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Zukünftige Entwicklung der Autoindustrie


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Dieser Thread soll die zukünftige Entwicklung der Autoindustrie zur Diskussion stellen.

Die Endlichkeit der Erdölreserven, sowie die Ungewissheit über den Zeitpunkt der ersten Angebotsverknappungen größeren Ausmaßes werden ebenso eine Rolle spielen, wie der poltische Druck im Hinblick auf den CO²-Ausstoß.

Die Ausgangssituation stellt sich unternehmens- und landesspezifisch sehr unterschiedlich dar:

- Die deutschen Hersteller nehmen im Moment noch eine führende Rolle im mittleren und oberen Segment ein.

- Die japanischen Hersteller, insbesondere Toyota, sind ebenfalls technologisch stark und fertigungstechnisch effizient.

- Die anderen großen europäischen Hersteller aus Frankreich und Italien bedienen vorwiegend den Massenmarkt im unteren Preissegment.

- Die amerikanische Autoindustrie ist in Bezug auf die Stückzahlen immer noch sehr groß, wirtschaftlich jedoch nahezu bankrott.

- Produkte aus Schwellenländern spielen im Moment noch keine wesentliche Rolle auf dem europäischen und nordamerikanischen Markt.

Soweit mal eine sehr grobe Einteilung der Ist-Situation.

Als Ausgangspunkt der Diskussion möchte ich gerne Autopista aus einem anderen Thread (http://www.carpassion.com/de/forum/530148-post35.html) zitieren:

...

GM und Ford sind beide faktisch pleite. Hierfür reicht ein Blick in die Bilanzen der beiden Firmen. Beispiel GM:

Allein im letzten Jahr hat die größte Autofirma der Welt über 75 % ihrer Cash-Reserven aufgebraucht. Im Augenblick sind etwas weniger als 20 Mrd Dollar übrig, die Summe aller Verbindlichkeiten beläuft sich auf atemberaubende 440 Mrd $!!! Somit hat GM eine Eigenkapitalquote von unter 5%. In Europa würde so ein Pleiteladen von keiner Bank mehr auch nur einen Cent erhalten.

Der einzige Grund warum diese Firma noch nicht Chapter 11 (Konkurs) angemeldet hat, ist der Umstand, daß eine Entlassung von über 100.000 Arbeitern politisch sehr schwer zu verdauen wäre. Denn dann müsste der amerikanische Staat z.T. für deren Alterversorgung aufkommen, zum jetzigen Zeitpunkt macht das immer noch die Firma. Deshalb wird der Patient notgedrungen am Leben gehalten. Ich möchte nicht wissen wieviel ein gewisser Herr K. letztes Jahr vom weissen Haus dafür erhalten halt, daß er für GM in die Bresche gesprungen ist und Millionen an Aktien gekauft hat, als der Kurs im Tiefflug war.

Ein großer Unterschied zwischen USA und Europa ist, daß den Amerikanern ihre Autoindustrie eigentlich egal ist, zumindest den wirklich Mächtigen im Land. Das Geld kommt vorwiegend aus anderen Kanälen. Eine Exxon verdient allein in einem Quartal mehr als alle europäischen Autofirmen zusammen. Da ist es dem großen Geld herzlich wurst, ob GM und Ford nun pleite gehen. Die Firmen werden gerade so durchgefüttert, damit die Arbeiter ihre Jobs behalten und es diesbezüglich keinen Ärger gibt. In Europa gehen die besten Ingenieure in die Autoindustrie in den USA zur NASA oder in den Rüstungszweig.

GM und Ford haben beide über Jahre hinweg vorwiegend durch ihre Pick-Ups Geld verdient. Die Produktion ist unschlagbar billig, keine Entwicklugnskosten und auch kaum Konkurrenz, denn gerade für diese Art von Autos gibt es einen Import-Zoll, den ein Ausländer nur dann umgehen kann, wenn er vor Ort produziert. Die Explosion der Ölpreise letztes Jahr hat aber die Nachfrage nach diesen Autos schlagartig fallen lassen, GM und Ford haben plötzlich kein Geld mehr verdient. Es ist völlig egal, was diese Marken an Brot und Butter Autos bringen. An einer Corvette verdient GM keinen Cent. Auch nicht an einer Z06. Das sind reine Imageträger. Entscheidend ist, daß die Pick-Ups und SUVs gut verkauft werden. Allein damit machen die 2 großen Geld. Alles andere ist Kleinkram. Deshalb wird auch in Europa unter der Marke Chevrolet nur billigster Schrott verkauft. Weil es den Herren in Detroit letzten Endes völlig egal ist. Hauptsache Opel funktioniert ganz gut, damit man auf deren Entwicklungsressourcen zurückgreifen kann.

