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Fahrbericht Ferrari 599 GTB Fiorano


Karl

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Fahrbericht Ferrari 599 GTB Fiorano

Bin den Ferrari 599 GTB Fiorano auf der Autobahn und Landstrasse gefahren.

Die Optik mag gewöhnungsbedürftig sein, mir gefällt der etwas martialische Look, der 575M ist im Vergleich doch sehr klassisch. Das Heck hätte man etwas knackiger gestalten können (es wirkt real nicht so perfekt wie das Foto weiter unten suggeriert), die Frontansicht jedoch entschädigt mit ihrem schön aggressiven Design. Die Serienfelgen sind optisch zu klein, das Auto braucht unbedingt die 20"-Felgen im Challenge-Look.

Einsteigen und Platz nehmen gestalten sich wie bei jedem Frontmotor-Ferrari problemlos, eine perfekte Sitzposition ist dank der in diesem Fahrzeug verbauten, elektronisch allumfassend verstellbaren Recaro-Sportsitze schnell gefunden. Sogar das Lenkrad lässt sich nun elektronisch verstellen X-) , wie im Ferrari 612 Scaglietti..., ein erster Hinweis auf zumindest einen Wesenszug des 599 GTB Fiorano. Den Motor startet man inzwischen per Knopfdruck am Lenkrad, das Manettino stellt den Fahrer vor die Wahl fünf vier verschiedener Fahrmodi, von hart (keinerlei elektronischer Hilfsmittel) bis zart (Winterfahrmodus).

Der Sound und die Lautstärke haben sich gegenüber dem 575M Maranello deutlich gesteigert, er kommt dem unerreichten, sägenden Gebrüll des F430 inzwischen gefährlich nahe. Dabei ist es wie beim F430 auch hier der Auspuff, der die Musik macht. Diese erreicht in all ihrer Pracht jedoch nur Außenstehende, denn im Innenraum ist es erstaunlich leise. Von hinten, recht tief unten dringt dosiert der Sound an die Ohren der Passagiere, im Normalbetrieb nie störend, das HiFi-Soundsystem behält zumindest bis 5.000/min stets die Oberhand.

Das leichte Gaspedal spricht sofort stark an, wie bei einem Aston Martin DB9, Neulinge am Volant des 599 GTB Fiorano haben schnell auch bei trockener Straße die Hinterräder unabsichtlich zum Quietschen gebracht. Die Lenkung ist recht leichtgängig aber direkt, nicht ganz so zackig wie im Gallardo, nicht ganz so leichtgängig wie im 612 Scaglietti. Kaum in Fahrt genießt man die komfortable Federung und das relativ relaxte Umfeld, man sitzt bequem und entspannt, auf Augenhöhe mit den anderen Verkehrsteilnehmern, nichts scheint auf die Kraft hinzudeuten, die zu entfesseln ein leichtes ist. Und wehe wenn sie losgelassen :-o : Klick-klack, über die linke Wippe hinterm Lenkrad zwei Gänge heruntergeschaltet – was subjektiv jetzt noch schneller funktioniert als im F430, aus dem Auspuff knallt es geradezu :-))! – und das Bild wandelt sich, 620 Pferde erwachen, brüllen wie 620 Stiere 8) und schmeißen den 599 GTB Fiorano nach vorne. Subjektiv wird das Beschleunigungsmoment aufgrund des merklichen Aufnickens der Karosserie noch verstärkt. Das gleiche Bild beim Bremsen - und bei dem von mir gefahrenen Fahrzeug warfen die Karbon-Keramik-Bremsen die Anker in den Straßengraben - , der 599 GTB Fiorano nickt merklich ein. All dies sind Zugeständnisse an das wirklich komfortable Fahrwerk, der 599 GTB Fiorano ist im Manettino-Stadtmodus ein veritabler Reise-GT. Dies unterstreicht auch der im Vergleich zum 575M um 50% größere Kofferraum.

