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Eifersuchtsdramen eines Sportwagens


matelko

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Für heute habe ich genug getan. Es reicht, tschüß Büro. Auf dem Weg zum Auto überlege ich mir kurz das Abendprogramm: Warum sich nicht mal wieder ein wenig verwöhnen? Also rein ins Auto und erstmal zum Lieblingsbäcker fahren. Das Angebot ist um diese Tageszeit zwar schon recht dürftig, aber vom Obstkuchen sind noch ein paar Stücke zu haben. Der Anblick des Belags mit Ananas, Mandarinen, Kiwi, roten Trauben und Erdbeeren schürt die Vorfreude. Einfach lecker. Davon nehme ich etwas, am besten gleich sechs Stück. Und zwei Stücke vom Käsekuchen, bitte. Große Stücke, wohlgemerkt. Die Verkäuferin (wir kennen uns gut, schließlich bin ich gern gesehener Stammkunde), setzt alles auf ein großes Papptablett und deckt die Stücke mit Spezialpapier ab. Dann kommt das Tablett in eine Papiertüte und alles zusammen in eine flache Papiertragetasche. Sie weiß, was ich für ein Auto fahre, also verpackt sie alles sorgfältig und "unverkippbar". Das nenne ich Service!

Beim Auto angekommen, höre ich den Motor im Heck deutlich vernehmbar knistern: „Was soll das denn? Bin ich Dir etwa nicht mehr gut genug?" Ich schaue etwas verdutzt drein und murmle vor mich hin: „Stell' Dich nicht so an. Wir beide drehen ja noch eine Runde, bevor es nach Hause geht“. Ich öffne den Kofferraum und es haucht mir mit sehr warmer Luft entgegen: „Nun, bitte, wenn Du meinst...“. Die Augen des Autos schauen mich grimmig an, ich hätte es als Warnung aufnehmen sollen.

Rein ins Auto, ich lasse den Motor an, der Auspuff öffnet kurz seine Klappen und brüllt: „Nimm das Zeug da raus, ich bin doch kein Lebensmittel-Transporter!“ Nein, das ist mein Auto wirklich nicht. „Aber die paar Stückchen Kuchen, zudem garantiert sportlich-kalorienarm, das wirst Du doch wohl noch aushalten, oder?“ denke ich mir so und lege los. Raus aus der Ortschaft, rein ins Vergnügen. Die Alb ruft. Von 500 Höhen-Meter rauf auf stellenweise 800 Höhen-Meter, Serpentinen mit herrlichem Ausblick. So soll es sein. Dann hinunter in das sich schlängelnde Tal, die Straße ebenso kurvenreich. Um diese Tageszeit ist man nahezu alleine unterwegs. Dann die Brücke über den Bach mit Haarnadelkurve, zu keiner Zeit auch nur ansatzweise einsehbar und ohne jegliche Auslaufzone. Also runter vom Gas. Komisch, heute quietschen die Reifen aber doch deutlich hörbar in der Kurve. Mache ich was falsch? Die Drehzahlen klettern wieder kräftig an, der Motor faucht: „Ja, mein Lieber, heute werde ich Dir mal einen besonderen Spaß bereiten. Mach’ nur weiter!“ Gesagt, getan. Der nächste, kurvenreiche Hügel wird erklommen. Die Radfahrer mühen sich ab, ich trete aufs Gaspedal. Dann das nächste Tal. Gute 90 Minuten dauert der Galopp. Dann geht’s zufrieden nach Hause.

Dort angekommen, öffne ich den Kofferraum. Heiße Luft strömt mir entgegen. Kein Wunder, liegt der Kofferraum doch gleich hinter den Frontkühlern. Aber was ist das??? Ich schaue ungläubig drein. Der Motor im Heck knistert wie ein Unschuldslamm: „Was denn?“ „Sag mal, spinnst Du?“ höre ich mich laut und deutlich fragen. Glücklicherweise ist kein weiterer Mensch zugegen, denn daß ich mich gerade etwas lautstark mit meinem Auto unterhalte, wird sicher keiner verstehen. Zudem sehen mich die Augen des Autos mit einer Unschuldsmiene an, als wüßte es wirklich nicht, was Sache ist. „Was hast Du mit meinem Kuchen gemacht???“ frage ich entsetzt und werde immer aufgeregter. Da liegt er nun, der Gußüberzug getrennt vom Obst, die Obststücke einzeln verstreut im Kofferraum, dazwischen Teile des Käsekuchens, und überhaupt: wo ist der Kuchenboden? Ich sehe nur noch Krümel. Die Papiertragetasche hat ein großes Loch in der Seite. Sie ist an dieser Stelle völlig durchgeweicht. Genauso wie die Papiertüte. Die Kofferraumauslage klebt. Und wo kommt eigentlich der ganze Puderzucker her? Was für eine Sauerei! „Was habe ich Dir denn getan?“ rufe ich vorwurfsvoll. Die Gegenfrage kommt prompt: „Und? Habe ich Dich nicht vorher gewarnt?“ Ich fasse es nicht. Wegen ein paar Stückchen Kuchen so ein Drama? Was soll das erst werden, wenn meine bessere Hälfte zusteigt? Das Auto schweigt nur noch. Besser so, denn ich bin ziemlich geladen. Wie das gerade aufziehende Gewitter aus dem Nordwesten. So habe ich mir meinen Feierabend wirklich nicht vorgestellt.

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hitverdächtig.....der Beitrag des Jahres.....

Herrlich...

erinnert mich an meinen Korsika Aufenthalt 1998 oder 99. Ich unterwegs auf 964 meiner Leidenschaft für schnelle Küstenpassagen folgend. Die 2 Leidenschaft...frischer Fisch.... Fazit, fast das gleiche Dilemma am Ende der Tour. Die Kiste stank vorne (gerade bei der Hitze) wie ein altes Hafenbecken..... Danch war stundenlanges Putzen und Schrubben angesagt. Er dürfte wohl heute noch stinken....

Vergiß es. Da war wirklich nichts mehr zu retten. Das war eine Sauerei sondergleichen. :cry:

Bleibt dir in Zukunft nur noch der Marmorkuchen, der hält echt was aus solange er nicht angeschnitten ist:D

Hab ich schon getestetO:-)

Nee, die Zeit hat wegen des aufkommenden Gewitters arg gedrängt. Ich war halbwegs durch mit der Reinigung (Verkleidung ausbauen, mit dem Kärcher abspritzen, von fettigen Resten befreien, trockenlegen...), da fing es von oben an zu Schütten... für Fotos hätte ich auch keine Nerven gehabt. Die Phantasie muß reichen. Das sah nämlich alles andere als appetitlich aus.

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