Sie suchen ein möglichst puristisches Auto? Komfortausstattungen und Platz im Innenraum sind Ihnen eher unwichtig? Eine Windschutzscheibe und ein Dach über dem Kopf ebenso? Dann sagen wir: „Herzlich Willkommen im neuen Morgan Threewheeler“, der Neuinterpretation einer britischen Dreirad-Legende, durch die Morgan aus Malvern Link weltberühmt wurde. Das Original legte den Grundstein der Morgan-Tradition.

Morgan Threewheeler

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Sie gehören zu den Menschen, die in ihrem Auto weder ABS, noch ESP, DSC oder gar ABC, DEF und GHI brauchen? Im Innenraum genügt Ihnen eine Sitzgelegenheit mit Lenkrad, auf Airbags, Klimaanlage und sprachgesteuerten Festplatten-DVD-Digitalradio mit MP3-Funktion können Sie gut verzichten? Auch ein Dach oder gar eine regen-abhaltende Windschutzscheibe sind für Sie nicht notwendig, wenn Sie Auto fahren möchten?

Gut, Sie gehören zwar einer seltenen Schar von Individualisten an, aber es gibt Autohersteller, die ganz genau verstehen, was Sie brauchen. Komischerweise kommen diese Manufakturen fast alle von der selben Insel mitten in der Nordsee, auf der die Sonnenscheindauer im Jahr eher in Stunden als in Tagen messbar ist. Dennoch ist hier die Keimzelle für kompromisslose Sportgeräte mit Rädern zu finden. Unter diesen findet sich bereits seit über 100 Jahren die Marke Morgan, die zwischen 1909 und 1953 speziell durch ihre dreirädrigen Kreationen berühmt wurde, die dank niedrigstem Gewicht vielen Konkurrenten nur die Rückleuchten zeigten und über 30.000-mal verkauft werden konnte.

Diese Vehikel wurden als „Threewheeler“ bekannt. Somit wundert die Namenswahl nicht, die Morgan für die moderne Neuinterpretation dieser Legende getätigt hat. Ab kommendem Jahr kann man den Morgan Threewheeler wieder als Neuwagen erwerben. Das Design orientiert sich dabei gezielt am historischen Vorbild. Vorn sitzt der Zweizylinder-Motor im Freien, dahinter erstreckt sich eine Karosserie, die ein wenig an ein umgedrehtes Ruderboot erinnert und auch nur knapp mehr Platz als ein solches bietet. In ihr finden zwei Personen nebeneinander Platz, die jedoch beide möglichst schmerzbefreit sein sollten – immerhin sind die beiden kleinen Windschutzscheibchen wohl kaum in der Lage, Insekten und Regen von den Gesichtern abzuhalten. Das Fahrzeug vermittelt somit aber ein in normalen Autos unerreichbares Gefühl von totaler Freiheit und der absoluten Verbindung mit allen Elementen. Ein völlig neues Fahrgefühl für viele der heutigen Fahrer – dabei ist es bereits seit 101 Jahren Morgan-typisch. Hinter den Passagieren sorgen zwei Überrollbügel für die notwendige Sicherheit im Falle eines Überschlages.

Das Gesamtgewicht des Morgan Threewheeler wird bei lediglich rund 500 Kilogramm liegen. Für ein solches Leichtgewicht reicht also auch ein vergleichsweise kleiner Motor bereits aus, um totalen Fahrspaß zu garantieren. Morgan greift daher auf eine Maschine zurück, die normalerweise im Zweiradbereich legendär ist: Den Zweizylinder-V-Motor von Harley-Davidson. Somit vereinigen sich hier zwei traditionsreiche Legenden zu einer einzigartigen Symbiose. Der 1,8 Liter große „Screaming Eagle“-Block entlässt rund 88 kW/120 PS und 149 Newtonmeter maximales Drehmoment, die über ein manuelles Fünfgang-Getriebe von Mazda auf das Hinterrad übertragen werden. Was nach wenig klingt reicht für ordentliche Fahrleistungen absolut aus. In lediglich rund 4,5 Sekunden beschleunigt der Morgan Threewheeler aus dem Stand auf 100 km/h. Maximal sollen rund 185 km/h möglich sein, was bei einem derartig offenen und kompromisslosen Sportgerät durchaus ausreichen dürfte.

Für den Innenraum gilt: Was nicht eingebaut ist, kann auch nicht kaputtgehen. Unter diesem Grundsatz verzichtete Morgan auf alles nicht-Lebensnotwendige und beließ es bei zwei mit Leder bezogenen Sitzen, einem Lenkrad und einem Armaturenbrett. Die wenigen Dinge, die der Fahrer an- oder ausschalten kann, werden wie in alten Flugzeugen mit Aluminiumschaltern bedient, wobei sich der Startknopf für den Motor wie in Kampfjets unter einer Abdeckung verbirgt. Das Leder auf den Sitzen, dem Armaturenbrett, dem Alu-Lenkrad und der Seitenverkleidung ist wahlweise in schwarz oder tan erhältlich, während für die Karosserie acht Farben zur Wahl stehen werden. Die Speichenräder nebst Kotflügelchen, die Überrollbügel und die vorderen Lampengehäuse sind dabei stets in glänzendem Schwarz lackiert, um einen schönen Kontrast zu bilden. Längs der Karosserie verlaufen die beiden Auspuffrohre, die in passendem mattschwarz gefertigt werden. Natürlich wird es wie bei jedem anderen Morgan möglich sein, individuelle Optionen zu ordern.

Ab etwa Mitte 2011 werden die ersten neuen Morgan Threewheeler ausgeliefert. Ob es das Fahrzeug jedoch auch auf deutsche Straßen schaffen wird, steht bislang noch nicht fest. In Großbritannien wird dieser Wagen als Motorrad klassifiziert und auch im Allgemeinen sind die Briten dafür bekannt, dass bei ihnen so gut wie alles auf die Straße darf, solange es über Blinker und eine funktionierende Bremse verfügt. Da der deutsche TÜV bei derartigen Gefährten aber zumeist nahe des Herzstillstands operiert, bleibt beim Morgan Threewheeler zumindest die Hoffnung auf Einzelgenehmigungen.

Quelle: Morgan

Autor: Matthias Kierse