Ein verdammt schneller Reise-GT. Auf der Autobahn hat man schnell die Richtgeschwindigkeit erreicht..., pro Achse... Der 599 GTB Fiorano gleitet dabei über die linke Spur, Querfugen lassen ihn kalt, den Längsrillen muss wie bei jedem breitbereiften Sportwagen größere Aufmerksamkeit geschenkt werden, die Windgeräusche überdecken den wie gesagt nur gedämpft an die Passagiere dringenden Auspuffsound. Bei hohen Geschwindigkeiten liegt er im Stadtmodus sehr weich, man fährt gerne schnell, ist fast entspannt. Das Überholprestige ist leider nicht ganz so ausgeprägt wie bei einem Lamborghini Murciélago, was vielleicht aber auch an der zurückhaltenden Lackierung dieses 599 lag.

Auf der Landstrasse erwischt man sich beim permanenten rauf- und runterschalten, der Motor dreht hoch, der Auspuff brüllt, spuckt, hustet, schreit :-))! – das ist Ferrari, das können sie wie kein zweiter Sportwagenhersteller: Sound! Jede Kurve wird Grund genug mindestens ein mal die linke Wippe zu ziehen, Gas geben, Schnauze hoch, 120, 160, der Vordermann fängt schon an zu schlingern, Bremsen, Hintern hoch, linke Wippe weil’s so schön war – geil :D ! Bei aller Dramatik fühlt man sich im Gegensatz zu einem Mittelmotor-Sportwagen jedoch nicht gezwungen zum Jäger zu mutieren. Während man im F430, Gallardo und vor allem Murciélago keine Gefangenen macht 8) und sich permanent auf der linken oder Gegenspur befindet, animiert der 599 GTB Fiorano auch zum gemütlichen Cruisen, man fällt auf den ersten Blick eh nicht sonderlich auf und provoziert somit niemanden sich an dem Ferrari zu produzieren.

Ein Allround-Supersportwagen, mit dem man jeden Sonntag morgen auf Wunsch die Nachbarn zum Wahnsinn treiben, über den Tag sich mit Motorrädern duellieren und am Sonntag Nachmittag aber auch die rüstige Schwiegermama zum Kaffee trinken abholen kann.

Der sich geradezu aufdrängende Vergleich mit dem Lamborghini Murciélago LP640 bedeutet nicht nur in diesem Forum traditionell, sich auf brüchiges Glatteis zu begeben :wink: . Doch muss sich keiner der beiden seiner Bauart bedingten Vorteile über das Maß rühmen, jene haben jeweils etwas für sich und sind sicher für einige Interessenten Grund genug sich gegen den einen und für den andern zu entscheiden. Der Ferrari hat mehr Platz und ist komfortabler sowie weitaus übersichtlicher 8) , der Murciélago ist in allen subjektiven Belangen mehr Supersportwagen: Optik (unbestritten, siehe oben), Sitzen, Hören, Fühlen, Fahren – aber dabei nicht unkomfortabel, auch der Kofferraum ist groß genug für ein langes Wochenende zu zweit. Das subjektiv verbindlichere Fahrwerk des Lambo sorgte zumindest bei mir dafür, im Murciélago LP640 grundsätzlich höhere Geschwindigkeiten auf der Autobahn zu fahren als im 599 GTB Fiorano. Auch das schnelle Anfahren an der Ampel gelingt aufgrund des Allrad-Antriebes im Murciélago deutlich eleganter. Wie oben bereits beschrieben sorgt überhaupt das gesamte Mittelmotor-Sportwagen-Umfeld für ein grundsätzlich anderes fahren, man bewegt sich in einer völlig anderen Dimension als die anderen Verkehrsteilnehmer, ist schon optisch allen Anderen hoffnungslos überlegen. Der 599 GTB Fiorano weist hier aufgrund seines "normalen" Frontmotorkonzeptes vom Gefühl her vergleichsweise keine krassen Unterschiede zu den anderen Fahrzeugen auf der Strasse auf, man ist..., mmmmh..., "normal" unterwegs..., wie oben beschrieben wortwörtlich eben auf gleicher Augenhöhe...

Ich bin gespannt wie beide V12 im Supertest und hier vor allem auf der Nordschleife abschneiden, bei allen bekannten von der Tagesform abhängigen Einschränkungen der vielleicht objektivste Vergleich zwischen beiden. Hoffentlich schaffen es beide Hersteller, noch diesen Sommer entsprechende Testwagen an die sport auto zu liefern. Allein schon um Diskussionsstoff für die bekannten Lager hier im Forum zu liefern.