Ob GM und Ford überleben können, hängt sehr stark von dem Wohlwollen der Regierung ab. So kurz vor einer Neuwahl wird es keine Pleite dieser Firmen geben. Wenn der Ölpreis aber wieder explodieren sollte (z.B. durch Spekulationseffekte) und die amerikanische Wirtschaft ernsthaft schwächelt, dann wird man die Läden schneller zusperren als sich manch einer vorstellen kann.

Welche Veränderungen werden wir nun in der Zukunft sowohl im Hinblick auf die wirtschaftliche Verfassung der einzelnen Unternehmen, als auch im Hinblick auf die Einführung neuer Technologien und Fahrzeugkonzepte sehen?

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Den Ausführungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage von GM und Ford durch autopista ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Er hat es schon sehr treffend formuliert. Und Chrysler überlebt im Augenblick auch nur im Konzernverbund mit Mercedes.

Verbindlichkeiten von 440.000.000.000,00 USD. Allein bei einem Finanzierungszinsatz von lediglich 5% ( wird, da die GM-Anleihen ja Junk-Status genießen, wohl höher sein), errechnen sich jährliche Zinszahlungen von 22.000.000.000 USD. Und da ist dann noch nicht ein USD für die Tilgung dabei.

Und bei Ford sieht es nicht viel anders aus.

Wie autopista schon sagt, die beiden Firmen leben wohl nur noch aus politischem Willen. In Europa wären die Unternehmen bei diesen Beträgen längst in der Insolvenzverwaltung. (siehe BBS)

Hier wird auch meiner Meinung nach deutlich, daß es zukünftig kaum finanzielle Freiräume gibt, um die Qualität der Fahrzeuge massiv, dauerhaft und über die gesamte Produktpalette zu verbessern. Auch bahnbrechende Neuentwicklungen sind vor dem Gesichtspunkt des de facto nicht mehr vorhandenen F+E-Budgets wohl nicht zu erwarten. Hier werden zukünftig Synergien mit Opel und Volvo (kleiner Fahrzeuge, benzinsparende Motoren, Diesl) genutzt. Die im Corvette-Tread angesprochene qualitative Verbesserung will ich gar nicht in Abrede stellen, nur wird dies nicht auf die gesamte Flotte übertragen sonder wenn überhaupt, wohl nur auf einige wenige Exportfahrzeuge, damit die überhaupt noch adäquat verkauft werden können. Und aufgrund dieser Sparmaßnahmen, geraten jetzt Zulieferen wie Delphi auch in die Krise. Auch hier steht eine Insolvenz bevor.

Ähnliches gilt doch auch für Chrysler. Zu welchen Preisen hier Jeep-Fahrzeuge und die Chrysler-Baureihen (300, Crossfire u.a.) verkauft werden, ist doch kaum noch als "gewinnbringend" zu bezeichnen. 4-Jahre all-inclusive-Pakete obendrauf. Für mich als Konsumenten durchaus nice to have, aber für das Unternehmen wirtschaftlich wohl kaum zu vertreten. Da geht es wohl nur noch um die Erreichung des DB1. Und aufgrund von Einkaufs-Sparmaßnahmen, ist dann z.B. im Jeep SRT eine schlechtere Bremsanlage im Vergleich zu den Wettbewerbern verbaut, die dazu führt, daß der High-End-Jeep aus 100 Km/h 4 Meter mehr Bremsweg benötigt, als die europäischen Wettbewerber.

Das die deutschen Herrsteller, die überwiegend im Hochpreissegment angesiedelt sind, nun aktuell von der CO2-Diskussion erfasst werden, kann langfristig schon zu Konsequenzen führen. Zumal gerade VW, Opel und Ford ja massiv von den preiswerteren und teilweise billigen Anbietern aus Frankreich, Spanien, Japan, Korea und China angegriffen werden. Derzeit hilft uns noch das hervorragende Image deutscher Fahrzeuge. Gerade in der Premiumklasse lassen sich somit sehr hohe Deckungsbeiträge und Margen erwirtschaften.

Und die Chinesen sind doch nicht dumm, auch wenn heute alle über den Landwind-Chrashtest lachen. Billiger und schneller, als durch den deutschen Crashtest von DEKRA oder TüV, können die Chinesen gar nicht lernen. Und das auch noch kostenlos. Mal abwarten wir die chin. Autos in 5 oder 6 Jahren aussehen.

Adios

Meiner Meinung nach wird die Entwicklung der Autos vorallem in dem Kleinwagenbereich in der Zukunft vorangetrieben. Bisher ist es doch so, dass sich die deutschen Hersteller beinahe nur in dem oberen Preissegment halten. Natürlich sind die Autos qualitativ sehr gut und jeder fährt lieber einen 5er als nen Fiesta.

