Selten zuvor dürfte Ferrari ein neues Fahrzeug präsentiert haben, das sofort derartig kontrovers diskutiert wurde, wie das gestern präsentierte Modell. Der Ferrari FF soll im Feld der 2+2-sitzigen Coupés verlorene Marktanteile zurücksichern und das, wenn es nach den Italienern geht, möglichst schnell und luxuriös. Dabei erhält der Wagen eine Karosserie, die an britische Shooting-Brakes erinnert und wird von einem 6,2 Liter V12 angetrieben.

Ferrari FF

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Der Ferrari FF erinnert von vorne mit seinen Scheinwerfern ein wenig an den 458 Italia und stellt damit die Familienbindung her.

Mit Modellen wie dem 456 GT oder dem 612 Scaglietti hat Ferrari in den vergangenen Jahren im Feld der luxuriösen 2+2-Gran Turismos immer ein wichtiges Wort mitgeredet. Allerdings wuchsen in genau diesem Segment nach und nach ernstzunehmende Konkurrenten heran, die sich große Marktanteile sichern konnten.

Jetzt schlägt Maranello zurück und präsentiert Anfang März auf dem Genfer Salon den Nachfolger des 612 Scaglietti. Mit dem Ferrari FF werden viele in Stein gemeißelte Grundsätze der Sportwagenmarke mit einem Streich ausgelöscht. Nicht zuletzt das Design löste dabei nach der gestrigen Präsentation der ersten Bilder bereits große Diskussionen auf der ganzen Welt aus, immerhin ist sowas bei der Pferdemarke bislang nie da gewesen. Aber auch unter dem neu geschneiderten Kleidchen sitzen Neuerungen, die Ferrari noch nie eingebaut hat.

Beginnen wir aber erst einmal mit dem Design und damit bei der Kontroverse. Waren Serien-Ferraris bislang immer rassige Coupés in klassischer Form oder offene Cabrios und Spyder, stellt der neue Ferrari FF da eine Aufweichung dieser Regel dar. Die Karosserie erinnert in erster Linie an klassische britische Shooting Brakes auf Basis von Aston Martin oder Jaguar. Wenn man an aktuellere Fahrzeuge denkt, kommen den meisten Betrachtern Assoziationen zum BMW Z3 Coupé oder Volvo C30 auf. Dies ist jedoch auf keinen Fall etwas Schlechtes, immerhin hatten diese Wagen immer schon ihre Bewunderer. Mit dem Ferrari FF erhalten sie nun sogar ein neues Oberhaupt, denn an die Leistungsreserven dieses Grand Tourers werden die anderen nicht herankommen.

Die Front des Ferrari FF erhält Scheinwerfer, die mit ihrer Form sofort die Familien-Verbindung zum 2009 präsentierten 458 Italia aufbauen. Darunter erstreckt sich ein gewaltiger vergitterter Kühlerschlund, der offenbar nur auf das Asphaltband der Straßen dieser Welt lauert. Dank der geschickt eingesetzten Blechfalze in der Motorhaube sieht der Wagen kampfbereit und angriffslustig aus.

Diese Optik wird am Heck gekonnt durch in Luftauslässe integrierte, runde Rückleuchten und einen Diffusor mit eingehängtem Zusatzflügel abgeschlossen. Vier Auspuffendrohre entlassen dabei die Ferrari-typische Soundkulisse. Erstmals darf man sich beim FF allerdings über eine große Heckklappe freuen, was besonders die Ferrari-Besitzer ansprechen dürfte, die gerne einmal mit ihrer besseren Hälfte für mehr als zwei Tage in den Urlaub fahren möchten, ohne dabei das Gepäck per Bahn verschicken zu wollen. Das Design übernahm im Übrigen der langjährige Designpartner Pininfarina.

Leider hat Ferrari bislang keine Bilder vom Innenraum zur Verfügung gestellt, so dass wir uns nur auf den hauseigenen Pressetext verlassen können, in dem die Italiener von „ausreichend Platz für vier Personen und deren Gepäck“ spricht. Der Kofferraum soll über 450 Liter Stauraum verfügen, die sich durch das Umklappen der Rücksitzbank auf 800 Liter erweitern lassen. Derartige Nutzwertzahlen fanden sich bislang in keinem Pressetext aus Maranello wieder.

Unter der vorderen Haube bittet ein 6,2 Liter großer V12-Motor um Gehör. Mit seinen 492 kW/660 PS beschleunigt er den Ferrari FF in nur 3,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Erst bei rund 335 Stundenkilometern setzt der Luftwiderstand dem Vortrieb ein Ende. Übertragen wird die Kraft durch ein Doppelkupplungsgetriebe.

Und zwar nicht, wie bislang gewohnt, an die Hinterreifen, sondern erstmals in der Geschichte von Ferrari an alle vier Räder. Dazu entwickelte man den 4RM-Allradantrieb, der nach eigenen Angaben 50% leichter als konventionelle Allradantriebe ist. Das System ist mit den elektronischen Dynamic-Kontrollsystemen des FF verbunden und bietet so auf so ziemlich jedem Untergrund bestmöglichen Grip. Dabei hilft auch die neueste Generation der elektromagnetisch-gesteuerten Fahrzeugdämpfung SCM3 und hervorragende Carbon-Ceramic-Bremsen von Partner Brembo.

Natürlich kann der Ferrari FF wieder in jeder denkbaren Farbe und mit den verschiedensten Leder-Kombinationen im Innenraum bestellt werden. Auch die Optionenliste dürfte wieder einige Seiten füllen und neben Audioanlagen und Navigationssystemen mit Sicherheit auch ein maßgeschneidertes Kofferset enthalten. Damit bleibt nur noch eine Frage offen: Was heißt das Kürzel „FF“ wirklich? Ferrari sagt, es stehe für „FerrariFour“ und solle somit sowohl auf den Allradantrieb, als auch auf die vier Sitzplätze im Innenraum hinweisen. Wir sagen: Das beherrscht der neue Ferrari offensichtlich aus dem FF.

Quelle: Ferrari

Autor: Matthias Kierse