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Echt wunderbarer Bericht! :-))!

Die Zeilen verschlingt man so schnell das man sich am Anfang des letzten Absatzes denkt, schade des es gleich wieder vorbei ist. :cry:

Und wieder gefällt mir der 599 ein bisschen mehr, vor allem das erste Photo hat es mir angetan.

Und bei den Felgen stimme ich dir eindeutig zu.

  • 2 Wochen später...
Ist die F1 im 599 wesentlich besser als das Egear mit dem neuen Update im LP 640? Oder genügt dem "Normalsportfahrer" die sequentielle Lambo-Schaltung?
Die 599-F1 ist nicht besser als das LP640-Egear - die F1 war ganz allgemein noch nie besser als das Egear, beide operierten mit unterschiedlichen Ausrichtungen auf hohem Niveau. Subjektiv nehmen sich beide von Dir angesprochenen Schaltungen nichts, die Unterschiede waren früher größer. Beide sind verdammt schnell und dabei bei korrekter Bedienung sehr weich, wobei man mit dem Manettino bei der F1 ja noch Einfluss auf die Schaltzeiten nehmen kann.

Um es für die anderen Fahrzeuge auch noch mal stark vereinfacht auszudrücken gemäß meinen subjektiven Eindrücken:

Gallardo 1. Serie (500 PS): hart, schnell

Gallardo 2. Serie (520 PS): weicher, schnell

F430: weicher, schnell

Murciélago 1. Serie: weicher, schnell

575M Maranello, 360: weicher, nicht ganz so schnell

Grundsätzlich sind die Übergänge bei hohen Drehzahlen subjektiv immer etwas schneller und perfekter als bei niedrigeren Drehzahlen.

Der 599 GTB Fiorano im Übrigen sieht auf der Strasse "in echt" deutlich knackiger aus als auf allen Bildern: Wie angespannte Muskeln verlaufen die Linien der Kotflügel über die Radkästen, die Fensterfläche in der Seitenansicht ist klein wie das Guckloch bei einem Spähpanzer, die Front wirkt mit ihren Sicken und Lufteinlässen wie der Panzer eines Kampfinsektes. Dazu brabbelt der Auspuff lüstern selbst im Standgas - herrlich :-))! ! Ein tolles Design, welches spätestens begriffen wird, wenn man den Wagen live auf der Strasse sieht.

Danke für den Bericht, inkl. der Bilder :-))!

Man fährt ja fast selber mit..

Sorry für die Unwissenheit eines Nicht- Ferrarifahrers,

aber warum hat der 599 trotz F1 Schaltung 3 Pedale?! :???:

Schaut mir nach Spiegel aus. :wink:O:-)

Schaut mir nach Spiegel aus. :wink:O:-)

Oh je....wie peinlich :oops: :oops:

Kann einer meine Frage bitte löschen? O:-)

Wofür braucht man denn da einen Spiegel? :???:

Fühlen Ferrari Fahrer nicht, wieviel Gas sie geben? O:-)

Fahrbericht Ferrari 599 GTB Fiorano

Bin den Ferrari 599 GTB Fiorano auf der Autobahn und Landstrasse gefahren. Hier das Biest:

Toller Bericht, vielen Dank!

Eine Frage: Treten die beschriebenen sprübaren Nickbewegungen beim Gasgeben/Bremsen im Race-Modus auch auf?

Wofür braucht man denn da einen Spiegel? :???:

Ist kein Spiegel , ist eine Edelstahl abdeckung , soll verhindern das es gebrauchsspuren gibt . Stell dir vor dort wäre nur Stoff, der wäre in kürzester Zeit verbraucht !

Fühlen Ferrari Fahrer nicht, wieviel Gas sie geben? O:-)

Wenn alle so sind wie Skr , brauchen die nichts zu fühlen, die Sorte kennt nur eine Pedal Stellung!!!!

@Karl

Deine Subiektiven Eindrücke bezüglich der Leistung dieser zwei Kontrahenten hätte mich wirklich Interessiert , hast es aber schön überlesen, bzw. Ignoriert !:-))!

