Mit dem Porsche 997 GT3 RS 4.0 zeigt der Zuffenhausener Sportwagenbauer das „letzte Hurra“ der 997er Baureihe, bevor es im Herbst den langerwarteten Modellwechsel geben wird. Der bekannte 6-Zylinder-Boxermotor wurde auf 4 Liter Hubraum aufgebohrt und bietet nun eine Leistung von 500 PS und 460 Newtonmetern Drehmoment. Stärker als dieser limitierte Straßensportler war bisher noch kein Porsche mit Sechszylinder-Saugmotor ab Werk.

Porsche 997 GT3 RS 4.0

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Flics aus dem Motorsport und ein wenig Kriegsbemalung machen den Porsche 997 GT3 RS 4.0 bereits von außen einzigartig.

Natürlich könnten Kritiker nun monieren, dass mit dem neuen Modell die Flut der 997-Modellvarianten endgültig droht unübersichtlich zu werden. Nach Carrera, Carrera 4, Carrera S, Carrera 4S, Carrera GTS, Carrera Cabrio, Carrera 4 Cabrio, Carrera S Cabrio, Carrera 4S Cabrio, Carrera GTS Cabrio, Targa 4, Targa 4S, GT3, GT3 RS, GT3 Mk II, GT3 RS Mk II, GT2, GT2 RS, Turbo, Turbo S, Turbo Cabrio, Turbo S Cabrio, Speedster, Sport Classic, sowie einigen Sondermodellen wie beispielsweise der Black Edition soll der neue Porsche 997 GT3 RS 4.0 nun allerdings wirklich der letzte große Höhepunkt vor dem für die IAA erwarteten Modellwechsel sein.

Und dieses Fahrzeug ist definitiv ein Höhepunkt. Unter der traditionell hinten sitzenden Motorhaube arbeitet der bekannte Sechszylinder-Boxermotor, dem durch tiefgreifende Bearbeitungen ein Hubraum von glatten 4 Litern abgerungen wurde. Dazu wurde die Motorsportkurbelwelle des GT3 RSR-Rennfahrzeugs in Verbindung mit Titanpleueln und geschmiedeten Kolben verbaut, wodurch eine Leistung von 125 PS pro Liter Hubraum erreicht wurde. Anders ausgedrückt: Der Porsche 997 GT3 RS 4.0 verfügt über 368 kW/500 PS und ein maximales Drehmoment von 460 Newtonmeter, was ihn zum spezifisch stärksten Saugmotor der Welt macht.

Diese Leistungsreserven führen natürlich auch zu sensationellen Fahrwerten. Während die Beschleunigungszeiten von 3,9 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100, sowie weniger als 12 Sekunden auf Tempo 200 für moderne Sportwagen noch keine Bestmarke setzen und auch die Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h lediglich seine Disziplin unterstreichen, sorgen der Elastizitätswert für den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h im fünften Gang mit einer Zeit von 4,8 Sekunden und die erreichte Rundenzeit von 7:27 Minuten auf der berühmten Nürburgring Nordschleife durchaus für anerkennende Blicke. Der Titan-Sportauspuff mit zwei zentralen Endrohren spielt dazu die passende Melodie.

Um solche Werte zu erreichen bedarf es exakt aufeinander abgestimmter Details, die aus einem guten Auto ein großartiges machen. Wie der bereits bekannte GT3 RS ist auch die 4 Liter-Variante lediglich mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe erhältlich. Ein Fahrwerk aus dem Motorsport senkt das Auto gegenüber dem normalen Carrera um 30 Millimeter ab und lässt sich an Höhe, Sturz, Spur, sowie den Stabilisatoren individuell an die jeweilige Strecke anpassen. Übertragen wird die Motorkraft schließlich durch 325/30 ZR-Reifen in 19 Zoll an der Hinterachse, die durch 245/35 ZR 19 Räder vorn bei der Suche nach Grip unterstützt werden. Es handelt sich um straßenzugelassene Semi-Slicks, die bei trockenem Wetter den entscheidenden Vorteil bei der Kurvenhatz bringen. Aufgezogen sind sie auf weiß lackierte GT3-Felgen mit Zentralverschlüssen, hinter denen sich die Porsche Ceramic Composite Brake (PCCB) mit Bremsscheiben aus einer Carbon-Keramik-Verbindung befindet.

