Für so manchen Alfa Romeo der letzten 20 Jahre hätte man die Entwicklungsingenieure am liebsten mit dem nassen Lappen verprügelt. Übergewichtig und mit wenig fahrdynamischem Elan gesegnet waren die meisten Modelle nur noch ein Schatten ihrer ruhmreichen Vorgänger. Doch das Leiden der Alfisti hat tatsächlich ein Ende. In Genf erblickte endlich die Serienversion des Alfa Romeo 4C das Licht der Öffentlichkeit.

Alfa Romeo 4C

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Das Cockpit zeigt sich spartanisch einfach ausgestattet. Was nicht an Bord ist, kann die Gewichtsbalance auch nicht negativ belasten.

Knapp 4 Meter lang, 2,09 Meter breit und gerademal 1,183 Meter hoch passt die flache Flunder genau zwischen Lotus Elise und Evora. Der Radstand liegt bei 2,380 Metern. Designer Lorenzo Ramaciotti aus dem Alfa Centro Stile nahm bei der Gestaltung offensichtlich Anleihen bei den historischen Vorbildern. Die Gestaltung des Exterieurs folgt streng aerodynamischen Vorgaben. Markant ist hierbei vor allem die prägnante Wölbung der Frontscheibe. Das Dach fällt früh nach hinten ab und mündet in einem schmalen Heckfenster. Zusammen mit dem beinahe vollständig geschlossenen Unterboden und ausgesprochen kleinen Öffnungen für Prozessluft und Ladeluftkühler dürfte der cW-Wert in Relation zur Fahrzeuggröße sehr niedrig ausfallen.

Wirklich interessant aber wird es unter dem Plastikkleid. In enger Zusammenarbeit mit TTA (Tecno Tessile Adler) zieht Alfa Romeo alle technischen Register zur Minimierung des Fahrzeuggewichts. Die Karbonzelle als tragende Grundstruktur wiegt gerade einmal 68 Kilogramm. Vorder- und Hinterachse, sowie der Aggregatträger sind aus Aluminium gefertigt. Trotz der überaus schlanken Konstruktion erfüllt der 4C alle Crashvorgaben aus Europa und Übersee. Selbst ein kleiner Überrollbügel ist hinter den Sitzen versteckt. Dafür wurde auf eine Servolenkung verzichtet. Das Gesamtgewicht ohne Flüssigkeiten liegt bei nur 895 Kilogramm. Damit liegt der Renner aus Modena auf Augenhöhe mit einer Lotus Elise S, die aber wesentlich spartanischer eingerichtet ist und ihren Passagieren einen vergleichsweise beschwerlichen Ein- und Ausstieg zumutet.

Der Fahrgastraum beschränkt sich dennoch auch beim Italiener auf das Nötigste. So gibt es nur eine manuell gesteuerte Klimaanlage und keine Sitzheizung. Die Liste der optionalen Luxusaccessoires beschränkt sich auf Tempomat, Zigarettenanzünder und Navigationssystem. Statt auf Armaturen blickt der Fahrer auf einen gut ablesbaren LCD-Bildschirm. Die schlichte Gestaltung des Innenraums mit der zum Fahrer geneigten Mittelkonsole und dem Alfa „D.N.A.“-Schalter in der Mitte dürfte bei Liebhabern der gepflegten Haptik Anlass zum Naserümpfen bieten. Dafür stimmen Sitzposition und Übersicht nach vorne.

Für den standesgemäßen Vortrieb sorgt ein 1,75 Liter großer Vierzylinder-Turbomotor. Bei der Weiterentwicklung des aus den Giulietta-Modellen bekannten Antriebs bestehen sowohl Kurbelwellengehäuse als auch Zylinderkopf aus Aluminium. Auch bei der Auswahl von Kühler und Leitungen folgen die Ingenieure dem Leichtbaugedanken. Bereits bei 6000 U/min steht die Maximalleistung von 176 kW/240 PS zur Verfügung, das maximale Drehmoment fällt mit 350 Newtonmetern ähnlich satt aus. Übertragen wird die Kraft über ein 7-Gang-Getriebe mit Doppelkupplung. Von dort aus wird die Kraft noch über ein elektronisches Sperrdifferential radselektiv an die Hinterachse verteilt.

Wer in nur 4,5 Sekunden von 0 auf 100 und weiter bis zu einer Spitze von 258 km/h beschleunigt, der sollte auch querdynamisch gute Anlagen mitbringen. Diesbezüglich gibt Alfa offenkundig zu, sich an den etablierten Rennern aus England orientiert zu haben. Mit 39:61 fällt die Gewichtsverteilung ähnlich hecklastig aus, kontrollierten Heckschwenks mittels gezielter Lastwechsel steht also nichts im Weg. Die Vorderachskonstruktion mit betont feinen Doppelquerlenkern erscheint fast 1:1 aus der Elise kopiert. Allerdings findet im 4C hierfür Aluminium und nicht Stahl Verwendung. Die Hinterräder werden von einer Kombination aus McPherson und Mulitlink geführt. Gebremst wird mittels innbelüfteter Scheiben im Format 305 mm (vorne) und 292 mm (hinten). Der Straßenkontakt erfolgt über Pirelli P Zero Reifen in der Breite 205 bzw. 235mm und in der Kombination 17/18 beziehungsweise optional 18/19 Zoll (vorn/hinten).

Zum Start des puristischen Sportlers, der laut Aussage eines Ingenieurs „deutlich schneller als eine Elise“ ist, gibt es eine spezielle Launch Edition, die ausschließlich in den Farben Rosso Alfa oder Carrara Weiß ausgeliefert wird. Nur 400 Stück finden ab September diesen Jahres ihren Weg nach Deutschland. Zum Preis von 61.000,- € inklusive MwSt. gibt es neben Sportauspuff, Sportfahrwerk und diverser Anbauteile in Sichtcarbon auch ein Fahrertraining auf der hauseignen Teststrecke in Balocco. Den zukünftigen Besitzern wünschen wir dazu bereits an dieser Stelle viel Spaß!

Quelle: Alfa Romeo