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Der verflixte 6. Gang - Der Porsche Cayman


MarioRoman

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Weihnachtszeit, Freudenzeit, Glättezeit. Für die meisten ist letzteres ein Fluch, doch für einige wenige ein Spaß, der seinesgleichen sucht. Für diese Art von Spaß ist allerdings das richtige Werkzeug von Nöten. In der Tiefgarage steht er, der Porsche Cayman. Von seinen Kulleraugen sollte man sich nicht täuschen lassen. Seine in der Designlinie zum Sprung angesetzte Heckpartie lässt unartige Verkehrsmanöver im Kopf herumschwirren. „Little Schnappi“, das ist Dein Auftritt.

Auch in der Basisversion mit 180 kW/245 PS lässt sich der Porsche Cayman an die Leine legen. Voller Stolz verkündet er durch das mittig platzierte Endrohr mit dem typischen „6-Zylinder-Boxer-Gebell“: Ich bin ein Porsche!

Keine Spur von Bescheidenheit in seinem ganzen Wesen. Warum auch? Schließlich ist Porsche mit dem Cayman einer der spaßigsten Mittelmotorsportler gelungen, den es zurzeit auf dem Markt zu erwerben gibt.

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Angefangen beim Design, das die traditionelle Linienführung der typischen Porsche-Front in sich vereint, in der Heckpartie aber eine selbständige feminin muskulöse Eigenart entwickelt. Die Federführung wirkt in keinem Detail erschreckend, nein sie macht neugierig, versprüht sogar eine Spur von italienischem Charme und wirkt zeitlos lebendig.

Der Motor ist von neugierigen Blicken abgeschottet direkt hinter den Sitzen platziert und lässt sich leider nur von unten betrachten. Dafür ist der Cayman in Sachen Platzverhältnisse alles andere als bescheiden. Durch den versteckten Motor lassen sich über eine weit aufschwingende Heckklappe im hinteren Stauraum und den regulären Kofferraum in der Front bis zu 410 Liter Gepäck verstauen. Dazu bietet der Cayman ein großzügiges Gefühl der Räumlichkeit, das bei dem Schwestermodel Boxster mit geschlossenem Verdeck nicht gegeben ist. Die Armaturen im Innenraum sind fast identisch mit denen des PS stärkeren S Models. Qualitativ gibt es hier nichts zu bemängeln.

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Um das gesamte Ladepotential für einen Urlaub zu zweit dann aber wirklich ausnutzen zu können, ist ein Blick in Richtung Porsche Design interessant. Dort sind speziell für den Cayman maßgefertigte Reisekoffersets erhältlich.

Wenn man es mal genauer betrachtet ist es uns doch eigentlich total wurscht, was wir in den Porsche reinstopfen können. Also reden wir von etwas, das eine deutlichere Sprache spricht. Dem Vortrieb. Der Hubraum ist mit 2,7 Liter um 700 ccm kleiner als in dem des großen S Modells. Im Gegenzug wurden Optimierungen und Gewichtseinsparungen an Kurbelwelle und Kolbenbolzen zugunsten der Motor-Drehfreudigkeit vorgenommen.

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Die Sauganlage mit Resonanzklappe, die bis auf kleinere Anpassungen mit der des Cayman S baugleich ist, sorgt für ein höchstmöglichstes Drehmoment von 273 Newtonmeter. Erstmals übernimmt nun auch im hubraumkleinsten Boxermotor von Porsche die VarioCam Plus-Ventilsteuerung die Gaswechsel. Dadurch verbessern sich nicht nur das Drehmoment sowie die Leistung, sondern auch die Verbrauchswerte. Die liegen im Schnitt zwischen 10 und 15 Liter, je nach Fahrweise. Somit darf der Cayman sich in seiner Liga auch durchaus als Langstreckensportler bezeichnen lassen.

Wir wissen jetzt so einiges: Er klingt wie ein Porsche. Er nennt sich Porsche. Doch fährt er sich auch wie ein Porsche? Aber Hallo. Trotz der denkbar ungünstigen Kombination von Frost und Sommerreifen des fotografierten Cayman ist der Fahrspaß immer auf einem hohen Level geblieben. Natürlich ist die geringere Motorleistung zu spüren. Aber 6,1 Sekunden von 0 auf 100 können sich immer noch sehen lassen.

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Da auch das Drehmoment verringert wurde, sind schnelle und präzise Gangwechsel nötig, um wirklich schnell voranzupreschen. Einmal zu früh geschaltet und der Cayman lässt sich kurz Zeit um die Leistung wiederzufinden. Durch den direkten Kontakt zum Motor, der sich im Rücken befindet, sind die richtigen Schalt-Momente aber schnell gefunden und eingeprägt. Man fühlt es irgendwie einfach.

Doch ein einziges Manko gab es bei dem hier getesteten Cayman. Sein 5-Gang-Getriebe hinterlässt zwar im Alltagsverkehr durch die relativ lang übersetzten Gänge einen guten Eindruck, auf der Autobahn fehlt aber definitv eine Übersetzung. Der verflixte 6. Gang.

So wird der Fahrer für ein schnelles Vorankommen genötigt, besonders den 4. Gang teilweise ordentlich in Richtung des roten Drehzahl-Bereichs zu treten. Das kostet ordentlich Sprit und hört sich auf Dauer nicht mehr schön an.

