Silhouette zu erkennen ist. Dieses Logo findet sich auf einer Metallplakette am vorderen Kotflügel, als eingesticktes Bild in allen vier Kopfstützen und auf einer durchnummerierten Metallplakette auf dem Mitteltunnel wieder. Dazu gibt es eine Analoguhr im Armaturenbrett im speziellen Le Mans-Design und Einstiegsleisten mit „Le Mans Edition“-Schriftzug, die beim Continental aus Aluminium bestehen, beim Mulsanne hingegen aus illuminiertem Glas. Diamantförmige Steppungen der Sitze und 21 Zoll große, dunkel lackierte Felgen, sowie speziell geformte Auspuffendrohre werten die Mulsanne Limousine zusätzlich auf. Beim Continental schaffen ebenfalls 21 Zoll große, diamantgeschliffene Siebenspeichenräder und diamantgesteppte Sitze den Unterschied zur normalen Serie.

Für die weitere Gestaltung der Fahrzeuge hat Bentley je sechs Möglichkeiten zusammengestellt, die die Namen siegreicher Bentley Boys tragen. John Duff war der Fahrer, der nach einem vierten Platz 1923 ein Jahr später den ersten Gesamtsieg für Bentley holte und als der ursprüngliche Bentley Boy gilt. Hinter seinem Namen verbirgt sich beim Continental und Mulsanne eine Lackierung in Moonbeam Silber in Kombination mit Bicolor-Leder in schwarz und leinenweiß, Zierleisten in Pianoschwarz und dunklem gedrehten Aluminium, sowie einem schwarzen Verdeck beim Convertible. Weiter geht es mit Dudley Benjafield, der aus reinem Spaß am Auto fahren in Le Mans teilnahm und dabei 1927 den Gesamtsieg errang. Die Sondermodelle mit seinem Namen sind in Verdant grün lackiert, jener Farbe, die auch auf dem 1927er Siegerfahrzeug aufgetragen war. Dazu gibt es eine Lederausstattung in leinenweiß und cumbrian grün, sowie Zierleisten in dunklem Walnussholz und dunklem gedrehten Aluminium.

Wohl bis heute einer der bekanntesten Bentley Boys ist Woolf Barnato, der von Walter Owen Bentley als „einer der besten Fahrer, die wir je hatten“ bezeichnet wurde. Er ist bis heute der einzige Rennfahrer, der bei jedem seiner Einsätze in Le Mans den Gesamtsieg errungen hat: 1928, 1929 und 1930. Continental und Mulsanne erstrahlen bei der Wahl des Woolf Barnato Pakets in Granitgrau mit Leder in Hotspurrot und Zierleisten in Sichtcarbon beim Continental, während im Mulsanne dunkles Walnussholz und dunkles Aluminium zum Einsatz kommt. Der ehemalige Jagdpilot Tim Birkin wurde vor allem dafür bekannt, dass er mit seinem weißen Schutzhelm und einem Seidenschal zwar äußerlich auftrat wie ein Gentleman, im Auto aber nur den Sieg vor Augen hatte und zur Erreichung dieses Ziels fast jedes Mittel wählte. Sondermodelle mit seinem Namen zeigen sich in Gletscherweiß mit belugaschwarzem Leder und Zierleisten in Pianoschwarz und hellem gedrehten Aluminium.

Auch Glen Kidston war vor seinen Rennfahrerjahren beim Militär, allerdings als Marineoffizier. Er galt als furchtloser Abenteurer und gehörte zum siegreichen Bentley Team des Jahres 1930. Dunkles Saphirblau wird bei den Kidston-Modellen mit Leder in Newmarket Tan und Imperialblau kombiniert, während die Zierleisten dunkles Walnussholz und dunkles Aluminium tragen. Das Continental Convertible erhält ein Stoffverdeck in dunklem Blau. Die sechste und letzte Möglichkeit, ein Le Mans Sondermodell zu gestalten, erhält den Namen von Guy Smith, der 2003 den siegreichen Bentley EXP Speed 8 über die Ziellinie fahren durfte. Hier wird hochglänzender, belugaschwarzer Lack mit schwarzem Leder kombiniert, das durch rote Kontrastnähte aufgewertet wird. Auf den Zierleisten findet sich schwarzer Pianolack und dunkles Aluminium.

Wer jetzt allerdings innerlich bereits den Blankoscheck unterschreibt und sich auf den Weg zum nächstgelegenen Bentley-Händler machen möchte, muss den folgenden Satz mit Enttäuschung aufnehmen: Die Le Mans Sondermodelle werden exklusiv auf dem nordamerikanischen Markt angeboten.

Quelle: Bentley

Autor: Matthias Kierse