Wenn eine Sportwagenlegende wie der Ferrari F40 einen besonderen Jahrestag hat, ist es für Automobiljournalisten immer schwierig. Soll man das selbe machen, was rund 90% der Kollegen tun und anhand der technischen Daten einen typischen Text verfassen oder soll es etwas Besonderes werden? Wir haben uns entschieden, einen absoluten F40-Liebhaber aus der Carpassion-Community zu Wort kommen zu lassen. Happy Birthday F40.

Ferrari F40

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Gibt es irgendetwas, das zu dieser Form noch nicht geschrieben wurde? Wohl kaum. Der Ferrari F40 wird in diesem Jahr immerhin bereits 25 Jahre alt, da war Zeit genug für viele Worte.

Was soll man über ein Geburtstagskind schreiben, über dessen Lebensweg schon viele andere Journalisten geschrieben haben? Die technischen Daten noch mal runterbeten, die jeder kennt, schon wieder erwähnen dass der F40 der letzte zu Lebzeiten des großen Enzo Ferrari präsentierte Supersportwagen aus Maranello war, dass seine Legendenbildung anfänglich auf diesem Mythos beruhte, wild damit spekuliert wurde, Leute damit Geld verdienten, andere damit Geld verloren, und es letztendlich statt der geplanten 400 Exemplare doch über 1.300 Stück wurden? Die Carpassion.com-Zielgruppe kennt das doch alles – was also schreiben?

Man könnte ja eine Hommage der anderen Art auf das Geburtstagskind halten, mehr aus der eigenen, völlig subjektiven Erinnerung an die letzten 25 Jahre, in denen der F40 bis heute eine gewisse automobile Sehnsucht nach etwas verkörpert. Etwas, was im Ansatz nur noch der McLaren F1 erreicht hat, ohne dabei aber die puristische Reinheit eines F40 zu haben, der in der Summe seiner Eigenschaften doch nur eine simple Rennmaschine ist. Diese Konzentration auf das Wesentliche unterscheidet ihn von all seinen damaligen Kontrahenten. Im direkten Vergleich war ein Porsche 959 viel zu luxuriös und verspielt, ein Lamborghini Diablo war zwar offiziell 1 km/h schneller, aber auch schwerer und mehr ein Saurier als ein Rennpferd, ein Bugatti EB110 war technisch viel zu komplex und ein Jaguar XJ220 war irgendwie weder Fisch noch Fleisch.

Aber was da am 21. Juli 1987 in der Stadthalle von Maranello unter einem roten Tuch auf seine Enthüllung wartete, hatte eine lange Evolution hinter sich. Seine Wurzeln reichen zurück bis zum 250 LM, den ersten Straßen-Ferrari mit Mittelmotor, für seine damalige Zeit ein ebenso reinrassiger Sportwagen, der im Gegensatz zum F40 aber auch einen Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans errang. Weitere Gene teilt der F40 mit seinem Großvater, dem 288 GTO, welcher optisch aber dem 308 zu nahe steht um so ein Unikum wie der F40 zu sein, und dem GTO Evoluzione. Dieser, um mal bei der Familienchronik zu bleiben, Vater war gleichfalls faszinierend wie unharmonisch. Hätte es den F40 nicht gegeben, wäre diese Evolution eine Geschichte mit offenem Ende, wo sich der geneigte Leser am Schluss nach dem Sinn des Ganzen fragt. Betrachtet man den GTO Evoluzione aber aus der heutigen Perspektive, so bleibt nur Bewunderung, welche Nähe zum F40 dieses von Michelotto erschaffene 650 PS Monster bereits hatte. Die Kunststoffkarosserie, die mehrteiligen 17 Zoll Felgen, die ausladenden Front- und Heckhauben, der Einsatz von Kohlefaser, die an Modellbau erinnernden Türverkleidungen und die hohen Längsschottwände, über die man erstmal klettern muss, um das Cockpit zu entern – all das war im F40 nicht neu.

Was ist es also, was den F40 zum F40 macht? Ist es das polarisierende, der Minimalismus und das Spartanische einerseits, die exorbitanten Preise und das ausschweifende Design andererseits? Der F40 ist im Gegensatz zu anderen Sportwagen ein Massenprodukt, er ist auch nicht mehr der Schnellste und ein Wunderwerk der Technik war er eigentlich auch nie. Vergleicht man seine Preisentwicklung der letzten 10 Jahre mit anderen selteneren Ferraris könnte man meinen, er wäre mit aktuellen Preisen um 400.000,- € sogar monetär überbewertet. Aber da Autos immer soviel wert sind wie dafür bezahlt wird, gibt es anscheinend noch genug Menschen, die aus irrationalen Gründen bereit sind für dieses Auto soviel Geld zu bezahlen. Rein hypothetisch gesehen hatte der typische F40 Käufer der Neuzeit vor 25 Jahren einen 1:18 F40 von Bburago in der Schrankwand stehen, sämtliche rallye racing- und Auto Motor und Sport-Ausgaben mit F40-Tests verschlungen und seinem Traumwagen 25 Jahre die Treue gehalten. Wenn es nicht so wäre würde er anstelle eines Ferrari F40 vielleicht lieber einen 599 GTO fahren – aber wäre das nicht etwas völlig anderes?

Wahrscheinlich begründet sich der Mythos F40 auch in der ständigen, 25 Jahre andauernden Wahrnehmung seiner Jünger. Das persönliche letzte F40-Vierteljahrhundert des Autors begann 1988 mit einem Poster von Rainer Schlegelmilch, auf dem noch ein Prototyp zu sehen war. Als dann der Amiga 500 Einzug ins Jugendzimmer hielt, wurden lieber virtuelle Spritztouren im F40 bei „Testdrive II – The Duel“ unternommen, statt Hausaufgaben zu machen. Natürlich schmückten F40 Modelle in fast allen Maßstäben das Zimmer – fast alle, denn der berühmte Pocher F40 in 1:8 war zumindest damals noch zu unerschwinglich und die Anschaffung musste noch über 10 Jahre warten. Die Begegnung mit dem ersten echten F40 folgte recht spät im Technik Museum Sinsheim, was neben dem automobilen Blitzeinschlag aber die Erkenntnis brachte, dass der F40 auf keinem Foto so kompakt und breit rüberkommt wie in der Realität. Der nächste Meilenstein war 1994 eine Sitzprobe bei Auto Becker in Düsseldorf, dem damals größten Autohaus der Welt. In Aktion aber wurde der F40 nur mal flüchtig auf der Berliner AVUS im Vorprogramm der DTM gesichtet. Es dauerte noch weitere 15 Jahre und bedurfte eines freundlichen CP-Mitglieds, bis der Autor im Mai 2009 auf dem Beifahrersitz einen F40 in Aktion erleben durfte und genussvolle Kilometer im Dachauer Umland abspulte.

Rückblickend kann man also sagen, dass kein anderes Automobile in den letzten 25 Jahren so fasziniert hat und dies heute noch tut. Die Perspektive hat sich oft gewandelt, aber die Konturen sind noch immer die gleichen und ließen sich ohne Vorlage jederzeit bis ins kleinste Detail gedanklich reproduzieren. Schön wenn einem nach so langer Zeit noch etwas völlig vertraut ist. Danke F40!

Quellen: Ferrari und Silverstone Classic

Autor: Stefan Schnuse