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So spaßig der Boxer-Sound auch klingt, wird es auf Dauer auf der Autobahn doch manchmal zu einem Nervkonzert wenn die Höchstgeschwindigkeit von 258 km/H erreicht ist. Wenn Sie zu der Sorte Autobahnvielfahrer gehören sollte in der Liste der aufpreispflichtigen Extras definitv das Sportpaket mit PASM und 6 Gang-Schaltung inbegriffen sein.

Seine wahren Stärken zeigt der Cayman, wie jeder echte Porsche, auf den Landstraßen. Einmal in Fahrt schlängelt sich der Cayman um jede noch so enge Kurve und lässt dem Asphalt keine Chance, sich daneben zu benehmen. Die Lenkung arbeitet absolut sauber und übergibt dem Fahrer viel Feedback von der jeweiligen Straßenlage wieder. Grenzsituationen sind im Regelfall erst durch gezielte Provokation zu erreichen. Fällt diese zu hart aus, packen die Bremsen kraftvoll zu um nicht aus der Bahn zu fliegen. Auch wenn der Cayman S schneller und stärker ist, in den Kurven klebt der 2,7 Liter Boxer ihm am Heck.

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Das Fahrwerk ist so ausgereift, dass auch kleinere Fahrfehler ohne den Einsatz der Elektronik auskommen. Grundsätzlich ist es sehr straff ausgelegt. Leichtere Unebenheiten wie Gullydeckel werden aber kaum wahrgenommen, erst bei wirklich schlechten Straßenverhältnissen leidet die Bandscheibe mit. Ein wenig Abhilfe schafft hier das vorhin schon erwähnte PASM-Fahrwerk. Damit ist der Cayman auch für wehleidige Limousinenfahrer eine wirklich interessante Einstiegsvariante für den Alltag.

Durch das Mittelmotorkonzept ist die Karosserie so gut ausbalanciert, dass ein Heckschwenk sehr früh wahrgenommen und dementsprechend behutsam wieder eingefangen werden kann. Das PSM lässt dem Fahrer hierbei sehr viel Spielraum ehe es behutsam eingreift. Wird es dem Mini-Porsche doch ein wenig zu bunt, schaltet sich die Elektronik ein. Der Fahrer bleibt aber immer im Glauben, dass ihm unterstützend geholfen wird. Man entzieht ihm nicht, wie es bei vielen anderen Herstellern der Fall ist, die Kontrolle. Das klappt selbst im Winter bei Feuchtigkeit und leichtem Frost ohne Probleme. Diese Kleinigkeiten bauen erst eine richtige Vertrauensbasis zwischen Hersteller und Endkunden auf. Sicherheit ist zwar schön, aber der Fahrspaß sollte darunter möglichst nicht leiden. Das soll aber kein Freischein für freudiges Kurvenballern sein. Der Cayman verlangt auch in seiner Basis Version ein erfahrene Hand, die Ihn führt. Ansonsten schnappt das Krokodil schneller zu als man Schei... schreien kann.

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Was macht den Winter noch begehrenswert? Richtig. Die Kombination aus Schnee und eine großen freie Asphaltfläche, die großes After Work Driftpotential bietet. Hier zeigt der Cayman dann auch sein Potential. Ein kleiner Druck auf die PSM-OFF Taste und schon wedelt Schnappi mit abgeschalteter Elektronik freudig umher. Mit einigermaßen geübter Hand sind die Grenzen auch in solchen Extremsituationen gut zu handeln. Und so zeichnet sich ein Donout nach anderem in den Schnee...

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Fazit: Porsche hat es geschafft, einen gelungenen Einstieg in die Sportwagenwelt zu schaffen. Der Cayman ist durch und durch ein Sportler, der sich auch mit seinen bescheidenen Pferdestärken anständig fortbewegt, eine große Alltagstauglichkeit vorweist und höchste Agilität auf den kurvigsten Landstraßen zeigt. Zudem lässt sich über den Spritverbrauch nicht meckern. Wer Überlegenheit auf der Straße oder Rennstrecke demonstrieren möchte, der sollte nicht unter dem Cayman S anfangen. Wer aber damit leben kann, dass auf der Autobahn manch ein TDI sich gefährlich nahe an das Heck krallt und dann würdevoll der Blinker zu rechten Spur gesetzt werden muss, wer einfach nur das Lebensgefühl Porsche verinnerlichen möchte und dafür aber nicht so tief in die Tasche greifen kann wie manch ein anderer, der hat hier das richtige Auto gefunden. Egal ob großer Motor oder kleiner Motor, ein Porsche ist mehr als nur ein Auto. Es ist die Emotion, die Freude, die Einstellung, die hier mitspielt. Und davon besitzt „Little Schnappi“ eine Menge.

Datenblatt: Porsche Cayman | Mittelmotor | Hubraum: 2.687 cm³ | 180 kw (245 PS) | 273 Nm | Vmax: 258 km/H | Beschleunigung 0- 100 km/h in 6,1s | Drehzahl: 6.000 U/min | Co2 Emission g/km: 222 g | Preis: ab 48.879,00 EUR inkl. MwSt.

Text + Fotos: Mario-Roman Lambrecht

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  • 2 Jahre später...

Auch in der Basisversion mit 180 kW/245 PS lässt sich der Porsche Cayman an die Leine legen.

Schöne Fotos und gut geschriebener Bericht.

Aber sollte es nicht heißen, dass sich der Cayman nicht an die Leine legen lässt?

MfG Olli

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Die Bilder sind echt klasse! Bist du professioneller Fotograf? So sieht es zumindest aus. Und definitiv Sportwagen-Liebhaber. Das liest man in deinem Bericht sofort. Super!

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