Bedenkt man aber nun die Riegel, die den Firmen(Co2 Ausstoß) vorgeschoben werden sollen, so werden auch die deutschen Firmen sich andere Wege(im Kleinwagenbereich überlegen, um Provit zu erzielen) überlegen.

Auch denke ich, dass die SUV´s sehr verpönt werden in der Zukunft. Momentan wollen noch viele einen SUV fahren, doch werden die Fahrer nun immer mehr unter Druck durch die Regierung raten. Diese Einstellung wird auch auf die Bevölkerung "abfärben", welche dann auch "mit dem Finger" auf diese Leute zeigen werden. Dies wollen die Fahrer nicht, also hohlen sie sich einen anderen Wagen. Die Entwicklung läuft somit meiner Meinung nach in die gezeigte Richtung.

Die aktuelle CO2 Diskussion wird die Automobilindustrie nicht ernsthaft gefährden können. Weder in Europa noch in USA oder Asien wird man die Steuergebung so anziehen, daß die eigene Industrie vor der Konkurrenz ernsthaft geschwächt wird. Der volatile Ölpreis hingegen wird eine anhaltende Herausforderung für alle Hersteller bleiben. Vor diesem Hintergrund werden alle Produzenten ihre Autos auf einen niedrigeren Verbrauch hin optimieren müssen.

Die weitaus größere Herausforderung für die Autoindustrie sehe ich aber in der demographischen Entwicklung in den Ländern der ersten Welt, von daher Europa, USA, Japan. Die Baby-Boom Generation nähert sich in den nächsten Jahren ihrem Ausgebehöhepunkt. Ab 2010 wird daher der Konsum in diesen Ländern tendenziell eher zurückgehen.

Dies ist für die Autoindustrie ein großes Problem, denn für sie ist es am schwierigsten Überkapazitäten abzubauen. Genau diese Politik praktizieren momentan alle europäischen Hersteller, sie bauen ihre Kapazität massiv aus. Sie handeln zyklisch nicht antizyklisch. Wenn es zu einem Nachfrageeinbruch kommt, kann derjenige die Krise am besten handhaben, welcher am wenigsten Schulden und am meisten Cash auf der Bank hat.

Von dieser Perspektive aus führt an Toyota kein Weg vorbei. Die Japaner haben sich strategisch in eine so starke Position gebracht, es erscheint unmöglich den langsamen Riesen zu stoppen.

Vergleicht man die reine Cash Situation so sitzen beinahe ausnahmslos alle europäischen PKW Hersteller auf einem großen Schuldenberg. Porsche selbst steht sehr gut da, VW hingegen nicht. Die Marge ist weiter sehr schwach, die Umsatzrendite mager, der Schuldenberg exorbitant. DaimlerChrysler leidet unter dem schwachen US Markt. Die Finanzsituation ist durchwachsen. Das Image der Marke Mercedes-Benz wurde in den letzten Jahren durch miese Qualität ruiniert. Es sieht hier nicht gut aus.

BMW steht von den deutschen Herstellern mit Abstand am besten da. Seit Jahren fährt man eine sehr gute Rendite ein. Die Cash Situation ist recht gesund, trotz eines beispiellosen Forschungsaufwandes. Technologisch haben die Münchener neben Lexus die Führerschaft in der Premiumklasse. Ich denke daß BMW nachhaltig aus eigener Kraft heraus auch eine eventuelle Krise im Autosektor meistern kann. Weder Audi noch Mercedes werden BMW mittelfristig gefährden können.

Fiat hat in den letzten Jahren ein tolles Comeback gefeiert, ist aber noch lange nicht über den Berg. Die hohen Gewinne wurden z.T. durch kleine Rückstellungen erzielt, die Cash-Situation ist schwach. Fiat wird noch mindestens 2-3 sehr starke Jahre brauchen um wieder auf gesunden Beinen zu stehen.

Renault/PSA sind beide vor einer ähnlichen Situation, wobei Renault zusätzlich noch mit Nissan zu kämpfen hat. Der Kauf war strategisch ein Fehler, denn Japan leidet unter einer anhaltenden Deflationskrise deren Ende sich erst langsam abzeichnet. Die Franzosen sind in den letzten Jahren von den wiederauferstandenen Italienern unter Druck geraten. Man bewegt sich hier in schwierigen Marktsegementen die wenig Rendite abwerfen. Auch technologisch haben die Franzosen den Anschluss verloren. Es bleibt abzuwarten ob die Kreativität beider Marken ein Comeback ermöglicht. Die Cash-Situation ist hier auf beiden Seiten nicht prächtig aber auch noch nicht kritisch. Langfristig rechne ich mit einer Fusion beider Unternehmen. Ein großer französischer Autokonzern sollte dann allerdings nicht unterschätzt werden.

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