Gegenüber dem normalen GT3 RS wurde die Aerodynamik des GT3 RS 4.0 noch einmal deutlich überarbeitet. An der Front kommen neben einem größeren Spoiler erstmals bei einem Serienfahrzeug aus Zuffenhausen so genannte „Flics“ zum Einsatz. Diese seitlich an der Frontschürze angebrachten Luftleitbleche sorgen für noch bessere Bodenhaftung der Vorderachse und stammen direkt aus dem Rennsport. Von dort dürfte auch der Heckflügel direkt abgebogen sein. Die Seitenplatten wurden speziell im Windkanal angepasst und arbeiten mit dem Luftstrom, der an der Front erzeugt wird, zusammen, um hervorragende Abtriebswerte zu erzeugen. Der gesamte Flügel lässt sich einstellen, um bei Rennstreckenbetrieb jederzeit das optimale Setup finden zu können. Im Normalstand bringen es die Flügel auf 190 Kilogramm Anpressdruck bei Höchstgeschwindigkeit. Weitere auffällige Details des 997 GT3 RS 4.0 Sind die vorderen Kotflügelverbreiterungen und der große Porsche-Schriftzug auf dem Heckflügel, der erstmals ab Werk bei einem Straßensportwagen zum Einsatz kommt. Den Porsche 997 GT3 RS 4.0 gibt es nur in Carraraweiß mit einem Dekorstreifen in GT Silber metallic, der durch Indischrote Linien begrenzt wird.

Um nicht nur technisch neue Maßstäbe zu setzen, sondern die Leistung auch noch direkter umsetzen zu können, wurde der GT3 RS ein weiteres Mal auf Diät geschickt. Durch Carbonteile anstelle der serienmäßigen vorderen Kotflügel und der Kofferraumhaube, sowie einem Luftfiltergehäuse und Schalensitzen, die ebenfalls aus dem ultraleichten Kohlefaser-Werkstoff bestehen, Kunststoffteilen für Heckdeckel und Heckmittelteil und Polycarbonat-Scheiben hinten und an den Fondseitenscheiben, Türen, Heckflügelstützen und Fahrwerksteilen aus Aluminium, sowie besonders leichten Türinnentafeln, die sogar auf klassische Öffner verzichten und stattdessen Schlaufen verwenden, verliert der Porsche 997 GT3 RS 4.0 noch einmal 10 Kilogramm und bringt somit lediglich 1,36 Tonnen vollgetankt und fahrfertig auf die Waage. Optional sind Leichtbauscheinwerfer und ein leichterer Lithium-Ionen-Akku erhältlich, sowie der Wegfall von Radio- und Klimaanlage möglich.

Im Interieur fällt direkt das serienmäßig verbaute Clubsport-Paket mit eingeschweißtem Überrollkäfig ins Auge. Der Fahrer kann sich in seinem Leichtbau-Schalensitz beim Betrieb des Fahrzeugs auf einer Rennstrecke mit einem beigelegten Sechspunktgurt festschnallen und hat für alle Fälle einen Feuerlöscher mit an Bord. Alle Teile, zu denen er Griffkontakt während der Fahrt aufbauen muss – also Lenkrad, Schalt- und Handbremshebel – sind mit widerstandsfähigem Alcantara überzogen, das wahlweise in schwarz oder rot erhältlich ist. Ebenso die Armauflagen der Türen, die Sitzmittelbahnen, der Dachhimmel und das Ablagefach in der Mittelkonsole. Um das Motorsport-Thema aufzugreifen bestehen die Dekorleisten am Armaturenbrett und die Einstiegsblenden mit „RS 4.0“-Schriftzug in Sichtcarbon gehalten. Auf dem Handschuhfachdeckel sitzt eine Metallplakette, die dem Besitzer mitteilt, welchen der auf 600 Exemplare limitierten 997 GT3 RS 4.0 er sein Eigentum nennen darf.

Die Auslieferung des Porsche 997 GT3 RS 4.0 beginnt im Juli zu einem Einstandspreis von 178.596,- € (inklusive MwSt.). Da diese Version bereits seit einiger Zeit durch die Gerüchteküche wanderte, ist davon auszugehen, dass sich Interessenten mit ihrer Bestellung beeilen sollten, um eines der limitierten Fahrzeuge zu ergattern.

Quelle: Porsche

Autor: Matthias Kierse