330 Stundenkilometer, 150 Meter vor einer Schikane. Adrenalin im Überfluss und der Motor schreit sich in den Begrenzer. Nur noch 100 Meter, Zeit in die Bremse zu steigen. Verzögerung, mit nichts zu vergleichen. Selbst beim direkten Erleben nicht fassbar. Mit Geschwindigkeiten, jenseits von allem, was als Sportwagen gilt, durch die Kurven. Die Königsklasse des Motorsport: die Formel 1. Dank Lotus darf nun auch der gut betuchte Privatmann mal ran.

Lotus 125

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Aus dem Motorsport ist der Name „Lotus“ schon seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken. Rennserien wie Formel 1, 2 und 3, Formel Junior, Indy Car, GT Rennserien (BPR, GT1) und viele weitere führten zu einem guten Ruf. Auf der Straße stand und steht Lotus für kompromisslosen Leichtbau und Sportlichkeit. Gründer Anthony Colin Bruce Chapman, ein Rennfahrer der besessen vom Motorsport war, baute 1948 in der Garage seiner Freundin einen Austin Seven nach seinen eigenen Vorstellungen um. Mit diesem Lotus Mark I begann der Einstieg in die Motorsport-Historie und bescherte Lotus im Laufe der Zeit weltweite Be- und Anerkanntheit als Maßstab für sportliche Automobile.

Traditionsgemäß sind fast alle Lotus seit 1948 der Reihe nach durchnummeriert. Am Bekanntesten sind dabei der Lotus Seven, Eleven und 79, doch aus den Namen lässt sich nicht wirklich darauf schliessen, was dahinter zu finden ist. So auch der unscheinbar betitelte Lotus 125, der vom Modellcode auf den Lotus Evora in der Rennversion folgt. Der 125 erhält, Lotus-typisch, auch wieder einen Namen, der mit dem fünften Buchstaben im Alphabet beginnt: Exos. Zu guter letzt bleibt auch der Typ des Fahrzeugs traditionell: Sportlich kompromisslos.

Ja was ist es denn nun?
Ein Formel 1-Fahrzeug für den nächsten privaten Trackday auf der Rennstrecke Ihrer Wahl.

Aber ein Formel 1 Fahrzeug kostet doch viele Millionen Euro?
Natürlich müssen Einschränkungen gemacht werden, damit sich auch private Leute so etwas leisten können. Was aber schließlich dabei herausgekommen ist, findet so schnell keine Gegner auf den Rennstrecken dieser Welt. Außer natürlich andere Exos-Besitzer. Das stellt auch das Ziel dieses Projekts dar.

Die Karosserie besteht aus Carbon-Verbundstoffen, Aluminium und Nomex, einem feuerfesten Material. Aerodynamisch stark angelehnt an die 2010er und 2011er Formen der Formel 1, mit einem schmalen, zweischichtigen Flügel hinten und einem breiten, mehrschichtigen Flügel vorn, sowie mit an Carbon-Aufhängungen befestigten Slick-Reifen, ist der Lotus 125 schon optisch nicht fehl an einem Startplatz in Spa Franchorchamps.

Wird nun noch der Motor im Heck verpflanzt, kommt man ohne Fahrer gerade einmal auf 560 kg Leergewicht, mit denen knapp 650 PS aus einem 3,5 Liter großen Cosworth V8 schwerstens zu kämpfen haben. Das so entstehende Verhältnis der Leistung zum Gewicht von nahezu 1000 PS pro Tonne muss nämlich auch auf den Asphalt gebracht werden. Einen Teil dieser Arbeit erledigt ein sequentielles Paddle-Shift-6-Gang Getriebe, doch es bedarf eines feinfühligen Gasfußes und einiger Übung, derartige Leistungswerte auch in Vortrieb umzusetzen. Damit das Cosworth-Aggregat nicht schon nach dem ersten Trackday ausgewechselt werden muss, wird die maximale Drehzahl auf milde 10.800 Umdrehungen in der Minute heruntergeschraubt.

Die genannte Übung für dieses Fahrzeug gibt es im Gesamtpaket zum Auto dazu. Mit dem Kauf gibt es nämlich eine Mitgliedschaft zum Exos Owners Club, für den Lotus mit der Exos Experience by Lotus bei allen erdenklichen Schritten Hilfestellung leistet. So gibt es ein Team von Mechanikern, Aerodynamikern, Reifen-Spezialisten… Kurz: Alles fast wie bei der Formel 1. Bevor es dann aber erstmal zum Unterricht mit ehemaligen Lotus-Formel-1-Fahrern geht, gilt es, körperliches Training zu überstehen, welches den angehenden Piloten zu einer Fitness nach gängigem F1-Standard verhelfen soll. Physiotherapeut inklusive. Schließlich gilt es, auf europäischen Rennstrecken wie z.B. Paul Ricard in Frankreich oder Portimao in Portugal zu lernen, wie es sich aus dem Drehzahlbegrenzer des sechsten Gangs innerhalb von weniger als 100 Metern Entfernung in eine Kurve bremst. Nach allen Einweisungen, und wenn das Können mitspielt, geht es an ein Grand Prix-Wochenende. So wie man es aus der Formel 1 gewohnt ist.

Lotus bemüht sich, das allgemeine fahrerische und physische Level der Exos-Besitzer anzuheben, damit sie einem echten Formel 1 Erlebnis so nah wie möglich kommen. Zusätzlich kann man sich sogar an die Tradition halten und seinen persönlichen Rennwagen in allen gewünschten Lackierungen anfertigen lassen. Lotus-gerecht wäre dabei natürlich dunkles Grün mit einem gelben Streifen. Oder vielleicht im John Player Special schwarz-gold Mix.
Im Einstiegspreis von rund 650.000,- britischen Pfund (rund 790.000,- €) zuzüglich Steuern sind fünf Rennstrecken-Events und das Fitness-Training inklusive. Streng genommen ist der auf 25 Exemplare Lotus 125 „Exos“ also fast ein Schnäppchen.

Quelle: Lotus

Autor: Michael Müller