Wofür braucht man denn da einen Spiegel? :???:

Fühlen Ferrari Fahrer nicht, wieviel Gas sie geben? O:-)

Ich habe noch ein Bild gefunden, was den "Spiegel" bei den Pedalen, der bei fast allen Ferrari vorhanden ist, etwas genauer zeigt. (stammt aber aus einem 348er) Wie schon erwähnt ist das eine Edelstahlabdeckung zum Schutz der Seitenwand.

Leider sieht man diese beim fahren nicht, also müssen auch wir Ferraristi fühlen, wieviel Gas wir geben. O:-)

Allerdings sehen wir im anderen Spiegel schon ganz genau wieviel es war, wenn auf einmal die hinteren Autos soooo klein werden. :D

spiegel.jpg

Wofür braucht man denn da einen Spiegel? :???:
Ich habe auch so einen Spiegel im Fußraum meines Wagens. Immer wenn ich vollbesoffen auf allen Vieren das Kinn übern Seitenschweller schiebend ins Fahrzeug krieche, dann schaue ich im Spiegel nach meinem Gesichtsausssdruggg und ob die Uniformierten was merken könnten.

:wink:

Eine Frage: Treten die beschriebenen sprübaren Nickbewegungen beim Gasgeben/Bremsen im Race-Modus auch auf?
Kläre ich.

@Karl

Deine Subiektiven Eindrücke bezüglich der Leistung dieser zwei Kontrahenten hätte mich wirklich Interessiert , hast es aber schön überlesen, bzw. Ignoriert !:-))!

Vom Gefühl her geht der Murciélago LP640 im oberen Drehzahlbereich besser, vor allem der nochmalige Kick bei rund 5.000/min beim Murci trägt zu diesem Eindruck bei. Auch meine ich dass sich der Lambo im hohen Geschwindigkeitsbereich besser durch die die Konsistenz von Brei aufweisende Luft durchschieben kann. Dafür scheint die Entfaltung der Kraft im Ferrari leichtfüßiger, da die Bedienkräfte nochmals geringer sind als im Murciélago.

Grundsätzlich wirkt der flache Lamborghini auf den Fahrer wilder. Das merkt man besonders im Stand, hier ruht der Ferrari, das schöne lichte Interieur lädt dazu ein sich ein Buch zu nehmen und zu lesen anzufangen. In der Pilotenkanzel des Lamborghini hingegen ist für so etwas kein Platz, man kann dort nur fahren, mehr nicht, basta. Also Zündschlüssel herumgedreht, rechte Wippe ziehen und gib ihm!

Ich habe auch so einen Spiegel im Fußraum meines Wagens. Immer wenn ich vollbesoffen auf allen Vieren das Kinn übern Seitenschweller schiebend ins Fahrzeug krieche, dann schaue ich im Spiegel nach meinem Gesichtsausssdruggg und ob die Uniformierten was merken könnten.

:wink:

:D :D ich brauche so ein Spiegel auch...

Danke für den tollen Bericht und die Bilder. Habe den 599 bei den Ferrari Days in Spa besichtigt und dort standen zwei Modelle: Einer mit Serienfelgen und einer mit den von Dir erwähnten 20 Zoll Challenge Felgen.

Fazit: Ich stimme Dir bei der Wahl der Felgen zu!

Eine Frage: Treten die beschriebenen sprübaren Nickbewegungen beim Gasgeben/Bremsen im Race-Modus auch auf?
Nein, vor allem im Race-Modus verhärtet sich die Federung derart, dass die angesprochenen Nickbewegungen unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit nicht mehr auftreten - weder beim Bremsen noch Beschleunigen.
Nein, vor allem im Race-Modus verhärtet sich die Federung derart, dass die angesprochenen Nickbewegungen unabhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit nicht mehr auftreten - weder beim Bremsen noch Beschleunigen.

Vielen Dank! Klingt gut...

Hallo, ich hab ne Frage zu den Manettino Modi.

Du sprichst zwei mal vom "Stadt Modus". Im 430er gibt's ja Schnee/Eis, Nass, Sport, Race, CST off. Ist das beim 599 jetzt anders?

Nein, die Modi entsprechend sich. Ferrari spricht davon, dass der Modus "Nass" vor allem auch für den normalen Stadtverkehr geeignet ist, da man hier nicht die volle Leistung des 599 nutzt. Daher verwendete ich die Bezeichnung "Stadtmodus".

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